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MIMPI
MANIS
oder
Eine Familie
erfüllt sich ihren Traum von Freiheit
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2006
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Januar:
Wir beginnen das neue Jahr gebührend mit einem leckeren
Weißwurstfrühstück, dazu frische selbst-gebackene
Brezn, Händlmeiersenf und eine Flasche Franziskaner Weißbier.
Inzwischen -nach so vielen Brezn Backversuchen- geht uns das
Rollen und Formen der Brezn ganz leicht von der Hand, wir sind
schon zu richtigen Profis avanciert und das Ergebnis wird von Mal
zu Mal schöner und besser. Auch Lena liebt es, mitzuhelfen,
sie knetet und formt mit voller Begeisterung. Am Abend des 2.
Januar verlassen wir schließlich St. Martin mit Ziel BVI´s
(British Virgin Islands). Da die Inseln im Verruf stehen, eines
der teuersten Segelreviere der Karibik zu sein, kaufen wir noch
vorher kräftig Frischproviant ein und füllen unseren
Kühlschrank, um für die kommenden Tage und Wochen
gerüstet zu sein.
Kurz
nachdem wir abgelegt haben, schläft auch schon Lena während
des Segelsetzens in ihrem Stuhl ein. Wir bringen sie in ihr Bett,
wo sie bis zum nächsten Morgen durchschläft. So bekommt
sie Gottlob von der extrem schaukeligen und unangenehm ruppigen
Fahrt nichts mit. Evi dagegen bekommt der schwere Seegang nicht
besonders. In ihrer Nachtwache hängt sie ein wenig grün
im Gesicht über der Reling und gibt das halb verdaute
Abendessen von sich. Einziger Trost: wir kommen bei dem 5er
Nordostwind unter Raumschotkurs mit einem 6er Schnitt
vergleichsweise schnell voran, so dass wir die gut 80 Seemeilen in
14 Stunden hinter uns bringen, und schon am nächsten Morgen
gegen 8 Uhr Virgin Gorda erreichen und den Anker vor Spanish Town
werfen können. Die Einklarierungsprozedur geht schnell,
einfach und relativ billig. 15 US Dollar für 4 Wochen Permit,
dazu kommen lächerliche 30 Cents für die Formulare beim
Einklarieren und 75 Cents für die Ausklarierungsformulare.
Dafür bekommt man aber auch jeweils eine Quittung über
0,30 US$ bzw. 0,75 US$ ausgestellt. Bei Charterbooten wird jedoch
kräftig zugelangt. Da hier pro Nase und Zeit gerechnet wird,
können je nach Besatzungstärke und Aufenthaltsdauer
schnell über 100 US$ zusammenkommen. Auch sind wir
überrascht, wie einfach das Einklarieren läuft. Nach all
den Seglerberichten, die die Beamten hier auf den BVI´s als
eine der unfreundlichsten in der ganzen Karibik schildern, haben
wir uns auf das Schlimmste vorbereitet, was jedoch nicht bestätigt
wurde. Vielleicht hilft es ja wieder einmal, mit einem kleinen
Kind aufzukreuzen. Diese Erfahrung haben wir hier in der Karibik
immer wieder gemacht.
Die
British Virgin Islands bestehen aus 16 bewohnten und vielen
unbewohnten Inseln, insgesamt leben an die 14.000 Menschen dort,
die meisten davon auf der Hauptinsel Tortola, in der Hauptstadt
Road Harbour. Der Rest der Einwohner verteilt sich auf die übrigen
Inseln, insbesondere Virgin Gorda, Anegada und Jost van Dyke.
Politisch betrachtet sind die BVI´s britisches Protektorat
unter eigenständiger Verwaltung. Staatsoberhaupt ist jedoch
die englische Königin, vor Ort vertreten durch einen
Gouverneur, der verantwortlich ist für die Verteidigung,
Außenpolitik, innere Sicherheit und die Legislative. Größter
Wirtschaftszweig und Einnahmequelle der Inseln ist der Tourismus,
vor allem der Yacht-Chartertourismus. Kein Wunder, die schönen
Inseln bieten auch alles, was ein Seglerherz begehrt:
erstklassige, maritime Infrastruktur, eine kontrastreiche
Landschaft, viele traumhafte Ankerbuchten mit wunderschönen
Sandstränden, kurze Entfernungen zwischen den Inseln und
glasklares, sauberes Wasser mit einer artenreichen
Unterwasserwelt, die das Tauchen und Schnorcheln zum wahren
Erlebnis werden lässt. Aus all diesen Gründen heraus
weist kaum ein anderes Segelrevier hier in der Karibik eine höhere
Dichte an Charterfirmen und Charterbooten auf als die
Jungferninseln.
Nach dem
Einklarieren machen wir uns am selben Tag noch auf den Weg durch
den Sir Francis Drake Chanel bis nach Peter Island. Nach knapp 2
Stunden gemütlichem down wind Segeln erreichen wir am späten
Nachmittag die Ankerbucht Deadmans Bay, werfen unseren Anker und
verwandeln unser Segelboot erst mal wieder in ein gemütliches
Zuhause mit Sonnendach und Hängematte! Die kommenden Tage
stehen voll im Zeichen „faulenzen und relaxen“. Wir
genießen den traumhaft schönen Ankerplatz, bauen
Sandburgen und gehen am langen Sandstrand mit Lena spazieren. Das
Wetter ist inzwischen auch beständiger, die vielen lang
anhaltenden Regenschauer der vergangen Wochen haben deutlich
abgenommen, was uns darauf hoffen lässt, das die Regenzeit
hier in der Karibik nun endgültig vorbei ist. Ein kühler
Nordostwind bläst recht kräftig durch unser Boot, und
verschafft uns angenehme Temperaturen. Zum ersten Mal seit langem
holen wir nachts wieder unsere warmen Decken hervor und empfinden
das Klima – nach dem unerträglich heißen und
schwülen Sommer im Süden der Karibik – schon fast
als kühl, was natürlich lächerlich ist, denn die
Tages- und Nachttemperaturen liegen immer noch recht hoch und
schwanken zwischen 25 °C - 28 ° C.
Ein paar
Tage Peter Island, danach weiter nach Norman Island, von wo aus
Stephan mit dem Dinghi zu den „Indians“, einer
Felsengruppe 2 sm entfernt, zum Tauchen fährt. Mit der
restlichen Pressluft wird anschließend noch schnell das
Schiff abgekratzt und unsere „Mimpi Manis“ von den
Pocken befreit. Doch leider kurz nachdem Stephan das Tauchfieber
gepackt hat, ist es auch schon wieder vorbei mit dem Vergnügen:
am nächsten Tag plagt ihn – wie so oft – eine
saftige Ohrenentzündung und die Tauchpläne für die
kommenden Tage sind erst einmal auf Eis gelegt. Schade, denn ganz
in der Nähe bei Salt Island befindet sich das Schiffswrack
des britischen Postdampfers „Rhone“, der 1867 von
einem Hurrikan überrascht wurde und mit 125 Personen besetzt
gesunken ist. Heute ist die „Rhone“ das
Taucherhighlight schlechthin hier in den BVIs. Aber wenn schon
nicht der Papa tauchen darf, so wenigstens unser Töchterchen:
denn als Belohnung dafür, dass sie immer häufiger
rechtzeitig ihr „Geschäftchen“ ankündigt und
ihren „Kacka-Stuhl“ benutzt, bekommt sie von uns als
Anreiz ein Paar Flossen und eine Taucherbrille geschenkt. Sie ist
Mega-stolz, plantscht mit dem Flossen fröhlich im Wasser
herum, und zieht sie auch nur auf dem Boot recht unfreiwillig aus.
Schon
bald treibt es uns weiter, neue Ankerbuchten zu erkunden: ein paar
Tage auf die Südseite von Peter Island, danach zurück
Richtung Virgin Gorda, wo wir für eine Nacht in der schönen
Savanna Bay unseren Anker werfen. Ein herrlicher Sandstrand säumt
die Bucht, doch leider setzt am Abend ein heftiger Nordschwell
ein, der das Liegen hier zum Alptraum macht. Gleich am nächsten
Morgen beim ersten Sonnenstrahl – nach einer
durchschaukelten Nacht - flüchten wir und fahren nur ein paar
Seemeilen weiter Richtung Norden in den Virgin Gorda Sound. Allein
hier gibt es eine Reihe schöner Ankerplätze, die wir
einem nach dem anderen durchprobieren: Leverick Bay, Bitter End
Yacht Club, Drakes Anchorage und wieder zurück nach Leverick
Bay. Hier, im Virgin Gorda Sound ist die Infrastruktur – im
Vergleich zu unseren letzten Ankerplätzen - ausgezeichnet :
Internetzugang von Bord aus, Swimmingpool, und viele kleine
Geschäfte, Restaurants und Kneipen. Die Tage sind ausgefüllt
mit langen Spaziergängen, Eisessen und im Pool plantschen!
Unser Frischproviant ist inzwischen ziemlich geschrumpft, aber da
die Preise für Lebensmittel hier deutlich erhöht sind,
beschließen wir, unseren Geldbeutel zu schonen und unsere
Dosenbestände zu plündern. Unser Lebensmittel-Stauraum
ist seit Venezuela bis zum Rande gefüllt, bis zu unserem
Heimflug im Frühjahr/Sommer diesen Jahres wollen wir unsere
Vorräte jedoch deutlich reduzieren! Die
Dosenvernichtungsaktion ist somit gestartet: 3-5 Dosen täglich
müssen wir rechnerisch vernichten, um unseren Bestand in den
kommenden 4 Monaten gegen 0 zu fahren. Nun ist Evi gefragt, um
unseren Speiseplan dementsprechend anzupassen und dabei noch etwas
schmackhaftes auf den Tisch zu zaubern: Bratkartoffel mit Oliven,
Mais und Bohnen, Paella mit Meeresfrüchten, Thunfisch und
Erbsen, Reisauflauf mit Dosenpfirsichen, Nudeln mit
Tomaten-Thunfisch-Erbsen-Sauce, Reis mit schwarzen Bohnen und
Kokosmilch, etc....
Die Zeit
vergeht wie im Fluge. 2 ½ Wochen sind wir bereits hier auf
den Jungferninseln, und schön langsam beobachten wir wieder
täglich die Wetterkarten, um uns einen geeigneten Tag für
die Fahrt zurück nach St. Martin heraus zu picken. Optimal
wären 10 Knoten Wind aus 60 °, um eine einigermaßen
angenehme Fahrt zu haben und wenigstens einen Teil der Strecke
segeln zu können. Nachdem die vergangenen Tage der Wind mit
bis zu 20 Knoten aus Ost geblasen hat, kündigen die
Wettergurus für das kommende Wochenende nun endlich
nachlassende Winde aus Nordost an, dazu kräftigen Nordschwell
bis zu 3 Meter Welle, bevor zu Beginn der nächsten Woche der
Wind wieder deutlich zunehmen wird. Dieses Wetterfenster wollen
wir nutzen, auch wenn wir über den angekündigten
Nordschwell nicht unbedingt glücklich sind. Vom Virgin Gorda
Sound aus fahren wir die Küste entlang zurück bis zum
Hauptort Spanish Town, um dort am nächsten Tag
auszuklarieren. Den Nordschwell bekommen wir schon in der Nacht zu
spüren: das Boot schaukelt ziemlich unangenehm, so dass wir
am nächsten Morgen froh sind, Anker auf zu gehen und den
Rückweg nach St. Martin anzutreten.
Zuvor
wollen wir jedoch noch schnell eine der Hauptattraktion der BVI´s
mitnehmen: Der nahegelegene, traumhaft schöne Tagesankerplatz
an der Südwestküste von Virgin Gorda, genannt „The
Baths“. Rund geschliffene Granitblöcke von riesigen
Ausmaßen bilden ein Labyrinth von Schluchten und Gängen
im Wasser und an Land. Zwischen den Steinformationen haben sich
Grotten und Pools gebildet,in denen man Baden, Schnorcheln oder
auch nur hindurch waten kann. Das Ganze erinnert an ein großes
Aquarium voller bunter Fische. Da man mit dem Dinghi nicht
anlanden darf, machen wir es an einer Boje fest und schwimmen das
letzte Stück bis zum Strand. Trotz heftigem Schwell und
unruhiger See macht Lena - im Schwimmreifen und mit Schwimmflügel
gesichert- das tapfer mit. Sie findet von Minute zu Minute mehr
Spaß an den hohen Wellen, die mit voller Wucht an den
Sandstrand klatschen und grinst nur voller Freude, wenn sie den
Halt verliert und von einer Welle umspült wird. Ihr
Abenteuergeist ist vollends geweckt, als wir gemeinsam zu dritt
durch das Höhlenlabyrinth zum benachbarten „Devil´s
Beach“ kriechen, kraxeln bzw. waten.... Nach ausgiebigem
Plantschen und dem gleichen Weg zurück ist sie völlig
geschafft und reif für einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Das
wollen wir nutzen und machen – nachdem alles im Boot
segelsicher verstaut ist – Leinen los und gehen Kurs
Richtung St. Martin.
Und
prompt, unser Plan geht auf: Lena verschläft fast die gesamte
Strecke. Nach 4 Stunden Mittagsschlaf wird sie kurz für 2
Stunden wach, isst eine Kleinigkeit, geht kurz darauf wieder in
ihre Koje und schläft die ganze Nacht durch. Während
unser Töchterchen in Morpheus Armen liegt, kämpfen wir
gegen Wind und Welle. Die ersten 6 Stunden unter Motor, danach
kommt genügend Wind aus ENE auf und wir setzen Segel. Hoch am
Wind geht es etwas mühsam voran mit nur 4 Knoten Fahrt im
Schnitt. Es wimmelt hier von Kreuzfahrern, die in der Nacht ihre
Kreise drehen, also Holzauge sei wachsam! Am nächsten Morgen
gegen 6 Uhr bergen wir schließlich unsere Segel, um die
verbleibenden 20 Seemeilen bzw. 5 Stunden bis St. Martin zu
motoren. Der Winkel zu unserem Zielort ist inzwischen so
ungünstig, dass wir es unter Segel nicht schaffen, direkt
anzulegen. Also gewinnen wir der Situation das Beste ab, schalten
gleichzeitig mit dem Motor unseren Wassermacher ein und füllen
unsere fast leeren Tanks wieder mit frischem Trinkwasser. Endlich,
gegen Mittag, nach 21 Stunden Fahrt erreichen wir den
französischen Teil von St. Martin und ankern im Hafenbecken
von Marigot. Zum Vergleich, die umgekehrte Strecke zu den BVI´s
vor 3 Wochen haben wir in nur 14 Stunden bewältigt!
Wir
freuen uns riesig, hier auch Claudia und Edgar von der „Morgi“
wieder zu treffen. Noch am selben Abend kommen die beiden vorbei,
und bei Zwiebelkuchen und Weißwein erzählen wir uns
gegenseitig unsere Erlebnisse der letzten 4 Wochen seit unserem
Abschied auf Dominika kurz vor Weihnachten. Ein paar Tage später
revanchieren sich Claudia und Edgar bei uns mit einer Einladung
zum Grillabend auf der „Morgi“. Bis nach Mitternacht
sitzen wir zusammen im Cockpit und ratschen. Es ist ein wirklich
schöner Abend. Lena ist nach wie vor völlig begeistert
von den beiden und liebt es auf der „Morgi“ zu sein.
Nach dem Essen macht sie es sich auf Mamas Schoß bequem und
schon ein paar Minuten später schläft sie selig ein.
29.Januar:
Stephans Eltern kommen heute in San Maarten an. Mit dem Mietauto
holen wir sie vom Flughafen im niederländischen Teil der
Insel ab. Obwohl Lena die beiden schon fast ein ganzes Jahr nicht
mehr gesehen hat, hat sie überhaupt keine Berührungsängste.
Im Gegenteil, sie läuft ihnen entgegen, gibt ihnen ein Bussi
und schon nach wenigen Minuten ist das Eis gebrochen und sie
plappert fröhlich auf Opa und Oma ein. Auch wir freuen uns,
die beiden nach so langer Zeit wieder zu sehen und sie auf unserem
Boot begrüßen zu dürfen. Nachdem alle Taschen auf
der „Mimpi Manis“ verstaut sind, geht es ans Geschenke
auspacken. Lena erlebt ein 2.Weihnachtsfest und ihre Augen
strahlen über all die tollen Sachen, die Oma und Opa ihr aus
der Heimat mitgebracht haben!
Auch am
nächsten Tag gibt es einiges zu feiern: Claudia von der
„Morgi“ hat Geburtstag und bekommt schon in aller
Frühe von uns einen Geburtstagskuchen und ein Ständchen
über UKW-Funk. Am späten Nachmittag feiern wir dann,
gemeinsam mit Claudia und Edgar, Opa und Oma, und Moni und Hermann
von der „Gräfin“ Claudias Geburtstag oben auf der
Festung von Marigot. Es ist ein herrlicher, idyllischer Platz mit
einer super Aussicht auf die Bucht und die Lagune von Simpson Bay.
Jeder packt seine mitgebrachten Leckereien aus und auf einer
Picknickdecke im Gras schlemmen wir dann wie die Weltmeister
(verschiedene Salate, Thunfisch-Brotaufstrich, Brokkoli Quiche und
Baguette) und lassen uns den Rotwein schmecken. Auch Lenchen
findet die Party toll: sie futtert kräftig mit, tobt
ausgelassen in der Wiese herum, klettert auf die Kanonen und
schläft irgendwann einmal völlig erschöpft in
Claudias Armen auf der Decke ein. Als wir ein paar Stunden später
dann langsam zum Aufbruch blasen sehen wir das Malheur: Millionen
von Ameisen haben sich über unser Essen hergemacht, die
Salatschüsseln wimmeln nur so vor schwarzen Insekten. Auch
unsere Taschen und Rucksäcke blieben nicht verschont, überall
krabbelt und wuselt es! Wie ärgerlich, aber nun ist es zu
spät. Uns bleib nichts anderes übrig, als das Essen zu
entsorgen und die Taschen so gut es geht von den „Armeen“
zu befreien. Zurück auf dem Boot filzen wir jedes Teil im
Cockpit, bevor es ins Schiffsinnere wandert und vernichten
gnadenlos den Restbestand der Ameisen, der sich in unserem
Rucksack zu Hunderten versteckt hatte. Trotz allem, es war ein
toller Abend oben auf der Festung. Vielen Dank, Claudia und Edgar
für die schöne Party!!!!
So
schwer es uns fällt, leider heißt es nun endgültig
von den „Morgis“ Abschied nehmen. Wir wollen weiter
Richtung Süden fahren, Claudia und Edgar dagegen werden
langsam in Richtung Westen aufbrechen und im Mai dann den Weg über
den Nordatlantik antreten. Unsere Wege werden sich hier in der
Karibik mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr kreuzen. Wir sind
richtig traurig, die beiden erst mal eine zeitlang nicht wieder zu
treffen. Viele schöne Stunden haben wir in den letzten
Monaten miteinander verbracht. Lena wurde auf der „Morgi“
immer mit leckeren Keksen versorgt und durfte mit Edgar im Cockpit
Flieger spielen. Aber auch wenn wir die beiden hier nicht mehr
sehen werden, so wollen wir den Kontakt auf alle Fälle
aufrecht erhalten, und sie spätestens im Herbst in
Deutschland wieder treffen. Denn auch unsere Pläne haben sich
in den letzten Wochen und Monaten immer wieder geändert und
nehmen nun konkrete Formen an: Im Mai diesen Jahres werden auch
wir den Rückweg über den Atlantik ins Mittelmeer
antreten, doch nicht wie Claudia und Edgar auf dem eigenen Kiel,
sondern auf dem trockenen Deck eines Frachters, der gegen Mitte
Mai von den British Virgin Islands aus startet und ca. 3 Wochen
später La Spezia (Italien) erreicht. Wir wollen mit dem
Flugzeug über den großen Teich und unsere „Mimpi
Manis“ rechtzeitig in La Spezia entgegennehmen. Zum einen
ist es uns auf Dauer zu anstrengend, mit 2 kleinen Kindern v. a.
lange Strecken zu segeln, zum anderen treiben uns auch finanzielle
Gründe zu unserem Entschluss, unser Segelabenteuer Karibik
früher zu beenden als ursprünglich geplant. Doch bis es
soweit ist, wollen wir die verbleibenden 4 ½ Monate unter
Sonne, Strand und Meer ausgiebig genießen.
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Februar:
Nachdem wir uns von Claudia und Edgar verabschiedet haben,
gehen wir Anker auf mit dem Ziel Saint Barthélemy, oder
kurz St. Barth genannt. Die 20 Seemeilen lange Strecke segeln wir
hoch am Wind und gut 5 Stunden später machen wir in der Baie
Columbier im Nordwesten der nur 22 km²
kleinen Insel an einer Boje fest. 1496 entdeckt und nach einem
Bruder von Columbus benannt ist St. Barth heute das St. Tropez der
Karibik. Vor allem um die Weihnachtszeit treffen sich hier die
Reichen und Berühmten. Doch davon bekommen wir in der
hübschen und abgelegenen Ankerbucht nichts mit. Glasklares
Wasser und ein schöner, langer Sandstrand laden zum Baden,
Sand spielen und Spazieren gehen ein. 5 volle Tage genießen
wir die Ruhe und die Abgeschiedenheit, danach machen wir einen
kurzen Abstecher in die Bucht von Gustavia, der Hauptstadt der
Insel, bevor es schließlich noch am selben Abend weitergeht
Richtung Antigua. Wir bummeln durch die Straßen der netten
Stadt, bewundern die riesigen Motoryachten, die im Hafen von
Gustavia festgemacht haben und erfahren einiges über die
Geschichte der Insel: das heute zu Frankreich gehörende und
von Guadeloupe verwaltete St. Barth wurde Ende des 18.
Jahrhunderts von den Franzosen im Austausch gegen Handelsrechte in
Göteborg an den Schwedenkönig Gustav III verhökert
(daher auch der Name Gustavia). Erst knapp 100 Jahre später
ging die Insel wieder in den Besitz Frankreichs über. Noch
heute sind immer noch einige Spuren aus der Zeit schwedischer
Herrschaft zu erkennen.
Zurück
von unserem Landspaziergang bereiten wir unsere „Mimpi
Manis“ auf die bevorstehende Fahrt nach Antigua vor. 90
Seemeilen trennen uns von unserem Ziel. Die ersten 10 Stunden
segeln wir bei 10 – 15 Knoten Wind hoch am Wind recht
gemütlich dahin. Gegen 1 Uhr morgens ist es dann soweit: der
Wind ist so schwach, dass Segeln nicht mehr möglich ist, und
so motoren wir die restlichen 14 Stunden, werfen unseren
Wassermacher an und füllen unsere Tanks bis zum Rande. Als am
Morgen des folgenden Tages unsere Angel ausschlägt, freuen
wir uns tierisch: endlich wieder einmal ein Fisch an der Leine!
Doch unsere Freude ist nur von kurzer Dauer. Ein Barrakuda hat
angebissen, zwar ein recht stattlicher Fisch, groß genug um
uns alle 5 satt zu bekommen, doch leider sind Barrakudas auch die
häufigsten Überträger von Ciguatera. Das von Algen
gebildete Gift kann über die Nahrungskette bis zum Menschen
gelangen, wo es zu Lähmungserscheinungen, Krämpfen,
Sehstörungen und in schweren Fällen bis zum Tode führen
kann, wenn man nicht rechtzeitig ein Gegenmittel einnimmt. Das
Risiko ist uns definitiv zu groß, und so wandert der
Barrakuda gleich wieder im Wasser, sehr zum Leidwesen von Opa, der
sich nur sehr ungern von seinem ersten großen Fang hier in
der Karibik trennen will. Am späten Nachmittag, nach 24
Stunden Fahrt erreichen wir schließlich English Harbour auf
Antigua.
Hier
sind wir vor einem Jahr, am 11. Februar 2006 nach 3 ½
wöchiger Atlantiküberquerung zum ersten Mal gelandet.
Wie froh und glücklich waren wir damals, endlich wieder
festen Boden unter den Füßen zu haben. 1 Jahr sind wir
also nun hier in der Karibik unterwegs! Ein Grund für uns zu
feiern. Wir gönnen uns ein leckeres Abendessen in einem der
vielen, schönen Restaurants und stoßen zu 5. auf
unseren Jahrestag an. Zu Lenas Freude treffen wir hier in English
Harbour auch Rosie von der „Ciao“ wieder, Lena´s
Spielkameradin auf Carriacou, mit der sie zusammen im Juli/August
letzten Jahres viele schöne Stunden am Strand verbracht hat.
Beide Mädels scheinen sich gleich wiederzuerkennen, und
nachdem die erste Scheu überwunden ist, plantschen die zwei
munter im Wasser, spielen gemeinsam am Strand, und verstehen sich
prächtig.
Die
restlichen Tage bis zu unserer Weiterfahrt vergehen wie im Fluge:
wir unternehmen einen Ausflug mit dem Bus in die Hauptstadt St.
Johns zum Einkaufen, spazieren durch die schöne restaurierte
Anlage von Nelson´s Dockyard bis nach Falmouth Harbour und
wandern hinauf zu Shirley Heights, von wo aus man einen prächtigen
Ausblick auf die Ankerbucht, die Umgebung und bei klarem Wetter
sogar bis Montserrat und Guadeloupe hat. Nach einem letzten
gemeinsamen Strandnachmittag mit Rosie verabschieden wir uns von
den „Ciao´s“, in der Hoffnung, die 3 in ein paar
Monaten auf unserem Weg zurück in die BVI´s vielleicht
noch einmal zu sehen. Uns treibt unser enger Zeitplan schon wieder
weiter, denn spätestens Ende Februar wollen wir in Martinique
sein, und bis dorthin gibt es noch ein paar Inseln und
Ankerbuchten zu entdecken.
Am
nächsten Morgen brechen wir also zur nur 35 Seemeilen
entfernten Insel Montserrat auf. Da der kleine Inselstaat
südwestlich von Antigua liegt, können wir mit halben
Wind segeln. Auch wenn es anfangs ein wenig rollig ist, so ist es
insgesamt gesehen eine recht angenehme Fahrt mit durchschnittlich
5-6 Knoten. Wir sind die einzige Yacht, die vor der Nordwestküste
Montserrats in Little Bay ankert. Kein Wunder, nur 50-60 Boote im
Jahr besuchen die Insel und seit der Vulkan Soufrière so
aktiv ist, und Alarmstufe 4 ausgerufen wurde, traut sich kaum noch
jemand hierher. 1995 hat der Berg zum ersten Mal Rauch und Asche
gespuckt und seither versetzt er die Bewohner der Smaragdinsel –
wie Montserrat auch genannt wird – immer wieder in Angst und
Schrecken. Inzwischen sind 2/3 der Insel nicht mehr bewohnbar, ca.
7.000 von den ursprünglich über 11.000 Einwohner wurden
evakuiert, haben sich in den sicheren Norden der Insel
zurückgezogen oder auf benachbarten Karibikinseln bzw. in
England eine neue Heimat gefunden. Die ehemalige Hauptstadt
Plymouth im Südwesten liegt unter Schutt und Asche. Auch der
alte Flughafen wurde unter den Lavamassen begraben. Pyroklastische
Wolken haben ganze Landstriche innerhalb von Sekunden unter sich
verbrannt. Nur etwa 4.500 Einwohner leben heute noch auf der Insel
und haben eine unsichere Zukunft vor sich. Keiner weiß, wann
und in welchem Ausmaß der Vulkan, der einer der aktivsten
auf der ganzen Welt ist, wieder zuschlägt. Der letzte
Ausbruch, der zu Evakuierungen geführt hat, liegt nur einen
Monat zurück. Doch die Bewohner scheinen sich mit ihrem
Schicksal abgefunden zu haben und leben mit den Gefahren des Feuer
spukenden Berges.
Mit
einem Taxi machen wir eine Inselrundfahrt in der sicheren Zone,
dem Norden der Insel. Der Süden ist natürlich
Sperrgebiet und kann/darf nicht betreten werden. Obwohl nur 4.500
Menschen auf der Insel wohnen, ist die Infrastruktur der
Britischen Kronkolonie hervorragend ausgebaut: Schulen,
Kindergärten, Banken, ein Krankenhaus, verschiedene
Ministerien und Regierungsgebäude und ein gut
funktionierendes Sozialwohnungsbauprogramm. Es scheint hier kaum
Armut zu geben, viele schöne, gepflegte und ziemlich neue
Häuser schmücken das Landschaftsbild. Vor allem in der
„Daytime Entry Zone“, d.h. der Zone, die nur tagsüber
betreten werden darf, sehen wir viele verlassene, herrliche
Villen. Es hat den Anschein, als ob die Besitzer ihre Häuser
nur für einen kurzen Urlaub zurückgelassen haben.
Tatsächlich ist aber fraglich, wann und ob die Eigentümer
überhaupt ihre Häuser eines Tages wieder bewohnen
dürfen. Abschluss unserer Rundfahrt ist ein Besuch des
„Montserrat Vulcano Observatory“, in dem die
vulkanischen Aktivitäten überwacht werden. Von dort aus
haben wir auch einen spektakulären Blick auf den rauchenden
Berg und bekommen einen Einblick über die Zerstörungswut
von „Soufrière“: Teile der verschütteten
Hauptstadt Plymouth liegen in einigen Kilometern Entfernung unter
uns und wir können die wahren Ausmaße der
Naturkatastrophe nur erahnen.
Ziemlich
beeindruckt von dem Gesehenen kehren wir nach Little Bay zurück
und starten noch am selben Tag in Richtung Iles des Saintes
(Guadeloupe). Wir motoren noch entlang der Westküste von
Montserrat, erhaschen vom Meer aus einen letzten Blick auf die
zerstörte Hauptstadt und den Feuerberg, der seine Asche bis
zu uns aufs Boot bläst und setzen schließlich an der
Südspitze der Insel Segel. 15 Knoten Wind aus Ost-Nordost
treiben uns mit 5 Knoten Fahrt wieder einmal hoch am Wind voran.
Erst als wir die Guadeloupe-Passage hinter uns haben und in den
Windschatten von Guadeloupe eintreten, lassen Wind und Welle von
Stunde zu Stunde nach, bis wir schließlich gezwungen sind,
für kurze Zeit den Motor anzulassen. Wir lassen das Festland
links liegen und fahren weiter bis zur Inselgruppe Iles des
Saintes im Süden von Guadeloupe, wo wir am nächsten
Morgen in aller Frühe nach 16 Stunden Fahrt vor der
Hauptinsel Terre-de-Haut unseren Anker werfen. Zum 4. Mal sind wir
nun hier, zuletzt an Weihnachten auf dem Weg hoch nach St. Martin.
Und obwohl wir diese kleine Inselgruppe nun schon bald so gut wie
unsere Westentasche kennen, freuen wir uns immer wieder hierher
zurückzukommen und ein paar schöne Tage zu verbringen.
Zu unserer Freude treffen wir hier auch Maren und Uwe von der
Heavy Metal wieder, die wir zuletzt Anfang November in Porlamar
gesehen haben. Sie besuchen uns auf der „Mimpi Manis“,
es gibt viel zu erzählen und da die beiden schon auf dem
Sprung in Richtung Norden sind, machen wir uns noch einen schönen
Abend zusammen und gehen zum Abschied lecker essen.
Auch
Opa und Oma sind von den netten Inselchen begeistert. Wir bummeln
durch die belebten Sträßchen, besichtigen gemeinsam das
auf einem Hügel gelegene Fort Napoleon samt Kakteengarten,
Leguanen und dem kleinen Museum, genießen den traumhaften
Blick von dort hinunter auf die Bucht und die Umgebung und
verbringen einen faulen Tag am schönen Strand „Plage
Pompière“. Den letzten Tag vor unserer Weiterfahrt
verbringen wir am Pain de Sucre, einem wirklich netten Ankerplatz
im Südwesten der Hauptinsel. Noch einmal ausgiebig Baden und
Faulenzen, insbesondere Lena entdeckt dort im seichten und ruhigen
Wasser ihre Liebe fürs Tauchen. Stundenlang plantscht sie
ohne Schwimmflügel und Schwimmreifen im Meer, taucht mit dem
Gesicht unter, hüpft voller Freude wieder heraus und testet
ihre Grenzen aus. Es ist eine wahre Freude, ihr dabei zuzusehen,
wie wenig Angst sie vor dem nassen Element hat.
Nach
5 Tagen Iles des Saintes brechen wir erneut auf, weiter auf dem
Weg nach Süden. Unser nächstes Ziel ist Dominika, nur 20
Meilen entfernt von der kleinen Inselgruppe. Immer wieder
erwischen uns kurze Squalls, trotzdem können wir die meiste
Strecke schön unter Halbwindkurs segeln. Am frühen
Nachmittag erreichen wir Portsmouth im Nordwesten von Dominika. In
der Prince Ruppert Bay werfen wir unseren Anker. Auch hier fühlen
wir uns schon beinahe heimisch. Die wunderschöne Kulisse aus
grünen, tropisch bewachsenen Bergen und Palmenstrand, die den
Ankerplatz umgibt, fasziniert uns jedoch immer wieder. Dominika
ist nach wie vor eines unserer Lieblingsinseln, vor allem wegen
seiner Ursprünglichkeit. Auch wird hier inzwischen einiges
getan, um Segler anzulocken: eine wirklich einfache Ein- und
Ausklarierungsprozedur, nächtliche Patrouillienfahrten am
Ankerplatz durch Einheimische zur Verbesserung der
Sicherheitslage, und seit kurzem sogar eine Boje, an der Wasser
getankt werden kann. Auch Gasflaschen können theoretisch beim
„Big Papa“ zum Füllen abgegeben werden, doch
haben wir ein wenig Pech, denn es ist gerade Fasching, und da geht
2 Tage erst mal gar nichts. Als auch am dritten Tag
(Aschermittwoch) nichts passiert und uns die Zeit ein wenig knapp
wird, nimmt schließlich Stephan die Sache selber in die Hand
und fährt mit der Gasflasche bewaffnet mit dem Bus in die
Nähe von Roseau, der Hauptstadt von Dominika. Dort klappt
dann auch alles problemlos, und mit einer gut gefüllten
Flasche kommt er ein paar Stunden später zurück.
Da
wir bereits 2 Mal die Insel mit dem Mietauto besichtigt haben,
schicken wir dieses Mal Opa und Oma in einer kleinen organisierten
Tour auf Inselrundfahrt. Wir dagegen machen einen Faulenzer auf
dem Boot, und gehen mit unserem Töchterchen Sand spielen,
Loch graben und Plantschen am Strand. Auch am darauf folgenden Tag
marschieren Opa und Oma alleine, zusammen mit ihrem Enkelchen los,
hinauf zum Fort Shirley. Als die drei 4 Stunden später
zurückkommen, sehen wir das Malheur: Oma ist auf dem Weg
hinunter auf den Steinen ausgerutscht und hat sich so unglücklich
das Knie aufgeschlagen, dass eine tiefe blutige Wunde am Bein
klafft, die genäht werden muss. Tapfer beißt sie die
Zähne zusammen als Stephan seinen Arztkoffer herausholt, in
der Wunde herumstochert, um sie von Dreck und Steinchen zu
befreien und sie schließlich mit 3 Stichen näht. Zum
ersten Mal, dass wir von unseren Nähutensilien Gebrauch
machen müssen. Oma ist die nächsten Tage erst einmal
ruhig gestellt und gar nicht mal so traurig über das ärztlich
erteilte Verbot, 1 Woche nicht ins Wasser gehen zu dürfen....
Auch
die Zeit auf Dominika geht schnell vorüber, und eh wir´s
uns versehen, starten wir in Richtung unserem endgültigen
Ziel: Martinique. Die 55 Seemeilen bis St. Pierre, dem
nördlichsten Ankerplatz der französischen Antilleninsel
bewältigen wir über Nacht, wobei wir die ersten 4 ½
Stunden entlang der Leeküste Dominikas bis zur Südspitze
der Insel motoren. Erst dann ist der Wind beständig genug, um
Segel zu setzen. Kurz vor Sonnenaufgang erreichen wir schließlich
die schöne Ankerbucht von St. Pierre, der ehemaligen
Hauptstadt von Martinique, die 1902 von dem nahegelegenen Vulkan
Mont Pelée völlig ausgelöscht wurde. Da wir auch
St. Pierre bereits zur Genüge kennen, bleiben wir nur 1 Tag
bevor wir am nächsten Tag zur nur 15 Seemeilen entfernten
Anse Mitan Motorsegeln. Hier wollen wir die verbleibenden 4 Wochen
bis zur Geburt bleiben. Der schöne öffentliche
Sandstrand und die gute Infrastruktur (viele Geschäfte und
Restaurants, regelmäßige Fährverbindung nach Fort
de France, Autovermietung, Wifi an Bord, etc.) sind nur ein paar
Gründe für unsere Entscheidung.
Obwohl
es manchmal zu fünft schon ein wenig eng an Bord ist, klappt
das Zusammenleben mit unserem Besuch im Großen und Ganzen
eigentlich ganz gut. Arbeiten, wie Abwaschen, Wäsche
aufhängen, Wasser abfüllen, Schiff klar machen,
Nachtwache schieben u.ä. werden von Opa und Oma ganz
selbstverständlich übernommen, so dass wir in unseren
Aufgaben ein wenig entlastet werden. Natürlich nehmen uns die
beiden auch immer wieder gerne Lena für ein paar Stunden ab,
so dass wir hin und wieder ein paar ruhige Stunden genießen
können, bzw. auch einmal Zeit haben, ungestört am/im
Boot zu arbeiten. Auch Lena hat die beiden bereits als vollwertige
Crewmitglieder akzeptiert und in ihr Herz geschlossen und
verbringt gerne zusammen mit ihnen ein paar Stunden an Land ohne
Papa und Mama. Abends, wenn unser Töchterchen im Bett ist,
wird meist unsere gut gefüllte und bisher kaum benutzte
Spielsammlung durchprobiert: Rummicub, Malefiz, El Grande,
Hexentanz, Packeis am Pool und bis zur Vergasung Siedler von
Catan. Und wenn Evi mal keine Lust hat und lieber ihren Bauch nach
oben streckt, werden eben die Skatkarten ausgepackt und bei ein
paar Gläschen Rotwein gekartelt....
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März:
Der Countdown läuft, nur noch 1 Monat bis zum errechneten
Geburtstermin. Evi geht es prächtig und obwohl sie eine
Riesenkugel vor sich herschiebt, turnt sie ohne Schwierigkeiten
auf dem Boot herum. Wir sind selbst überrascht, wie gut eine
Schwangerschaft in einem mobilen Zu hause klappt. Auch wenn es ein
wenig gewöhnungsbedürftig ist, wenn man nicht den
Frauenarzt seines Vertrauens hat, sondern sich immer wieder auf
neue Ärzte, Sprachen und Umgebungen einstellen muss. Kaum
hatten wir einen Frauenarzt gefunden, der kurzfristig einen Termin
für eine Vorsorgeuntersuchung frei hatte, waren wir schon
wieder auf dem Sprung zur nächsten Insel: Venezuela,
Martinique, St. Martin und schließlich wieder Martinique,
Summa Summarum also 3 verschiedene Frauenärzte in 9 Monaten.
Ganz zu schweigen davon, dass die Gynäkologen hier nicht die
selben Serviceleistungen (Blutabnahme, Untersuchung der Urinwerte,
spezielle Ultraschalluntersuchungen) anbieten wie in Deutschland,
sondern man/frau zusätzlich in ein medizinisches Labor bzw.
zu einem Ultraschall-Spezialisten geschickt wird. Dazu kommen
jetzt im Endstadium Termine mit Hebamme und Anästhesisten in
der Geburtsklinik in Fort de France. Auch die finanzielle Frage
der Kostenübernahme durch die Krankenkasse hat uns eine Zeit
lang beschäftigt. Unsere Auslandskrankenversicherung vom TOC
hat seit ca.1 Jahr Geburt und Schwangerschaft explizit
ausgeschlossen. Da Evi jedoch noch über die Techniker
Krankenkasse in Deutschland und im europäischen Ausland
versichert ist, übernimmt diese zumindest den größten
Teil der ambulanten und stationären Kosten hier auf
Martinique (da Martinique zu Frankreich und somit zur EU gehört).
Wir waren überrascht, wie problemlos und selbstverständlich
Evi´s internationale TK-Versicherungskarte zumindest für
den stationären Aufenthalt im Krankenhaus von Fort de France
akzeptiert wurde. Ein Zeichen mehr, dass Europa immer mehr
zusammen wächst!!!
Doch
neben Krankenhaus-, Gyn-, Laborterminen und sonstigen
organisatorischen Dingen, soll auch unser Besichtigungsprogramm
nicht zu kurz kommen. Evi´s Vorsorgeuntersuchungstermin
Anfang März bei einer Gynäkologin in Le Marin verbinden
wir gleich mit einem Landausflug im Süden der Insel. Oma, Opa
und Lena dürfen natürlich mit auf Sightseeing Tour:
neben dem schon fast obligatorischen Besuch einer Rumdestillerie
in Trois Rivières machen wir einen Abstecher zum Musée
de la Pagerie, dem ehemaligen Geburtshaus der Kaiserin Josephine,
der ersten Frau Napoleons I. Zu Lebzeiten Josephine´s
(1763-1814) wurde hier Zucker hergestellt. Heute ist das ganze in
ein Museum umgewandelt und die Ruinen der alten Fabrik und des
Wohnhauses können besichtigt werden.
Ein
weiterer Ausflug mit dem Mietauto führt uns in den Norden der
Insel. Über die wunderschöne Route de la Trace, die sich
von Fort de France aus durch tropisch grüne Urwaldvegetation
windet, machen wir einen Halt bei der Kirche Sacre Coeur de Balata
(gebaut nach dem Vorbild von Sacre Coeur in Paris) und gelangen
schließlich nach Morne Rouge, einer netten kleinen Ortschaft
auf der Südostseite des Mont Pelée. Von hier aus
genießen wir den Blick auf den noch aktiven Vulkan, der
Anfang des letzten Jahrhunderts die Menschen in Angst und
Schrecken versetzt und viele Menschenleben gefordert hat. Danach
geht es weiter entlang der Atlantikküste bis nach Grand
Rivière, das ganz im Norden von Martinique liegt. Hier
endet die Straße und nur ein Wanderweg verbindet die
Ortschaft mit dem Nordwesten der Insel. Nach einem ausgiebigem
Picknick mit herrlichen Ausblick auf die wild-romantische Bucht
und die Steilküste und einem kurzen Verdauungsspaziergang
geht es langsam zurück entlang der Ostküste. Ein
Abstecher führt uns zur wirklich sehenswerten Plantation
Leytritz, einer ehemaligen Zuckerrohrplantage, das heute ein Hotel
mit Restaurant beherbergt.
Wir
wollen die noch verbleibende Zeit bis zur Geburt nutzen und
verlegen unsere „Mimpi Manis“ für ein paar Tage
in die nahegelegene Anse Noire, die „schwarze Bucht“.
Im Gegensatz zur Anse Mitan, wo momentan zwischen 50-70 Boote
ankern, ist die Anse Noire traumhaft ruhig und idyllisch klein und
bietet nur für maximal 10 Boote Platz. Doch starke Fallböen
wirbeln das Ankerfeld gewaltig durcheinander, und es kann schon
ganz schön eng werden, wenn die Boote in der schmalen Bucht
herum schwoien. Auch wenn der Blick vom Boot aus auf die kleine
Bucht herrlich ist, so sind wir von dem schwarzen, steinigen
Sandstrand und dem trüben Wasser ein wenig enttäuscht.
Vor allem für Kleinkinder, die gerne im weichen Sand buddeln
und im klaren Wasser plantschen, ist die Bucht nicht besonders
geeignet. Dennoch, die Tage hier vergehen schnell und sind extrem
kurzweilig: Stephan „darf“ Herd und Toilette richten,
die beide seit ein paar Tagen nicht mehr recht funktionieren. Opa
versucht wieder einmal sein Anglerglück, sowohl vom Boot als
auch in aller Herrgottsfrühe vom Dinghi aus, gibt jedoch nach
ein paar Stunden frustriert auf. Und Lena hat ein paar neue
Spielkameraden gefunden: Paul (6 Jahre) und Ida (4 Jahre) vom
Segelboot „Dicke Bank“, die seit ca.1 Jahr mit ihren
Eltern Barbara und Wolfgang unterwegs sind. Die 3 Kinder verstehen
sich trotz Altersunterschied prächtig und spielen abwechselnd
mal auf der „Mimpi Manis“, mal auf der „Dicke
Bank“, oder auch an Land zusammen. Nur leider heißt es
viel zu schnell wieder Abschied nehmen von den 4en. Die „Dicke
Bank“ fährt schon nach ein paar Tagen wieder weiter
Richtung Norden, um im Mai diesen Jahres von St. Martin aus über
den Nordatlantik zurück nach Europa zu fahren.
Neben
unseren neuen Bekanntschaften treffen wir auch altbekannte
Gesichter in der Anse Mitan wieder. Wilma und Gerd von der „SY
Aquila“, die wir seit Marokko kennen, besuchen uns auf der
„Mimpi Manis“ und versorgen uns mit 12 Flaschen
leckeren Pussers Rum aus den BVI´s, die wir vor ein paar
Wochen bei ihnen in Auftrag gegeben haben. Auch feiern wir
Wiedersehen mit Ines, Martin und Anna von der „Amigo“,
die wir auf Lanzarote zum letzten Mal gesehen haben, und die nun
nach einem Jahr Brasilien in der Karibik segeln Wir freuen uns
riesig, sie alle nach so langer Zeit wieder zu sehen. Doch auch
sehr traurige Nachrichten erreichen uns diese Tage: wir sind
völlig geschockt, als wir von dem plötzlichen Tod von
Ulli von der „Carpe Diem“ erfahren, der den Folgen
eines Herzinfarktes erlegen ist. Vor nicht allzu langer Zeit haben
wir ihn noch gesund und munter in Le Marin getroffen. Wir können
die Nachricht vom Ableben kaum glauben und sind tief betroffen.
Erst jetzt wird uns bewusst, wie schnell alles gehen kann und wie
wichtig es ist, für jeden geschenkten Tag dankbar zu sein.
Mitte
des Monats verlegen wir die „Mimpi Manis“ an den Steg
beim Restaurant „Le Ponton“. Da die Liegekosten für
1 Monat sehr günstig sind und nur 10 Euro/Tag betragen,
beschließen wir das günstige Angebot anzunehmen und
gleich für einen Monat zu buchen. Vor allem wenn es dann
losgeht, brauchen wir nicht erst mit dem Dinghi an Land fahren,
sondern können bequem und einfach von Bord gehen. Auch Opa
und Oma sind froh, nun jederzeit ohne Schwierigkeiten mit ihrer
Enkelin auf Landgang gehen zu können. Die folgenden Tage sind
nun ausgefüllt mit waschen, reparieren (Fäkalientank
verstopft) und organisieren. Insbesondere die Frage „ wie
kommen wir während der Rush Hour und in der Nacht am
schnellsten ins Krankenhaus“ beschäftigt uns ein wenig.
Auch wenn es nur ca. 40 km bis nach Fort de France sind, kann die
Fahrt mit dem Auto im morgendlichen Berufsverkehr aufgrund der
zahlreichen Staus bis zu 3 Stunden dauern. Und das ist uns doch
deutlich zu lange. Als Alternativen stehen uns die Fähren
bzw. auch unser eigenes Boot zur Verfügung. Wir erkundigen
uns über die Fährabfahrtszeiten, testen, wie lange die
Fahrt mit unserem Boot nach Fort de France dauert und organisieren
uns 2 Telefonnummern von Taxifahrern, die rund um die Uhr 24
Stunden Dienst machen. Am Ende haben wir für jede Tages- und
Nachtzeit einen Aktionsplan und fühlen uns gut vorbereitetet
für den Ernstfall. Evi favorisiert eindeutig den Sonntag als
Geburtstag und ist fest davon überzeugt, dass es am 25.3.
soweit sein soll. Doch weit gefehlt. Nix tut sich in ihrem Bauch.
Weder durch Mamas Zuversicht, noch durch den vorgezogenen
Geburtstagskuchen, den Marlies und Fred, 2 Seglerfreunde von der
Schweizer SY „Lifedream II“ vorbei bringen, lässt
sich unser zukünftiges Crewmitglied dazu bewegen, endlich
herauszukommen. Da die Geburt auch die kommenden Tage auf sich
warten lässt, beschließen wir, den Kuchen schon einmal
zu essen, bevor er schlecht wird. Auch am 31.3. sind noch immer
keine Anzeichen von Wehen zu spüren, und so müssen wir
im Krankenhaus zur Untersuchung antreten. Der hier in Martinique
errechnete Geburtstermin ist zwar erst der 2. April, doch hier
wird anders als in Deutschland gerechnet. Die Schwangerschaft
endet offiziell nach der 41. SSW und der dabei errechnete Termin
ist der spätest mögliche, d.h. wenn bis dahin nichts
passiert, werden die Wehen eingeleitet. Warum wir aber bereits zum
31.März einbestellt werden, wissen wir selbst nicht. Doch
ganz unrecht ist es uns nicht, denn so können wir ohne Hektik
und Zeitdruck ganz gemütlich mit dem Mietauto ins Krankenhaus
fahren. Die lang diskutierte Transportfrage ist somit auch gleich
gelöst.
Im
Krankenhaus heißt es dann warten. Der Muttermund ist bereits
3 cm geöffnet, und alle sind überzeugt, dass es heute
noch losgehen soll. Also fleißig Treppensteigen, warten und
wieder Treppensteigen. Schön langsam setzen auch endlich die
Wehen regelmäßig ein. Gegen Abend wird Stephan heim
geschickt, denn auf der Station endet die Besuchszeit um 20 Uhr.
Doch die Hebammen versprechen hoch und heilig, ihn rechtzeitig zu
informieren, sobald es ernst wird und Evi in den Kreissaal (auf
französisch: Salle de Travail, was soviel wie „Arbeitssaal“
bedeutet) gebracht wird. Am 1.April gegen 1.30 Uhr morgens geht es
dann los, die Wehen werden heftiger und Evi schafft es gerade noch
rechtzeitig in den Kreissaal bevor die Presswehen losgehen. Nun
geht alles ganz schnell und bereits um 2.17 Uhr hält Evi
unser kleines Töchterchen Sophie im Arm! Nur leider hatte in
der Hektik keiner mehr die Zeit, Stephan anzurufen. Erst gegen 5
Uhr morgens wird er informiert, dass er stolzer Papa einer 3350 g
schweren und 50 cm großen Tochter geworden ist. Auf alle
Fälle sind wir mächtig stolz auf unser jüngstes
Crewmitglied. Herzlich Willkommen, kleine Sophie, auf unserer
„Mimpi Manis“....
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April:
April, April, unser kleiner Aprilscherz ist da! Pünktlich
zum 1.April ist unsere kleine Sophie im Krankenhaus „Maternité
Redoute in Fort de France/Martinique zur Welt gekommen. Gleich in
der Früh kommen Papa, Lena, Opa und Oma vorbei und besuchen
den neuen Erdenbürger und die stolze Mama. Auch in den
kommenden Tagen bekommen die beiden täglich Besuch von Papa
und Lena. Am 4. Tag ist es dann endlich soweit und Mama und
Töchterchen dürfen nach Hause. Stephan war in der
Zwischenzeit fleißig und hat im Standesamt von Fort de
France eine internationale Geburtsurkunde organisiert, was
einfacher und schneller funktioniert hat als erwartet: trotz
seiner brachialen Französischkenntnissen und ohne
Geburtsanzeige vom Krankenhaus bekommt er ohne lange Wartezeit
sofort die Papiere ausgestellt. Wer hätte das gedacht?!
Bewaffnet mit der internationalen Geburtsurkunde, unseren Pässen
und unserer Heiratsurkunde geht es dann auf direktem Wege gleich
nach dem Krankenhaus gemeinsam zum deutschen Honorarkonsulat hier
auf Martinique. Da wir so schnell wie möglich ein
Ausweisdokument für Sophie brauchen, wollen wir sie in Evi´s
Pass eintragen lassen. Dazu muss ein Antrag zur Passeintragung
ausgefüllt und die Unterschrift beider Elternteile vom Konsul
bestätigt werden. Der ganze Papierkram (Geburtsurkunde,
Heiratsurkunde, Antrag und Pass) wird dann zur zuständigen
deutschen Botschaft in Paris geschickt, dort bearbeitet und kommt
dann auf dem Postwege wieder zurück ins Honorarkonsulat nach
Martinique, wo wir ihn hoffentlich bald abholen können. Nun
können wir nur noch warten. Mit den herzlichsten
Glückwünschen zur Geburt, einem wunderschönen
Blumenstrauß und dem Versprechen, uns Bescheid zu geben,
sobald Post da ist, werden wir von der deutschen Mitarbeiterin des
Honorarkonsulats verabschiedet und kehren auf unser Boot zurück.
Hier wird uns gleich mal ein toller Empfang bereitet: Oma und Opa
haben in unserer Abwesenheit das Boot bunt geschmückt und
einen Storch aufgestellt bzw. besser gesagt aufgehängt. Mit
einer Flasche Sekt stoßen wir auf das Wohl unseres neuen
Crewmitgliedes an, das jedoch seelenruhig in ihrem Maxicosi
schläft und die ganze Show verpennt. Auch unsere Stegnachbarn
schließen sich den Glückwünschen an und bringen
spontan eine Flasche Rotwein, Champagner und einen kleine
Stoffhund für Sophie vorbei. Ein paar Tage später kommen
Wilma und Gerd von der „SY Aquila“ uns besuchen, um
unsere Jüngste kennenzulernen. Herzlichen Dank euch beiden
für die tollen Geschenke für Sophie und Lena! Am Abend
verbringen wir dann noch einen schönen gemeinsamen Abend
zusammen im Restaurant „Le Ponton“.
Die
kommenden Tage stehen unter dem Motto „Einleben“, was
nicht immer einfach ist, zumal es zu 6. hier an Bord schon
manchmal ganz schön eng werden kann. Doch Opa und Oma nehmen
uns auch viele Arbeiten ab und beschäftigen sich ganz toll
mit ihren beiden Enkeln. Auch Lena muss sich erst noch an ihr
neues Schwesterchen gewöhnen. Auch wenn sie die kleine Sophie
abgöttisch liebt, sie immer wieder streicheln und auf den Arm
nehmen will, kommt es hin und wieder zu kleinen Eifersuchtsszenen.
Doch das ist völlig normal und verständlich. Bisher war
Lena die uneingeschränkte Prinzessin hier an Bord, nun muss
sie diese Stellung mit ihrer Schwester teilen.
Fast
hätten wir Ostern verpennt, denn hier in den Geschäften
ist von dem Fest kaum etwas zu spüren: keine Ostereier, keine
Eierfarben und auch keine Osterhasen, weder aus Stoff noch aus
Schokolade! Der Brauch des Eierfärbens und Versteckens
scheint ein typisch deutscher zu sein. Doch Opa und Oma haben
mitgedacht und bereits im Januar in ihre Reisetaschen Eierfarben
gepackt. So kommt Lena doch noch zu ihren Spaß und darf
gleich in der Frühe auf Eier- und Geschenkesuche gehen. Zum
ersten Mal, dass sie Ostern aktiv miterlebt und ihre wahre Freude
daran hat. Leider fällt das Osterlämmchen und auch das
Festagsmenü aus, dafür gibt’s zumindest selbst
gebackenen Schokoladenkuchen, der jedoch in den Augen unserer
großen Tochter „sauer“ schmeckt.
Kaum
sind die Feiertage vorbei, darf Stephan wieder aktiv werden und an
seiner to-do-Liste arbeiten: Vordeck abschleifen, grundieren und
neu lackieren, was bei der Hitze eine schweißtreibende
Arbeit ist. Auch muss die Heizung ausgebaut und repariert werden,
da sie seit ein paar Monaten nicht mehr funktioniert. Nicht dass
wir sie im Moment brauchen würden, im Gegenteil: über zu
niedrige Temperaturen können wir uns zur Zeit beim besten
Willen nicht beklagen, denn nur in der Nacht sinkt die Temperatur
hier im Salon von 30°C auf angenehmere 26°C. Zum einen
wollen wir die Heizung für unsere kommende Zeit im Mittelmeer
einsatzbereit machen, zum anderen sollte sie ohnehin alle paar
Monate zum testen in Betrieb genommen werden, damit die
Dieselpumpe nicht verklebt. Doch die Aktion „Heizung
richten“ ist leider nicht von Erfolg gekrönt und wird
auf später verschoben, denn die Heizung muss erneut ausgebaut
und zum Hersteller eingeschickt werden. Ansonsten kommt Stephan
mit seinen Arbeiten gut voran, denn mit Opa hat er einen fleißigen
Helfer. Andere Crewmitglieder ruhen sich in der Zwischenzeit in
der Hängematte aus......
Kurz
bevor uns Opa und Oma verlassen, besuchen uns Marlies und Fred auf
der „Mimpi Manis“. Zum Dank für Stephans Hilfe
bei ein paar technischen Kleinreparaturen an ihrem Boot schenken
sie uns Segelhandbücher fürs Mittelmeer und eine Angel,
da sie ihr Boot hier in der Karibik verkaufen wollen und ein
zukünftiger Käufer diese Dinge sicherlich nicht zu
schätzen weiß. Wir freuen uns riesig über diese
großzügigen Geschenke und sagen Danke! Gemeinsam
verbringen wir einen schönen Abend im Cockpit unseres Bootes.
Nun
heißt es endgültig Abschied nehmen von unseren beiden
Dauergästen: Opa und Oma verlassen uns nach 11 Wochen
Karibik! Seit Ende Januar haben sie uns von St. Martin bis
Martinique begleitet und zusammen mit uns geduldig auf die Ankunft
ihres 5. Enkels hier in der Anse Mitan gewartet. Wir waren froh,
sie in dieser Zeit an Bord gehabt zu haben, denn sie haben uns das
Leben in vielen Dingen erleichtert. Danke für all die
Unterstützung und die vielen Geschenke, die wir von euch
bekommen haben! Als wir die beiden am Nachmittag zum Flughafen
bringen, herrscht Abschiedsstimmung. Vor allem Lena ist
todtraurig, dass sie ihren beiden Großeltern Lebewohl sagen
muss. „Lena mit, Lena mit, Lena Flugzeug, Deutschland
fliegen“ weint sie, und ist kaum noch zu beruhigen. Erst als
wir ihr versprechen, dass wir in ein paar Wochen ebenfalls mit dem
Flugzeug nach Deutschland fliegen, ist sie zufrieden. Seit Wochen
ist sie ganz „Deutschland fanatisch“, kramt täglich
den Atlas hervor, den sie neuerdings „Deutschlandbuch“
nennt, sucht die Seite von Deutschland und zeigt die Stelle, wo
wir wohnen werden. Als wir letzthin zu ihr sagten, dass wir bald
nach München fliegen werden, hat sie heftig protestiert:
„Nein, Deutschland, nicht München!!!!“. Bis wir
ihr klarmachten, dass es in Deutschland viele Städte gibt,
und München eine davon ist. Das hat sie dann anscheinend
geschluckt, wobei sie immer noch lieber nach Deutschland, als nach
München fliegt. Vor allem freut sie sich schon auf ihr
eigenes Zimmer mit Stockbett! Mit Duplosteinen bauen wir nun
fleißig Flugzeuge, Wohnmobile und Zimmer mit Stockbetten,
doch alles hat bei ihr einen Anker und ein Großsegel. Ob da
jemand geprägt ist durch die letzten zwei Jahre?
Wieder
zurück auf dem Schiff genießen wir erst mal unser neues
Familienleben zu 4. So schön es mit Opa und Oma war, tut es
nun nach so langer Zeit wieder mal ganz gut, ein bisschen mehr
Platz zu haben und unter uns zu sein. Zu 6. ist es einfach
verdammt eng, und man muss dauernd aufpassen, dem anderen nicht
auf die Füße zu treten. Ein letztes Mal Wasser tanken
am Steg, noch mal alles durchwaschen, unsere Einkäufe
verstauen und dann geht’s nach 4 Wochen Marina wieder zurück
auf unseren Ankerplatz in der Anse Mitan, wo wir erst mal warten,
warten, warten...
Welch
eine Überraschung! 2 Wochen nachdem wir im Honorarkonsulat
waren bekommen wir bereits Evi´s Pass aus Paris zurück.
Das ging schneller als erwartet! Also nichts wie hin und das gute
Stück abholen. Bei der Gelegenheit suchen wir auch gleich ein
Reisebüro auf, und buchen einen Flug von Antigua nach Hause.
Wir haben zwar immer noch keinen fixen Termin für die
Verladung unserer „Mimpi Manis“ von Tortola (BVI´s)
nach La Spezia (Italien), aber wir wollen nicht noch länger
mit der Flugreservierung warten. Wer weiß, wann wir eine
definitive Terminzusage bekommen, eine groben Zeitrahmen (zwischen
10.5 und 20.5) für die Verladung haben wir ja bereits. Warten
wir zu lange, sind am Ende alle günstigen Flüge
ausgebucht. Nun hält uns eigentlich nichts mehr hier auf
Martinique. Wir wollen, sobald der Wind einigermaßen günstig
ist, so schnell wie möglich Richtung Norden aufbrechen.
Unsere Tage hier in der Karibik sind gezählt und nach 2
Monaten Martinique wird es auch langsam Zeit, unsere „Mimpi
Manis“ mal wieder zu bewegen....
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Mai
und Juni – das Ende unseres Abenteuers:
Anfang Mai ist es
soweit: Wir bereiten uns auf unseren letzten gemeinsamen Törn
hier in der Karibik vor. In 3 Etappen wollen wir von Martinique
aus bis nach Antigua segeln und dort erst mal auf unseren
definitiven Verladetermin in den BVI´s warten. Unser erster
geplanter Streckenabschnitt führt uns bis nach
Portsmouth/Dominika. Nachdem wir alles verstaut haben und aus
unserem schwimmenden Zuhause nach fast 2 Monaten Ankerliegen
wieder ein Segelboot gemacht haben, sagen wir „Au revoir
Martinique“ und gehen am frühen Abend Anker auf zu
unserer ersten großen Nachtfahrt zu 4. Wir sind gespannt,
wie die 1 Monat alte Sophie mit dem Segeln zurecht kommt. Doch die
Kleine meistert die neue Situation mit Bravour. Kein Geschrei,
kein Gebrüll, im Gegenteil: sie ist ganz ruhig und lässt
sich von den Schiffsbewegungen in den Schlaf schaukeln. Mamas
Besorgnis war mal wieder völlig unbegründet. Eher Grund
zur Sorge dagegen bereitet uns Fridolin, unsere Windsteueranlage.
Die funktioniert heute nämlich nicht so, wie sie soll, so
dass uns nichts anderes übrig bleibt, als von Hand zu
steuern. Doch damit noch nicht genug: Als gegen 3 Uhr morgens der
Wind aus bleibt, und wir den Motor anwerfen müssen, streikt
dieser ebenfalls. Stephan kramt murrend seine Werkzeugkiste hervor
und wechselt den völlig verdreckten Vorfilter. Leider hilft
das nur wenig, denn der Motor stottert immer noch. Wahrscheinlich
ist auch der Filter in der Dieselpumpe zu. Mit Hängen und
Würgen schaffen wir jedoch ohne weitere Reparaturen die
verbleibenden Seemeilen bis Portsmouth, wo wir in aller Frühe
unseren Anker in der Prince Ruppert Bay werfen.
Erst mal
ein wenig ausschlafen, danach geht’s an die Fehlersuche und
die Reparatur. Noch bevor Stephan so richtig loslegen kann, schon
die nächste Hiobsbotschaft: Salzwasser in der Bilge! Wo kommt
das nun schon wieder her? Der Schwanenhals ist dicht, dafür
scheint eine Membran des Wassermachers zu lecken. Ein Versuch, die
Verschraubung im eingebauten Zustand abzudichten scheitert. Also
Membranen ausbauen, dichten, Probelauf und wieder einbauen. So,
das wäre geschafft. Als nächstes ist Fridolin an der
Reihe, der von den Salzablagerungen befreit , und wieder gängig
gemacht wird. Danach macht sich Stephan an das Motorenproblem und
zerlegt die Dieselpumpe. Der Filter der Dieselpumpe ist ziemlich
verdreckt, und müsste eigentlich erneuert werden, doch im
Moment muss eine Reinigung des Filters genügen, da wir keinen
Ersatzfilter haben und hier auf Dominika sicherlich auch keinen
auf die Schnelle organisieren können. Immerhin, der Motor
springt nun ohne Stottern und Murren wieder an. Na hoffentlich
hält er bis St. Maarten durch! Kurz bevor Stephan fertig ist
und alles aufräumen will, überrascht uns ein heftiger
Regenguss. Es schüttet wie aus Kübeln: Werkzeuge,
Maschinen und Buggy, alles wird patschnass. Das hat uns nach einem
langen Reparaturtag gerade noch gefehlt. Die Stimmung des Kapitäns
ist auf dem Nullpunkt angelangt.
Erst am
nächsten Tag haben wir ein wenig Zeit, uns ein bisserl zu
entspannen, ein letztes Mal vor unserer Heimkehr mit Jan, dem
TO-Stützpunktleiter hier auf Dominika zu ratschen und uns auf
die nächste anstehende Nachtfahrt vorzubereiten, die uns von
Portsmouth/Dominika bis nach Deshaies im Nordwesten von Guadeloupe
führen soll. Hoffentlich klappt es dieses Mal besser. Die
erste „Probefahrt“ nach 2 Monaten Segelpause ist ja
wohl mächtig daneben gegangen. Wassermacher, Motor,
Windsteueranlage....was geht dieses Mal kaputt? Alles scheint
bestens zu funktionieren, mit 6 Knoten Fahrt rauschen wir dahin.
Erst gegen 3 Uhr morgens, als wir die Südspitze von
Guadeloupe erreichen verlässt uns der Wind und wir werfen die
Maschine an. Auch hier keine Probleme! Nach 10 Stunden Fahrt
erreichen wir am nächsten Morgen Deshaies. Uns trifft fast
der Schlag, als wir kurz nach der Ankunft abermals Salzwasser in
der Motorraumbilge entdecken: der Wassermacher ist erneut undicht.
Dieses Mal tropft es an der Endkappe der Membran heraus. Bei
näherem Hinschauen stellen wir fest, dass die Ursache ein
Haarriss am Deckel der Membran ist. Ein Anruf bei ECH2O-Tec
in Trinidad und das Ersatzteil wird prompt auf den Weg nach
Antigua geschickt, wo wir es in ein paar Tagen entgegennehmen
wollen. Bis dahin müssen wir unseren Wassermacher mit
Süßwasser spülen und für ein paar Tage
stilllegen, um einen weiteren Wassereinbruch zu vermeiden.
Auch die
3. Etappe von Guadeloupe bis Antigua ein paar Tage später ist
wunderschönes, gemütliches Halbwindsegeln durch die
Nacht mit Vollmondbegleitung. So macht Segeln Spaß. Die
knapp 50 sm legen wir in nur 8 Stunden zurück. Am frühen
Morgen erreichen wir English Harbour, wo wir neben der „Ciao“
unseren Anker werfen. Nun haben wir das Endziel unserer
gemeinsamen Reise erreicht. Von hier aus werden wir in gut 2
Wochen nach Deutschland zurückfliegen. Der Kreis scheint sich
zu schließen, denn vor 1 ¼ Jahren sind wir von
English Harbour aus zu unserer Reise durch die karibischen Inseln
aufgebrochen. Antigua, der Anfang und das Ende unseres
Karibikabenteuers.
Die
Wiedersehensfreude mit Rosie (3 Jahre), Kirsti und Jason von der
„Ciao“ ist groß. Zuletzt haben wir die 3 vor ¼
Jahr getroffen, als wir auf dem Weg von den BVIs nach Martinique
einen kurzen Stopp in Antigua eingelegt hatten. Die beiden Mädels
scheinen sich noch an ihr letztes Treffen zu erinnern und spielen
schon nach kurzer Zeit fröhlich zusammen am Strand bzw. auf
dem Schiff. Nur schade, dass es in 2 Wochen schon wieder Abschied
nehmen heißt. Kurz nach unserer Ankunft in Antigua erreicht
uns auch das Ersatzteil für unseren Wassermacher aus
Trinidad. Ohne die erwarteten und befürchteten Zollprobleme
wird das Paket bei Jane's Yachtservice ausgeliefert. Nun darf
Stephan zum 3. Mal innerhalb weniger Tage den Wassermacher
zerlegen, den neuen Membrandeckel einbauen und alles wieder
zusammenbasteln. Inzwischen geht ihm das Ganze schon viel fixer
von der Hand als beim ersten Mal. Bleibt zu hoffen, dass nun
endlich das Problem beseitigt ist. Ein erster Test verläuft
positiv: der Wassermacher arbeitet, und kein Wasser in der Bilge.
9.Mai:
Endlich Nachricht von der Firma „Sevenstars“. Der
Verladetermin für unsere „Mimpi Manis“ verschiebt
sich um ca. 14 Tage und findet voraussichtlich zwischen dem 31.5.
- 4.6. statt. Das passt uns überhaupt nicht, denn unser
Rückflug nach Deutschland ist bereits für den 21.5
gebucht!! Eine Umbuchung unserer Flüge ist nicht möglich,
und verfallen wollen wir sie auf keinen Fall lassen. Das bedeutet,
dass die Verladung unseres Bootes in den BVIs ohne uns stattfinden
muss. Wir werden wohl keine andere Wahl haben, als das Schiff dort
vor Ort in die Marina zu legen und jemanden von „Sevenstars“
zu beauftragen, es zum gegebenen Zeitpunkt zum Frachter zu
bringen. Doch das kostet: pro Tag in der Marina 40 US$ plus
schlappe 400 US$ für die Überführung von der Marina
zum Frachter. Kein schlechter Stundenlohn für eine ½
Seemeile! Wir ärgern uns gewaltig, denn noch vor ein paar
Wochen wurde uns von einem Mitarbeiter der Firma „Sevenstars“
schriftlich zugesichert, dass wir unseren Heimflug gefahrlos ab
dem 21.5 buchen können. Vertraglich hat die Firma jedoch
jeglichen Anspruch auf Kostenerstattung bei Verspätungen
ausgeschlossen. Trotz der schlechten Nachricht versuchen wir das
Beste aus dem Tag zu machen und Evi´s Geburtstag heute ein
wenig im kleinen Kreise zu feiern.
Die
letzten Tage bis zu unserer Heimkehr vergehen wie im Fluge. Es
gibt noch einiges zu organisieren und zu erledigen: die
Seitentanks reinigen, nochmal alles kräftig durchwaschen,
unsere inzwischen gähnend leeren Vorrats-Stauräume
säubern, das Boot putzen, und vor allem eine Unterkunft für
Evi, Lena und Sophie in English Harbour suchen für die Zeit,
in der Stephan alleine die „Mimpi Manis“ von Antigua
nach Tortola überführen wird. Zu allem Übel werden
wir alle 4 noch auf die letzten Tage krank: Fieber, Husten,
Schnupfen,Halsweh, Nebenhöhlenentzündung, Durchfall,
Erbrechen....ob das das Reisefieber ist?
Am 18.5.
ist es schließlich soweit: Nachdem alles gepackt, verstaut
und aufgeräumt ist, bringt Papa seine 3 Damen an Land,
klariert aus und macht sich am späten Nachmittag auf seine
letzte Fahrt in die BVI´s mit kurzem Zwischenstopp auf San
Maarten. Die Nacht über gemütliches Segeln bei einem
schönen 4er ESE, erst gegen Morgen lässt der Wind nach
und wird zunehmend schwächer. Als Stephan 3 Seemeilen vor San
Maarten schließlich den Motor anwerfen will, fängt
dieser wieder einmal zu spucken und zu stottern an: der verdreckte
Filter der Dieselpumpe meldet sich zu Wort! Mit letzter Kraft
rettet er sich nach 22 ½ Stunden Fahrt in die Simpson Bay
im Niederländischen Teil auf San Maarten. Doch keine Zeit
auszuspannen: schnell mit dem Dinghi an Land und versuchen bei
Island Waterworld oder einem Autoteilehändler den passenden
Filter zu bekommen. Vergeblich! Unverrichteter Dinge kehrt er
wieder zurück an Bord und schon kurz darauf geht es weiter:
Anker auf in Richtung Tortola! Da der Wind weiter nachgelassen
hat, heißt es Maschine an. Wie zu erwarten gibt der Motor
schon nach einer halben Stunde den Geist auf! „Rien ne va
plus“, nichts geht mehr! Jetzt hilft nur noch Filter aus der
Pumpe ausbauen und ohne Filter weiterfahren. Und siehe da, es
klappt. Der Motor funktioniert ohne Murren und läuft
problemlos die ganze Nacht über bis am nächsten Morgen
(20.5.) gegen 10 Uhr der Anker vor Road Town, der Hauptstadt von
Tortola (BVI´s) fällt.
Jetzt
geht das Organisieren erst richtig los: anmelden in der Marina,
einklarieren, Dinghi an Deck zerren und verstauen, Treckerbaum
entlasten und auf das Deck laschen, KW-Antenne abbauen,
Wassermacher konservieren, Achterstag und Dirk abmontieren die
beim Kranen im Weg sind, wieder und wieder alle Stauräume
kontrollieren, ob wir auch nichts wichtiges vergessen haben
mitzunehmen, nochmals Pusser's Rum kaufen, und ein zweites Mal zum
Zoll, weil die versehentlich falsche Ein- und Ausreisetage
reingestempelt haben, einen Bootsüberführer organisieren
und dem kurz die Handhabung des Bootes zeigen, den großen
schweren Rucksack packen und auf die Schultern hieven, noch ein
letzter Blick zurück und rein ins Taxi zum Flughafen .... und
das alles bei 35° C Hitze.
In der
Zwischenzeit verbringt Evi zusammen mit den beiden Kindern die
letzten 3 Tage bis zum Heimflug in einer Unterkunft in English
Harbour/Antigua. Kirsti und Rosie schauen fast täglich
vorbei, so dass die Zeit recht schnell vergeht. Lena hat sich
inzwischen einigermaßen von ihrer fiebrigen Erkältung
erholt und tobt fröhlich mit der kleinen Rosie herum. Nur
Sophie ist immer noch krank: Durchfall, hohes Fieber, Husten und
Schnupfen. Als am Tag vor dem Heimflug immer noch keine Besserung
auftritt, beschließt Evi, eine Ärztin zu konsultieren.
Nach Schilderung der Symptome rät diese, sofort eine Klinik
aufzusuchen. Da Jason von der „Ciao“ für Sunsail
arbeitet, organisiert Kirsti kurzentschlossen von der Charterfirma
einen Minibus und bringt Evi mit der kleinen Sophie ins
Krankenhaus. Lena und Rosie sind mangels Babysitter natürlich
mit von der Partie, und so geht es noch am Sonntag Abend zu 5. im
Bus nach St. Johns, der Hauptstadt Antiguas. In der Klinik
angekommen gleich der nächste Schock: 350 US $ nur dafür,
dass ein Kinderarzt Sophie untersucht, exklusive der notwendigen
Blutuntersuchungen, versteht sich! Die kosten selbstverständlich
extra! Das sind Hammerpreise, eine Abzocke für Touristen und
Ausländer. Einheimische zahlen für die Untersuchung 350
EC, was 131,09 US $ entspricht. Die Ärztin scheint Evi´s
verzweifelte und bittende Blicke zu verstehen und hat Mitleid. Zum
billigeren Einheimischentarif wird die Kleine schließlich
untersucht. Nach fast 2 Stunden Warten endlich das Ergebnis:
Verdacht auf Lungenentzündung! Wir verlassen die Klinik mit
dem Ratschlag dass, falls es am nächsten Tag schlimmer wird,
wir auf keinen Fall nach Hause fliegen sollten! Mit dem Rezept in
der Hand noch schnell in eine Apotheke um Antibiotika zu kaufen,
dann den ganzen Weg zurück nach English Harbour. Es ist 23
Uhr, als wir endlich in der Unterkunft ankommen. Tausend Dank, dir
liebe Kirsti für deine schnelle und unkomplizierte Hilfe!!!!
Was hätten wir nur ohne dich gemacht??? Das werden wir dir
nie vergessen. Jetzt hilft nur noch hoffen und beten, dass die
Medizin möglichst schnell anschlägt und es Sophie bald
besser geht.
Am
nächsten Morgen immer noch keine wesentliche Besserung, doch
immerhin auch keine Verschlechterung. Dank Paracetamol und
Antibiotika geht im Laufe des Tages das Fieber ein wenig zurück.
Nachdem alle Koffer und Taschen gepackt sind, verabschieden wir
uns von Rosie, Kirsti und Jason. Lena ist todtraurig, ihre neu
gefundene Freundin schon wieder zu verlieren. Zum Abschied bekommt
sie von Rosie sogar einen Weihnachtspinguin geschenkt. Auch Evi
fällt der Abschied von den „Ciaos´s“ extrem
schwer. So liebe Freunde haben wir nur ganz selten hier in der
Karibik kennengelernt. Wer weiß, ob wir sie je wiedersehen
werden?? Mit jeder Menge Gepäck geht’s dann am späten
Nachmittag mit dem Taxi zum Flughafen. Dort treffen wir Papa
wieder, der zur selben Zeit mit dem Flugzeug aus Tortola
eintrifft. Wir sind froh, uns wieder zu haben. Die letzten 3 Tage
waren für beide Seiten extrem anstrengend! Nun geht es
gemeinsam zurück in die Heimat. Nach über 2 Jahren
Segelabenteuer freuen wir uns darauf heimzukehren, Freunde und
Familie wiederzusehen und unsere neuen Pläne zu
verwirklichen: ein altes Haus umzubauen, uns ein neues, etwas
größeres, gemütliches Zuhause mit schönem
Garten zu schaffen und die nächsten Jahre als Urlaubssegler
das Mittelmeer zu erkunden.
Am
22.5.07 um 17 Uhr landen wir ziemlich erschöpft,und froh in
München. Unsere Familie und eine liebe Freundin bereiten uns
einen herzlichen Empfang am Flughafen. Lena hat fast den ganzen
Flug verschlafen, und auch Sophie scheint das Ganze recht gut
verkraftet zu haben und langsam auf dem Weg der Besserung zu sein.
Nach
wiederholter Verzögerung wird schließlich unsere „Mimpi
Manis“ mit 1 Monat Verspätung am 14. Juni verladen. Zur
Erinnerung, der ursprünglicher Verladetermin war zwischen dem
10. und 20. Mai geplant. Damit belaufen sich unsere zusätzlichen
Kosten für Marina und Überführung auf knapp 1.500
US$. 14 Tage später, am 28. Juni erreicht der Frachter La
Spezia/Italien. Stephan fährt zusammen mit seinem Vater
dorthin, um das Segelboot am nächsten Tag in Empfang zu
nehmen, es in eine nahegelegenen Marina zu bringen, an Land zu
kranen und die nötigsten Dinge einzupacken und auszuräumen.
Dort steht sie nun, unsere „Mimpi Manis“ und wartet
darauf, in einem Jahr für ein paar Wochen wieder ins Wasser
zu dürfen und zusammen mit uns durch das westliche Mittelmeer
zu segeln.
Doch
eines ist sicher. Der nächste kalte Winter kommt bestimmt,
und spätestens dann werden wir mit Wehmut an die schöne
und aufregende Zeit auf unserer „Mimpi Manis“
zurückdenken, an all die lieben Freunde, die wir in den
vergangenen 2 Jahren kennengelernt haben und uns mit Sehnsucht an
Sonne, weiße Sandstrände und kristallklares tropisches
Meerwasser erinnern... Und träumen....süße
Träume.....
MIMPI
MANIS!!
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