MIMPI MANIS

oder

Eine Familie erfüllt sich ihren Traum von Freiheit



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Juli: Der neue Monat fängt so an, wie der der alte aufgehört hat, mit der Fußball WM. Wir zittern noch immer bei jedem Spiel mit und als die Italiener gegen Australien 5 Sekunden vor Schluss noch einen Elfmeter „geschenkt“ bekommen versteht Evi die Welt nicht mehr. Auch im Spiel Deutschland gegen Italien müssen wir hilflos zusehen wie die Finalteilnahme in der sprichwörtlich letzten Minute scheitert. Denn nach ein bisschen googeln kommt es ans Licht: eine Deutsche Nationalelf hat nur einmal 1972 in einem EM-Spiel ein Elfmeterschießen verloren! Alles andere wurde gewonnen. Das ist das weltbeste Ergebnis für Elfmeterschießen. Wir wollen ja nicht behaupten, dass Italien das Elfmeterschießen verloren hätte, aber es wäre durchaus möglich gewesen. Aber wer hat denn vor der WM allen Ernstes daran geglaubt, dass die Klinsmänner so weit kommen? Während der ganzen WM haben sie nur ein einziges Spiel verloren, gegen den zukünftigen Weltmeister Italien. Eine Bilanz die sich durchaus sehen lassen kann! Kurz vor Ende der WM macht sich auch bei anderen Segler so etwas wie Fußballbegeisterung breit und wir können einige andere Deutsche motivieren mit uns in die Sportsbar zu gehen und den „Adenauer“ zu schwenken. Begeistert schauen wir uns das Spiel um Platz 3 an und sind am Ende mächtig stolz auf unsere junge Elf, die 4 Wochen lang wirklich schönen Fußball gespielt hat.

Lena macht den gesamten WM-Marathon super mit. Nachdem gegen Ende ja nur noch zwei bzw. ein Spiel pro Tag stattfindet, halten wir Lena so lange wach, dass sie erst kurz vor dem Spiel völlig geschafft im Buggy einschläft. Den Swimmingpools im True Blue Bay Hotel sei Dank! Und so schaffen wir es tatsächlich, große Längen der Spiele „ungestört“ gucken zu dürfen. Und wenn sie wach war, kickte sie ihren kleinen Ball mit unermüdlicher Begeisterung durch die Sportbar. Ihre Technik und ihr Ballgespür wurde von Tag zu Tag besser und sind nach 4 Wochen Fußball-WM wirklich bemerkenswert!!!!

Aber mit dem Ende der WM kehrt die Routine auf unserem Kahn wieder ein und damit auch der Basteltrieb des Skippers. Endlich darf er wieder loslegen... Die Einkaufsliste umfasst so schöne Dinge wie ein UKW-Funkgerät (bisher haben wir nur eine UKW Handfunke), eine neue, leistungsfähigere Lichtmaschine, viel viel Kleinzeugs und was weiß ich nicht noch! Aber Einkaufen ist nur die halbe Wahrheit, danach kommt der interessantere Teil, das ganze „Spielzeug“ einbauen, testen und gegebenenfalls nachbessern. Inzwischen ist auch unser heiß ersehntes Paket in Grenada angekommen und wartet seit ein paar Tagen auf der Post auf seinen neuen Besitzer: Unsere neue Kurzwellen- Amateurfunkanlage, die wir vor 5 Wochen in Deutschland bestellt hatten. Doch so einfach, wie wir uns das vorgestellt hatten, funktioniert das Abholen dieses Mal leider nicht. Als Stephan mit der Paketkarte bewaffnet ins Postoffice marschiert, kann er sein neues „Spielzeug zumindest schon einmal begutachten. Danach wird alles wieder eingepackt und zugeklebt. Wir müssen zuerst zu einem der vielen freiberuflichen Zollagenten (Broker) und dann beim Zoll die Papiere abgeben, die Gebühren bezahlen und dann sollen wir wiederkommen und wir bekämen das Paket. Also einen Zollagenten angerufen und oh je, es ist schon 15:30 und da ist beim Zoll keiner mehr da. Also am nächsten Tag der zweite Versuch. In der Früh das Formular C14 beim zuständigen Zollbüro holen, dann zu unserem Broker, doch der schlägt die Hände über dem Kopf zusammen; Die Rechnung ist auf Deutsch und damit nicht vorzeigbar beim Zoll. Dass es hierbei um Unterschiede wie Koaxialkabel statt coaxialcable oder Antennentuner statt Antennatuner geht, ist völlig irrelevant, eine beglaubigte Übersetzung muss her. Nur leider gibt es auf Grenada keinen amtlich vereidigten Übersetzer für Deutsch. Wenn man lange genug gesucht hätte wäre vielleicht irgendwo einer aufzustöbern gewesen, aber so viel Zeit wollten Stephan, der alleine losgezogen war, damit nicht verbringen, vor allem da es sich ja nur um 4 Zeilen gehandelt hat. Nach längerem hin und her wird schließlich folgende salomonische Entscheidung von einem hohen Zolloffiziellen gefällt: der Zollbeamte im Postamt soll das Paket in Anwesenheit von Stephan öffnen und den Inhalt auf der Rechnung handschriftlich vermerken. Dieser war natürlich sehr angetan davon, „außerhalb“ seiner Befugnisse etwas „von Oben herab“ befohlenes auszuführen, musste sich aber beugen. Jetzt ging die Arbeit des Brokers los, die einzelnen Posten in ein Formular übertragen, die Gebühr ausrechnen, Kopien machen , ... Doch kurz vor der Mittagspause war dann alles geschafft, der Papierpacken konnte beim Zoll zur weiteren Bearbeitung abgegeben werden. Leider war der zuständige Beamte schon im Mittag, sollte aber bald wieder zurück sein, so dass Stephan sich am Nachmittag nochmals mit unserem Zollagenten traf. Die Zwischenzeit benutzte er um etwas Grünzeugs auf dem Markt einzukaufen, einen Keilriemen für die neue Lichtmaschine zu besorgen und im Yachtklub ein kühles Bier zu trinken. Aber wie es so der Zufall will, hat wohl der Zollbeamte den Beginn der Mittagspause mit dem Ende des Arbeitstages verwechselt und war um 15Uhr immer noch nicht da und um 15:30 macht der Laden eh dicht. Also musste Stephan unverrichteter Dinge wieder heimfahren.

Am nächsten Tag fuhren wir Drei nach St. George´s und nach nur 1,5 h Wartezeit durften wir unsere Gebühr bezahlen, die Papiere abholen, ins Postamt gehen und endlich, endlich unser Paket mit nach Hause nehmen. Danach noch schnell auf den Markt, um Faden, Klettverschluss und 6 m Stoff zu kaufen, der hier auf Grenada unendlich billig und schön ist. Damit darf Evi neue Polsterbezüge für den Salon nähen, während Stephan sich an den Einbau und Installation seines neuen Spielzeugs, der KW-Amateurfunkanlage,heranwagt. Ein 7m Peitschenantenne am Heck installieren, diverse Meter an Strom- und Koaxialkabel verlegen, Halterungen einbauen, ... Und dann, nach einigen Tagen Arbeit der erlösende Griff am Gerät und siehe da, der Empfang funktioniert bestens. Nur hat sich jetzt schon wieder der Detailteufel eingeschlichen, denn senden kann die Anlage nur auf den Amateurfunkbändern, die aber von den Marinefunkbändern differieren. Der einzige wesentliche Unterschied zwischen Amateurfunkanlage und Marinefunkanlage ist der Preis, die Marinegeräte kosten das dreifache! Vom Innenleben her sind sie sich sehr ähnlich bis baugleich, empfangen kann man alles, nur die Sendefrequenzen sind eben unterschiedlich. Aber wie bekommen wir jetzt das ganze Frequenzband für den Sendebetrieb geöffnet? Auf zum Händler den es hier nicht gibt, zu einem der lokalen „Spezialisten“, ...? Aber wie so oft hilft einem immer jemand weiter und wir finden eine Anleitung wie die Sperre gelöst werden kann, nur ist dazu ein Eingriff im Gerät notwendig und damit ist auch die Garantie weg! Aber was macht man nicht alles für die Kommunikation von Schiff zu Schiff und dem Empfang von Wetternachrichten und Wetterfaxen?! Endlich sind wir unabhängig vom Internet und können nun auch auf hoher See oder in einsamen Buchten unsere Wetterinfos empfangen, bzw. mit anderen Seglern auch über lange Distanzen per Funk in Kontakt treten. Auf Antrag der Skipperfrau wird auch noch eine UKW-Funkanlage eingebaut, so haben wir jetzt die Möglichkeit mit unserer Handfunke von Strand zu Schiff zu kommunizieren und bei Bedarf das („Wassertaxi“-) Dinghy zu bestellen. Auch sind wir nun in der Lage die amerikanischen Wetterkanäle zu empfangen. Funkgeräte die das können, gibt es in Deutschland nicht, da ja dort die Wetterkanäle nicht ausgestrahlt werden. Auf alle Fälle sind wir -was Kommunikation an Bord betrifft- jetzt bestens ausgestattet!!!

Ein weiterer Punkt auf unserer Wunschliste ist eine neue, leistungsfähigere Lichtmaschine. Hintergrund ist der, dass unser Wassermacher ca. 40 Ampere zieht, (er macht ja auch dafür 60l Wasser pro Stunde). Dann ist oft noch der Wechselrichter (3 Ampere) an um irgendwelche Akkus zu laden, CD zu hören, ... und wenn der Kühlschrank anspringt (8 Ampere), dann ist nichts mehr mit Batterieladen trotz Lärm vom Diesel, denn unsere derzeitige Lichtmaschine schafft bestenfalls 50 Ampere. Also wollen wir eine Lichtmaschine mit 70-80 Ampere um die Diesellaufzeiten minimieren zu können. Bei einem Händler am anderen Ende von St. George finden wir eine solche, stellen aber leider erst zu Hause fest, dass sie gar keinen Regler hat. Also das Ding wieder einpacken, mit dem Bus nach St. George´s fahren, dort umsteigen in einen anderen Bus, bis ans Ende der Stadt, rein zum Händler und nochmal alles durchstöbern ob sich nicht noch eine andere findet! Beim zweiten Versuch werden wir fündig, von den Maßen her passt sie rein, ein Regler ist auch eingebaut, die Riemenscheibe ist auch passend, nur die Klemme W fehlt, die für den Drehzahlmesser und Betriebsstundenzähler benötigt wird! Aber das ist das geringste Problem, die Lichtmaschine wird zerlegt, und ein Draht eingelötet und nach außen geführt, wo er als Klemme W verwendet wird. Dem Internet sei Dank wissen wir sogar wo wir den Draht anlöten müssen. Doch beim ersten Probelauf müssen wir leider erneut feststellen, dass auch auch diese Lima nicht für unsere Zwecke geeignet ist, da sie nur 20A liefert, weit weniger als versprochen! Also Lima wieder zerlegen, die Klemme W auslöten, zusammenbauen und beim Händler zurückgeben, der uns sogar das Geld wiedergibt!

Wir sind kurz davor, unser Projekt „Lichtmaschine“ zunächst einmal aufzugeben und auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, als wir per Zufall von einem anderen Segler eine 85A Lima angeboten bekommen, jedoch ohne Regler, Riemenscheibe und Klemme W. Egal, der Preis ist OK und so nehmen wir sein Angebot an, lassen bei einem Schrotthändler in St. George eine neue Riemenscheibe drehen, besorgen uns einen neuen Regler und löten selbst wieder einmal die Klemme W ein. Inzwischen haben wir darin ja Übung!!! Stephan wird hier noch zum Lichtmaschinenexperten! Aber leider ist auch dieser Probelauf nicht gerade von Erfolg gekrönt, der nigelnagelneue Regler läuft heiß und gibt Rauchzeichen von sich!! Eine Fehlproduktion eben! Das kann doch nicht wahr sein!! Kann denn hier gar nichts reibungslos klappen?? Also Regler auf Garantie umtauschen, was nur teilweise klappt. Wir bekommen zwar unser Geld zurück, aber lieber wäre uns ein neuer Regler gewesen. Doch der Händler verneint einen zu haben. Wahrscheinlich hat er einen, will aber nicht nochmal ein Risiko eingehen und so läuft sich Stephan die Hacken wund in St. Georges´s, bekommt aber nichts passendes. Am Übernächsten Tag starten wir einen letzten Versuch und fahren 2h mit dem Bus an die Nordwestküste Grenadas bis nach Gouyave, wo es einen Autoelektriker geben soll, der angeblich jede Lichtmaschine reparieren kann. Und wir sind happy, in der Tat hat er einen passenden Regler, baut ihn auch gleich ein und testet die Lichtmaschine auf einer Testbank. Und siehe da, sie funktioniert tadellos und wir nehmen unser gutes Stück wieder mit und bauen sie noch am selben Abend ein: alles klappt dieses Mal und auch der Probelauf verläuft zu unserer vollsten Zufriedenheit. Endlich werden auch unsere Batterien geladen wenn der Motor und der Wassermacher laufen.

Natürlich nehmen wir die Gelegenheit wahr und verbinden unsere Fahrt nach Gouyave mit einer kleinen Sightseeing Tour: In einem Muskatnussbetrieb lernen wir, wie aus der rohen Nuss ein kostbares Gewürz wird. Nach 6 – 8 Wochen Trocknen und Lagern wird per Hand die Schale von der Nuss getrennt, die dann als Gewürz verwendet wird. Nichts geht bei der Produktion verloren, sogar die vermeidlichen Abfallprodukte haben noch eine sinnvolle Verwendung: die braune Schale wird als Pflanzendünger eingesetzt, die rote Haut, die die Muskatnuss umgibt geht je nach Qualität in die Gewürz- bzw. kosmetische/pharmazeutische Industrie, und aus der äußeren gelben, weichen Schale wird u.a. Marmelade hergestellt. In der nahe gelegenen Dougaldston Estate bekommen wir eine interessante Führung über den Anbau, und Verarbeitung der wichtigsten Gewürze Grenadas, die nicht umsonst die „Gewürzinsel“ genannt wird: Zimt, Nelken, Kakao, Kaffee und Muskatnuss werden hier auf der Insel kultiviert und weiterverarbeitet. In seinen besten Zeiten beschäftigte der Produktionsbetrieb an die 200 Leute. Heute ist die gesamte Anlage ziemlich verlassen und heruntergewirtschaftet, beschäftigt ca. 20 Leute und gleicht eher einem verstaubten Museum, als einer Produktionsstätte.

Am 22. Juli hatte Lena Namenstag und was schenkt man einem fast zweijährigen Mädchen? Nein, keine Puppe sondern ein Werkzeugset mit Schrauben, Hammer, Schraubenzieher, Muttern, Beilagscheiben, Dübel und Tragekoffer dazu. Zwar alles aus Holz, aber dafür liebt sie es mit ihrem Hammer auf allen möglichen und unmöglichen Dingen herumzuklopfen und am ersten Abend muss der Hammer sogar mit ihr ins Bett! Nur gut, dass ihre Eltern den Hammer dann aus dem Bett herausholen sobald sie tief und fest schläft.

Was tun wir denn sonst so den lieben langen Tag, wenn wir uns nicht von einem technischen Problem zum nächsten hangeln? Wir backen Brezen! Eines der Dinge die uns am meisten abgehen sind warme Brezen mit Butter, sogar Lena lässt dafür ihre geliebte Banane stehen. Also im Internet ein Brezenrezept runtergeladen und losgelegt. Zugegeben, der erste Versuch war nur halb gut, aber schon die zweite Charge einige Tage später erfüllte, ach was, übertraf unsere Erwartungen. Zu dieser Gelegenheit, warme Brezen mit Weißwurst (wir opferten unsere letzten 4 Dosen), haben wir unsere Münchner Ankernachbarn von der „Gräfin V“ eingeladen. Eigentlich wollten die beiden ja schon am Vortag nach Trinidad segeln, aber für ein Weißwurstfrühstück lichteten sie ihren Anker gerne einen Tag später. Moni und Hermi sind seit 5 Jahren unterwegs und schon einmal rum um den Globus, so dass wir viel von ihnen erfahren konnten, vor allem über den Pazifik in den wir ja voraussichtlich nächstes oder übernächstes Jahr überwechseln wollen. Ein wirklich schöner, interessanter Sonntagvormittag und ein Highlight für unseren bayerischen Gaumen!

Doch die tägliche warme Laugenbreze zum Frühstück bleibt wohl nur unseren Träumen überlassen. Oder ganz besonderen Anlässen. Dafür ist der Aufwand einfach zu groß. Jeder Morgen beginnt bei uns spätestens um 7.30 Uhr mit dem fast alltäglichen Cruisers Net (Montag-Samstag) , einer morgendlichen Funkrunde rund um St. Georges und Prickly Bay. Dort erhält man Infos über Wetter, Veranstaltungen, Dienstleistungen,Sicherheitslage, Verkäufe und Kaufgesuche von Bootszubehör oder sonstigem. Nachmittags fahren wir immer an Land um den einen Kilometer zum True Blue Bay Hotel zu laufen, um dort mit Lena mindestens 1-2 Stunden zu poolen. Ab und zu fahren wir auch mal mit unserem großen Rucksack zum Einkaufen nach St. George`s oder ratschen bei der Happy Hour der Prickly Bay Marina mit anderen Seglern und lassen uns dort die wohl beste Pizza der Insel schmecken, echt italienisch, hmmmm!! Ansonsten leiden wir im Moment wohl eher unter dem heißen, leider manchmal zu schwülen Klima. 85% Luftfeuchtigkeit bei 32°C ist doch etwas zu viel für uns und unsere armen Pinguine. Doch wer Abkühlung braucht, der darf gerne mit der Spachtel ins Wasser springen und den Rumpf von unliebsamen Getier befreien. Vor allem der Propeller ähnelt mehr einer Seepockenzucht als einem wohlgeformten Metallteil und unsere Ankerkette würde ohne Frage als unter Naturschutz stehender Meerespark durchgehen! Kein Wunder, immerhin sind wir nun fast seit 2 Monaten hier in Prickly Bay/Grenada, obwohl wir eigentlich nur kurz bleiben wollten.

Wir glauben es selbst kaum, gegen Ende des Monats ist es tatsächlich soweit: wir machen das Schiff schön langsam startklar für unsere Weiterfahrt. Im nahegelegenen Cash und Carry kaufen wir kräftig ein, um unsere Vorräte an Säfte, Rum, Dosengemüse, Kokosmilch, Erdnussbutter, Nudeln und Milch für die nächsten 3 Monate aufzustocken. Da wir planen, die meiste Zeit des karibischen Sommers auf Tobago zu verbringen, wollen wir hier auf Grenada noch schnell unser Schiff mit preisgünstigen Waren voll laden, da die Versorgungslage auf Tobago bei weitem schlechter sein wird. Erst in Venezuela werden wir wieder Gelegenheit haben, billig einzukaufen. Doch dort wollen wir erst Ende Oktober sein. 3 Einkaufswägen voll schieben wir zur Kasse, bezahlen und lassen den gesamten Einkauf schön in Kartons verpackt zum Boot liefern. Das ist ein Service! Wir sind begeistert, wie einfach, unkompliziert und schnell das klappt! Die Ware wird pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt in der Prickly Bay Marina angeliefert, was man in der Karibik nicht unbedingt erwarten kann, da hier die GMT („Grenada maybe time“) gilt . Noch ein letztes Mal mit dem Minibus nach St. George, um Frischproviant zu kaufen, und dann kann es definitiv losgehen. Doch bevor es nach Tobago geht, planen wir einen Abstecher nach Carriacou, der Insel nördlich von Grenada, wo wir bereits Ende Mai waren. Es gibt 2 Gründe, warum wir dorthin zurück wollen: Erstens findet dort vom 30.Juli – 7.August die traditionelle Holzbootregatta statt, mit jeder Menge Tamtam, Events und Veranstaltungen. Eine Woche lang Party, das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Zweitens ist es von Carriacou aus einfacher, nach Tobago zu segeln. Da Tobago im Südosten von Grenada liegt, und Südostwind der vorherrschende Wind hier in der Gegend zu dieser Jahreszeit ist, würden wir die gesamte Strecke gegen Wind, Welle und Strömung fahren. Carriacou dagegen liegt in einem besseren Winkel zu Tobago, so dass wir es mit ein wenig Glück mit einem Am-Wind-Kurs ohne Korrekturschlag schaffen könnten.

Am 30.Juli um 8 Uhr morgens ziehen wir unseren Anker heraus, nehmen Abschied von Prickly Bay und unseren Schiffsnachbarn und machen uns auf den Weg nach Carriacou. Eigentlich sollte die Fahrt dorthin problemlos sein, 15-20 Knoten aus E/SE sind für heute prognostiziert. Doch zunächst merken wir nichts davon. Wir motoren die Südküste von Grenada entlang und wollen uns entlang der Luvküste der Insel nach Norden hocharbeiten. Schon nach kurzer Zeit haben wir bereits 2 Knoten Strom gegen uns, der uns die ganze Strecke über begleitet. Bei 4,8 Knoten Fahrt durch Wasser kommen wir mit nur 2,8 Knoten Fahrt über Grund voran. Mühsam, mühsam. Dabei war die Fahrt von Carriacou nach Grenada vor 2 Monaten wirklich gemütlich und schön. Es ist bereits 3 Uhr nachmittags, als endlich ein wenig Wind aufkommt, der es uns erlaubt, die Segel zu setzen. Wir sind nun zwar 1 Knoten schneller als unter Motor, doch noch immer bremst uns der Gegenstrom gewaltig. Außerdem ist aus dem vorhergesagten E/SE nun ein 3er NE geworden. Statt gemütlichem Halbwind- bis Raumschotkurs nun also ein Am-Wind-Kurs und Wind auf die Nase! Schon bald merken wir, dass wir unser anvisiertes Ziel, die Tyrell Bay in Carriacou, heute vor Anbruch der Dunkelheit nichts mehr schaffen. Kurzentschlossen suchen wir den Ankerplatz Corn Store Bay auf Ronde Island auf, der ca. 12 sm südlich von Carriacou liegt. Eine herrliche, naturbelassene Bucht ganz für uns alleine. Zum ersten Mal seit langem sehen wir wieder jede Menge Fische im glasklaren Wasser, und sogar ein paar Pelikane tummeln sich hier in der Bucht und halten nach Nahrung Ausschau. Wir nehmen noch ein erfrischendes Bad und genießen die Stille und Einsamkeit auf dieser von nur ca. 20 Fischern bewohnten kleinen Insel.

Gleich am nächsten Morgen geht es weiter. Immerhin bläst heute der Wind aus ESE mit 3-4 bft., was die Sache um einiges angenehmer und leichter macht. Da uns der Strom heute mit 2 Knoten nach Westen drückt müssen wir aufkreuzen, um schließlich in die Tyrell Bay zu gelangen. Endlich geschafft. Fast 60 sm zeigt unsere Logge seit Verlassen der Prickly Bay an! Wenn man die Entfernung auf der Seekarte misst, kommt man auf ca. 40 sm! Kaum zu glauben, wie stark die Abdrift bei 2 Knoten Gegenstrom ist! Hier in der Tyrell Bay fühlen wir uns sofort wohl. Das Wasser ist deutlich klarer, die Strände sauberer und schöner und das Wetter nicht so schwül als in Prickly Bay/Grenada. Einzig und allein die Versorgungslage hier ist nicht optimal. Große klimatisierte Einkaufszentren mit allem, was das Herz begehrt und einen täglichen Markt für frisches Obst und Gemüse werden wir hier nicht finden. Aber es gibt genügend Tante Emma Läden und Minimärkte, die alles für den täglichen Bedarf vorrätig haben. Und das genügt uns im Moment auch voll und ganz.










































August: Die 41. Carriacou Regatta hat begonnen! Die Bucht in der Tyrell Bay ist inzwischen proppevoll. Fast 90 Boote haben hier ihren Anker geworfen. Keiner will sich dieses Mega-Event entgehen lassen. Kein Wunder, das vielseitige Veranstaltungsprogramm verspricht neben interessanten Bootsrennen auch jede Menge Spiel, Spannung und Spaß. Die ersten Rennen starten zwar erst gegen Ende der Woche, dafür ist in den Tagen davor bereits einiges geboten: die Wahl der Miss Aquaval (Miss wet T-Shirt), Socca-Party, Konzerte, u.v.m. Viele dieser Veranstaltungen finden in Hillsborough, der Hauptstadt und Zentrum der Insel, statt. Doch auch die Seglergemeinde in der Tyrell Bay hat ein interessantes Rahmenprogramm zur Regatta auf die Beine gestellt: Dominospiele, Strandwettbewerbe, Barbecues, Dry-T-Shirt Contest, Segler- Flohmarkt und eine Versteigerung. Der gesamte Erlös hieraus kommt dem Carriacou Children´s Education Fund (CCEF) zugute, einer lokalen Hilfsorganisation, die bedürftige Kinder in Carriacou und Petit Martinique beim Kauf von Schuluniformen, Büchern, Lehrmaterial und Schreibutensilien unterstützt. Startschuss für die Aktivitäten in der Tyrell Bay ist das alljährliche Barbecue im Garten des Yachtclubs, das wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen. Einen besseren Rahmen für eine gelungene Grillparty kann man sich kaum vorstellen; ein herrlich grüner, bewachsener Garten mit schattigen Bänken und Sitzgelegenheiten und genügend Platz zum Herumtollen. Für uns ist der Yachtclub in der Tyrell Bay einer der schönsten und gemütlichsten hier in der Karibik. Auch das Wetter spielt mit, so dass die Party ein voller Erfolg wird: wir treffen einige Bekannte wieder, lernen auch viele neue Segler kennen, ratschen uns von einem zum anderen und tauschen Erfahrungen aus. Da im Rahmen des Barbecues auch ein Dry-T-Shirt Wettbewerb stattfindet, haben wir natürlich unsere verrücktesten T-Shirts angezogen. Stephan trägt sein Mimpi Manis Segler T-Shirt, und Evi das T-Shirt, dass wir als Abschiedsgeschenk von unseren Dorfenern Bekannten bekommen haben: 8 Pinguine mit den Köpfen unserer Freunde. Ein Bild zum Schießen!! Das T-Shirt schlägt ein wie eine Bombe! Alle lachen sich halb kaputt, finden es wirklich witzig und am Ende gewinnt Evi´s Pinguin T-Shirt den ersten Preis in der Kategorie „das verrückteste T-Shirt“. Immerhin, eine Flasche Sekt und ein kleines Spielzeug für Lena springen dabei heraus!!! Das hat sich wahrlich gelohnt. Zum krönenden Abschluss für einen gelungenen Abend packen einige Segler ihre Gitarre aus und fangen zum singen an. Wir lauschen der schönen Musik und genießen die tolle Atmosphäre. Zu schade, dass der Abend für uns viel zu früh zu Ende geht, aber Lena ist inzwischen todmüde und will ins Bett.

Auch die Versteigerung am Freitag ist ein voller Erfolg. Viele Segler und ansässige Betriebe beteiligen sich daran mit einer Sachspende. Wir stiften 2 unserer Wasserkanister, die wir -da wir ja nun einen Wassermacher haben- nicht mehr brauchen. Alles erdenklich mögliche kommt unter den Hammer und findet einen neuen Besitzer: ein altes Dinghi, ein Windgenerator, selbst gebackene Plätzchen, Tauchutensilien, Gutscheine für ein Abendessen, Tauchgänge und 1 x Boot herausholen incl. 1 Woche hoch auf dem Trockenen, u.v.m. Insgesamt wurden bei den Veranstaltungen und Aktivitäten mehr als 13.000 EC$ (ca .5.000 US $) eingespielt, eine beachtliche Summe, die den Kindern hier auf Carriacou zugute kommen wird!! Großen Dank hierbei an die Hauptorganisatoren John und Melodye von der SY Second Millenium und all ihren Helfern, die seit 6 Jahren auf diese Weise Geld sammeln und das hiesige Bildungssystem unterstützen.

Die eigentliche Regatta startet am Wochenende: Yachtrennen, Regatta für traditionelle Holzboote und Workboats, Optimistenrennen, etc... Viele der in der Tyrell Bay vor Anker liegenden Yachten beteiligen sich an der Yachtregatta. Auf die Idee mitzumachen wären wir ehrlich gesagt gar nicht gekommen. Wir sind inzwischen begeisterte Ankerlieger, und schauen lieber den anderen dabei zu, wie sie mit gesetzten Segeln um die Wette fahren. Am meisten interessiert uns jedoch die traditionelle Holzbootregatta, die am Folgetag vom Paradise Beach aus startet. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wir packen unsere Badesachen ein, und fahren mit dem Minibus dorthin. Nachdem wir den Start verfolgt hatten, verbringen wir den Rest des Nachmittags am wunderschönen Paradise Beach. Sonntag und Montag beginnt der Endspurt in Hillsborough. Gegen Mittag startet das offizielle Rahmenprogramm: Radrennen, Beachvolleyball, Schwimmwettbewerbe, Seilziehen, Biertrinkwettbewerb, Spiel ohne Grenzen, Eselrennen, und noch vieles mehr. Es gibt zwar einen offiziellen Zeitplan, doch so recht interessiert sich keiner dafür. Manches findet um ein paar Stunden verspätet statt, anderes wiederum überhaupt nicht, da sich keine Teilnehmer finden. Kurz und gut, es herrscht ein schlecht organisiertes Chaos, aber das Schöne ist, das sich keiner daran stört. Die Stimmung ist super, die Leute feiern ausgelassen und freuen sich über 2 Tage Party Non Stop. Das ist eben Karibik pur! Nachdem wir vergeblich ein paar Stunden lang auf das groß angekündigte Eselrennen gewartet haben, fahren wir bei Anbruch der Dunkelheit zurück in die Tyrell Bay, wo zum Abschluss der Regatta wieder eine Grillparty im Garten des Yachtclubs stattfindet. Dort tobt inzwischen der Bär, es wird gefeiert, gegessen und getrunken. Lena hält noch ein paar Stunden durch, dann bricht sie schließlich zusammen. Der Tag war einfach zu aufregend für sie!!!

Mit Ende der Regatta leert sich auch langsam wieder das Ankerfeld und die Anzahl der Boote schrumpft auf eine überschaubare Zahl zusammen. Wir verbringen viel Zeit am Strand und erholen uns von den ereignisreichen Tagen der letzten Woche. Lena hat hier in der Bucht eine neue kleine Spielkameradin gefunden: Rosie aus England, 2 ½ Jahre von der SY Ciao. Die beiden Mädels verstehen sich nach anfänglicher Scheu prächtig und so treffen wir uns immer wieder mal am Strand zum Spielen.

Da die Versorgungslage hier in der Tyrell Bay, was frisches Obst und Gemüse betrifft, bescheiden ist, fahren wir donnerstags meist nach Hillsborough zum Einkaufen. Die Fähre von Grenada trifft hier auf der Insel in der Regel am Mittwoch Nachmittag ein, so dass am nächsten Morgen die Geschäfte in der Hauptstadt der Insel mit frischen Lebensmitteln gefüllt sind. Die Preise und die Auswahl stehen zwar in keinem Vergleich zur Schwesterinsel Grenada, aber immerhin bekommen wir das Nötigste, auch wenn wir ein paar EC mehr dafür ausgeben müssen. Die Fahrt quer durch die Insel mit dem Minibus ist ein kleines Erlebnis für sich: Schmale, kurvenreiche Straßen durch herrliche, üppige Vegetation. Carriacou gefällt uns, es ist eine richtig schöne, gemütliche kleine Insel, wo der Tourismus bisher kaum Fuß gefasst hat. Als wir das erste Mal vor gut 2 Monaten hier waren hatten wir keine Gelegenheit, die Insel näher kennen zu lernen. Zu schnell sind wir von hier aus weiter nach Grenada gesegelt.

Doch auch dieses Mal wollen wir nicht allzu lange bleiben. Sobald die Winde günstig wehen planen wir von hier aus weiter nach Tobago zu segeln. Und siehe da, für den 11. August verspricht der Wetterbericht NE-E Winde mit 10-15 Knoten. Das ist doch was! Bessere Bedingungen werden wir kaum noch bekommen. Kurz vor der geplanten Abfahrt schaffen wir es sogar, unser altes kleines Dinghi zu verkaufen, das seit St. Maarten unbenutzt und schön verpackt auf dem Vordeck verstaut herum liegt. Wir sind zufrieden mit dem Deal, das Geld können wir gut gebrauchen und den Platz ebenso. Am Freitag morgen machen wir schließlich das Schiff startklar für die Abfahrt nach Tobago. Alles ist bereits verstaut, die Segelpersenninge abgenommen, der Windpilot wieder funktionstüchtig gemacht, die Ankersteuerung eingeschaltet, fehlt nur noch der Zündschlüssel, um den Motor zu starten. In diesem Augenblick kommt Dirk, unser neuer Ankernachbar von der „Carpe Diem“ mit dem Dinghi vorbei um Hallo zu sagen. Seit 4 Jahren segelt er mit seiner Frau Heike und 2 Kindern in der Karibik und kennt fast alles und jeden. Als wir ihm von unseren Plänen berichten, versucht er, uns die Sache auszureden: die Ankerplätze auf Tobago seien extrem schwellig, das Wasser zu dieser Jahreszeit grün und trüb, da es vom Orinoco hoch kommt, angeblich regnet es dort um einiges mehr als in Carriacou, und überhaupt, wenn man am Wochenende ankommt, darf man erst mal kräftig "Wochenendzuschlag" beim Einklarieren zahlen. Da die Küstenwache angeblich täglich die Buchten abfährt, ist es auch keine gute Idee, mit dem Einklarieren bis zum Montag zu warten, denn wenn man ohne Einklarierungsbescheid erwischt wird, wird die Sache erst recht teuer und unangenehm!!! Und überhaupt, warum nach Tobago? Hier in Grenada/Carriacou sei es mindestens genauso schön!! Wir waren nach seinem Monolog so verunsichert, dass wir das Ganze erst mal in aller Ruhe zu zweit diskutierten und beschlossen, die Abfahrt zunächst einmal zu vertagen, um uns noch von anderen Seglern Infos über Tobago einzuholen, von denen wir wussten, dass sie bereits seit Juli auf Tobago sind. Einerseits wollen wir uns nicht von einer einzigen negativen Meinung abhalten lassen, da wir bisher eigentlich nur Positives über die Insel gehört haben. Andererseits läuft uns Tobago aber auch nicht davon. Vielleicht wäre es vernünftiger erst nächstes Jahr dorthin zu segeln, aber nicht erst im August/September sondern bereits zu Beginn der Regenzeit im Mai/Juni? Das hätte den Vorteil, dass das Wetter um einiges stabiler und trockener ist und auch die Hurrikangefahr ist um diese Jahreszeit deutlich reduziert. Tobago hat nämlich keine Hurrikanschlupflöcher und gut geschützten Buchten. Im Falle eines Hurrikans sollte man also schleunigst die Insel verlassen und sich auf den Weg nach Venezuela oder Grenada machen. Bisher wurde die Insel zwar von größeren Stürmen verschont, aber wer weiß? Bis vor 2 Jahren galt Grenada ebenfalls als hurrikansicher. Trotz allem Für und Wider, zu einer definitiven Entscheidung sind wir bisher nicht gekommen. Nur eines steht für uns fest: Wir wollen Tobago sehen, die Frage ist nur wann??

Zu unserer wichtigsten Aufgaben gehört es zur Zeit, täglich mindestens einmal den Wetterbericht zu hören, um vor drohenden Hurrikanen gewarnt zu sein und rechtzeitig reagieren zu können. Da die Gegend um Grenada und Carriacou in den vergangenen 2 Jahren stark getroffen wurde, sind wir extrem auf der Hut! Bisher ist es hier in der Karibik sehr, ja gerade zu verdächtig ruhig. Es ist bereits Ende August und erst 1 tropischer Sturm ist über die nördlichen Karibikinseln gefegt. Doch der aktivste Monat September steht uns erst noch bevor. Was ist also zu tun, wenn sich ein tropischer Sturm oder Hurrikan Grenada bzw. Carriacou nähert? Je nach Stärke, Zugbahn und zur Verfügung stehender Reaktionszeit gibt es mehrere Möglichkeiten: die Laguna Grande bzw. das Orinoco Delta in Venezuela, die Port Egmont Bucht in Grenada oder die Mangrovenlagune hier auf Carriacou. Letztere wollen wir uns genauer anschauen, da sie nur einen Katzensprung von unserem derzeitigen Ankerplatz entfernt liegt. Mit dem Dinghi fahren wir in die Lagune hinein, einem wunderschönen Naturschutzgebiet, das aus 2 großen nacheinander liegenden Mangroven-Becken besteht. Das äußere ist – was die Tiefe betrifft- problemlos zu erreichen, ist voraussichtlich im Ernstfall bis auf den letzten Platz gefüllt und bietet zwar in den Mangroven Schutz vor Wind und Welle, doch bei weitem nicht so optimal wie das innere, weiter in der Lagune liegende Becken. Problematisch daran ist die niedrige Wassertiefe bei der Einfahrt in das 2.Becken, die selbst bei Hochwasser nicht mehr als 1,40 m beträgt. Nur wenige Boote mit Ausnahme von Katamaranen haben so wenig Tiefgang. Die „Mimpi Manis“ müsste es eigentlich schaffen, da wir einen Tiefgang von 1,30 m haben, doch knapp wird es alle Mal. Bei unserer Erkundungstour werfen wir besonders ein Auge auf die seichten Stellen und loten mit Hilfe des Paddels die Wassertiefe an verschiedenen Stellen. Wer weiß, ob wir es nicht irgendwann einmal brauchen?! Wir wollen es auf alle Fälle nicht hoffen.

Ein paar Tage später schon brechen wir von Carriacou aus auf. Nach 3 Wochen haben wir wieder einmal Lust auf einen Ortswechsel. Unser Ziel sind die Insel Mayreau und die Tobago Cays (die zum Staate St. Vincent & Grenadines gehören und nichts mit Tobago zu tun haben) ein paar Seemeilen nördlich von hier. Unsere Aufenthaltsgenehmigung läuft aus und nach insgesamt 2 ½ Monaten und bereits einer Verlängerung wollen wir nun wenigstens für 1-2 Wochen den Staat Grenada verlassen. Nachdem wir in Hillsborough ausklariert haben, segeln wir die ca. 10 sm bis Union Island. Wie immer werfen wir unsere Angel aus, vielleicht haben wir ja dieses Mal mehr Glück. Seit wir in der Karibik sind haben wir keinen einzigen Fisch gefangen. Traurig aber wahr, die Meere hier sind zum Teil bedrohlich leer gefischt! Doch plötzlich biegt sich die Angel und die Leine spult ab. Wir werden doch nicht etwa????? OH NEIN !!!!!! Ein großer Fregattvogel hat sich mit seinen Krallen in unserem Köder verfangen und hängt nun hilflos zappelnd an unserer Leine!!! Das arme Tier wird erbarmungslos hinter unserem Boot hergeschleppt, taucht immer wieder ins Wasser ein und scheint kurz vor dem Ertrinken zu sein. Wie bekommen wir das Viech bloß frei? Doch als Stephan langsam die Angel einholt, kann es sich zum Glück von selbst befreien. Völlig benommen bleibt der Vogel schwimmend auf dem Wasser zurück und muss sich erst einmal von seinem Schock erholen. Scheint ja noch einmal gut gegangen zu sein. Ob er beim nächsten Mal ein wenig vorsichtiger bei der Wahl seines Mittagessen´s sein wird? Wir sind ehrlich gesagt auch froh, dass uns ein gebratener Fregattvogel zum Abendessen erspart bleibt :-)).

Unser Zwischenstop auf Union Island dient lediglich dazu, einzuklarieren und uns mit nötigem Frischproviant und Brot zu versorgen, bevor wir nach Mayreau und zu den unbewohnten Inseln der Tobago Cays weiterfahren. Bei der Gelegenheit wollen wir auch gleich unsere 11 l Gasflasche füllen lassen, doch wir stellen leider fest, dass die Preise hier horrend sind. Auf St. Lucia haben wir gerade mal knapp über die Hälfte gezahlt. Die Aktion wird also abgebrochen und auf später vertagt. Im Moment haben wir noch genügend Gas für die nächsten 3 Monate. Gleich am nächsten Morgen geht es weiter. Nur ein paar Seemeilen trennen uns von der schönen Insel Mayreau. In der Salt Whistle Bay werfen wir unseren Anker für ein paar Tage. Es ist eine herrliche, idyllische Bucht, die wir bei unserem letzten Besuch nur zu Fuß besichtigt hatten. Damals war noch Segelsaison, und die Bucht war bis zum Rande voll. Inzwischen haben sich die meisten Segler bis Trinidad oder Venezuela zurückgezogen, nur ein paar vereinzelte Ausflugsboote und Charterkatamarane haben sich in diese schöne Bucht verirrt. So haben wir den Strand fast für uns alleine!

Danach geht es weiter zu den Tobago Cays. Auch hier herrscht gähnende Leere. 10 – 15 Boote ankern hier im Moment, 90 % davon sind Charterboote, die maximal 1 -2 Tage bleiben, und dann weiter segeln. Vor 3 Monaten noch waren schätzungsweise 50 Boote hier vor Anker. Leider spielt das Wetter nicht so recht mit. Jeden Tag kräftige Regenschauer, starke Bewölkung und auch das Wasser hat seine tolle türkis-blaue Farbe verloren und ist knallegrün. Als wir dann beim Abhören des Wetterberichts über Funk erfahren, dass sich ein Tief (tropical depression) südöstlich von uns gebildet hat, das uns in 2 Tagen mit bis zu 40 Knoten Wind und heftigen Schauern erreichen wird, steht für uns der Entschluss fest: nichts wie weg und so schnell wie möglich zurück nach Carriacou in die geschützte Tyrell Bay. Zwar ist der Ankergrund in den Tobago Cays phänomenal gut, aber die kleinen Inseln bieten keinerlei Schutz vor starken Böen. Schneller als geplant sind wir also gezwungen, die Cays wieder zu verlassen. Ein 5 er NE Wind bläst uns mit 6-7 Knoten durchs Wasser und in Windeseile erreichen wir die Tyrell Bay auf Carriacou. Beim Einklarieren in Hillsborough meinte der zuständige Beamte lächelnd: „welcome back“. Immerhin, wir haben es doch glatt geschafft, den Staat Grenada für 1 Woche zu verlassen! Wir lassen uns gleich einmal ein 2 Monatsvisum geben, wer weiß, wie lange wir dieses Mal hier hängen bleiben?! Somit ist unsere Aufenthaltsgenehmigung bis Ende Oktober gesichert!

In der Tyrell Bay herrscht indes die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Wir haben es noch rechtzeitig geschafft. Nach einer ruhigen Nacht nimmt der Wind im Laufe des Tages immer mehr an Stärke zu. Dummerweise gibt ausgerechnet heute morgen noch unsere Klopumpe den Geist auf! Nichts geht mehr! Pumpe und Leitung verstopft. Da wir keine große Lust haben, für unser „Geschäftchen“ immer ins Wasser zu hüpfen bzw. achtern zu pinkeln, noch dazu während der Sturm über uns hinweg fegt, macht sich Stephan sofort an die Arbeit, die Pumpe auszubauen und zu reinigen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes „Scheiß Job“. Uns war klar, dass uns das irgendwann einmal bevorsteht, aber muss das ausgerechnet jetzt sein? Kurz vor Sonnenuntergang ist es endlich geschafft und unser Klo Gott sei Dank wieder einsatzfähig. In der Zwischenzeit ist ein Teil der Boote Anker auf gegangen und hat Schutz in der Mangrovenlagune gesucht. Wir entschließen uns – wie viele andere Boote auch- den Sturm in der Ankerbucht abzuwettern. Das Zentrum des Sturms sollte einige Seemeilen südlich von uns vorbeiziehen, so dass die prognostizierte Windstärke 40 Knoten nicht überschreiten sollte. Gegen Abend dreht der Wind auf S und entsetzlicher Schwell läuft in die Bucht herein! Stundenlang wird unser Boot von einer Seite auf die andere gebeutelt und die geplante Pizza zum Abendessen fällt aus. Später dreht der Wind wieder auf Ost und nimmt an Stärke zu. Immerhin, wenigstens hört der Schwell dadurch auf. Doch nun geht es erst richtig los. Der Wind heult im Rigg und lässt keinen so recht schlafen. Immer wieder ergießen sich kräftige Regenschauer über unser Boot. Als wir gegen 1 Uhr morgens mit einem Rundumblick die Lage checken wollen, merken wir mit Schreck, dass unser Anker slippt und wir geradezu auf ein ankerndes Boot treiben. Von unserem ursprünglichen Ankerplatz sind wir bereits über 100 m entfernt!!! Nichts wie Anker auf und im letzten Moment weg bevor es kracht! Das war wirklich knapp! Es gibt bei Leibe schönere Dinge als bei 40 Knoten Wind und stockdunkler Nacht erneut zu ankern. Doch schon der erste Versuch scheint zu klappen und der Anker hält. Für den Rest der Nacht machen wir abwechselnd Ankerwache, so recht trauen wir der Sache nicht mehr. Erst gegen 5 Uhr morgens lässt der Wind ein wenig nach. Das Schlimmste wäre überstanden. Aus der tropical depression ist inzwischen ein tropical storm geworden, der den Namen „Ernesto“ bekommen hat. Ein paar Tage später entwickelt sich Ernesto sogar kurzzeitig zum Hurrikan, der Haiti und Kuba heimsucht.







































September: Es wird Zeit, dass sich bei uns was tut !!! So gerne wir vor Anker liegen, aber schön langsam wird’s langweilig. Seit fast 3 Monaten haben wir uns kaum noch wegbewegt, lediglich die Fahrt hoch nach Carriacou und der Ausflug in die Tobago Cays. Da das Wetter wieder einmal günstig steht, beschließen wir kurzerhand, nun doch endlich nach Tobago aufzubrechen. Nichts und niemand soll uns dieses Mal davon abhalten. Mit dem Minibus fahren wir am morgen noch schnell nach Hillsborough, um auszuklarieren und einzukaufen und gegen Mittag sind wir schließlich abfahrbereit. 100 Seemeilen liegen vor uns. Die ersten 5 ½ Stunden müssen wir motoren, danach kommt genügend Wind auf, und wir können die Segel setzen. Ein schöner 3 er Ostwind, später dann ENE bläst uns um die Nase, und treibt uns mit durchschnittlich 5 Knoten Geschwindigkeit voran. Trotz Am-Wind-Kurs ist es ein gemütliches Segeln, es geht besser und schöner als erwartet. Kurz vor Morgengrauen sehen wir bereits die Lichter von Tobago. Da der Wind in der Landabdeckung der Insel wieder deutlich abnimmt und auf ESE dreht, sind wir erneut gezwungen, den Diesel anzuwerfen und die verbleibenden 2 Stunden bis zur Ankunft in Charlotteville entlang der Nordküste zu motoren. Zum ersten Mal seit langem sehen wir auch wieder Delfine, die eine Zeit lang unser Boot begleiten, bevor sie abdrehen und davon schwimmen. Lena ist hell auf begeistert: „Flippi, Flippi“ schreit sie. Gegen 9 Uhr morgens erreichen wir die Man of War Bay bei Charlotteville. Wir werfen unseren Anker und sind erst mal beeindruckt von diesem herrlichen Ankerplatz vor schon fast spektakulärer Kulisse. Tropisch grüne Hügel umrahmen die kleine Ortschaft, ein wunderschöner Strand liegt direkt vor uns, gleich dahinter beginnt -wie es scheint- der Dschungel. Außer lautem Vogelgekreische und -gekrächze ist kaum ein Laut zu hören. Traumhaft! Das also ist die berühmte Robinson-Insel, die in dem Buch von Daniel Defoe beschrieben wird und auf der Robinson Crusoe 27 Jahre lang gelebt hat! Wir sind heilfroh, dass wir doch noch hierher gekommen sind. Allein dieser Ankerplatz, den wir mit 5 weiteren Boten teilen, ist die Reise wert!

Schon kurze Zeit später sind wir bereit für den Landgang, um die Ortschaft zu erkunden. Charlotteville ist ein hübsches, verschlafenes kleines Fischerdorf, es gibt ein paar Restaurants, Minimärkte, eine kleine Wäscherei, eine Bücherei, wo man kostenlos ½ Stunde internetten darf (keine E-Mails) und einen ATM – Geldautomat. Die Zeit scheint hier ein bisschen langsamer zu gehen als anderswo, doch die Leute sind freundlich und zurückhaltend. Auch die Beamten von Zoll und Immigration sind nett, und schenken uns beim Gehen sogar ein paar Früchte!!!

Ein paar Tage nach unserer Ankunft in Charlotteville treffen wir nach langer Zeit Claudia und Edgar von der Morgi wieder. Die beiden sind schon seit einer guten Woche im Süden der Insel und haben nun ebenfalls den Weg hierher in den Norden geschafft. Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen, es gibt viel zu erzählen und auch Lena ist -nach anfänglicher Scheu- völlig begeistert von den beiden. Sie ist total vernarrt in Edgar und würde am liebsten gar nicht mehr die Morgi verlassen. Wir verbringen eine wunderschöne Zeit hier in der Bucht, spielen am Strand, erkunden per Dinghi die herrliche Umgebung, machen einen Spaziergang hinauf zum Fort Cambleton, von wo aus man einen tollen Blick auf die Bucht hat und gehen am nahegelegenen Riff schnorcheln. Das Wasser ist zwar ziemlich grün und die Sicht aus diesem Grund nicht besonders, dafür werden wir anderweitig belohnt: 1 Schildkröte, 2 große Rochen und jede Menge bunter Fische!!!

Da wir auch die nähere Umgebung von Charlotteville erkunden wollen, machen wir ein paar Tage später einen Ausflug mit dem öffentlichen Bus entlang der Nordostküste bis Roxborough, um von dort aus die Argyle-Wasserfälle zu besichtigen. Das Bus fahren hier ist billig, nur leider ist die Verbindung hier im Norden der Insel nicht besonders gut und nur alle 2-3 Stunden geht ein Bus in Richtung Scarborough und wieder zurück. Wir brechen in aller Frühe auf, um möglichst viel von dem Tag zu haben. Der Weg zu den Wasserfällen ist nur mit Führer möglich, der im Eintritt inklusive ist. Dafür erfährt man jede Menge über Flora und Fauna. Mit am faszinierendsten sind für uns die über 3 m hohen Brennnesselstauden. Die Argyle-Fälle selbst fallen in 3 Stufen nach unten und laden zum erfrischenden Bad ein. Am frühen Nachmittag wollen wir uns schließlich langsam auf den Rückweg machen. Doch irgendwie scheinen wir ein wenig Pech zu haben, den Bus zurück nach Charlotteville haben wir nur um ein paar Minuten verpasst. Jetzt heißt es warten, warten, warten. Alle Busse und Minibusse, die an uns vorbeifahren, sind Schulbusse, die keine Passanten mitnehmen. Endlich, nach 3 Stunden des Wartens kommt der Bus aus Scarborough, doch auch der bleibt nicht stehen, da er bereits voll besetzt ist!!!! Nochmals 2 – 3 Stunden Warten kommt nicht in Frage, inzwischen ist es schon 17 Uhr!! Wir wollen zurück, egal wie. Schon kurz darauf haben wir Glück. Ein Minibus, der offiziell nur bis Speyside fährt nimmt uns mit und bringt uns gegen ein kleines Aufgeld sogar bis Charlotteville. Wir sind heilfroh, noch vor Anbruch der Dunkelheit zurück zu sein. Für einen Ausflug von nur je 15 km hin und zurück waren wir einen ganzen Tag unterwegs! Unser nächster Landausflug wird definitiv mit dem Mietauto sein. Mit einem Kleinkind 3 Stunden an einer Bushaltestelle zu warten ist nämlich kein Spaß! Trotz allem, Lena hat sich echt gut gehalten, und ist schließlich während des Wartens in unseren Armen eingeschlafen.

Nach 1 Woche Charlotteville wollen wir langsam weiter und mit dem Boot die Küste erkunden. Obwohl wir Tobago nicht verlassen, müssen wir in Charlotteville ausklarieren. Für den südlichen Teil der Insel ist nämlich der Zoll und die Immigration von Scarborough zuständig, was bedeutet, dass wir dort bei Ankunft natürlich wieder einklarieren müssen. Warum einfach, wenn´s kompliziert auch geht? Aber c'est la vie. Da wir keinen Ärger mit den Behörden wollen, halten wir uns schön brav an ihre bescheuerten Vorschriften. Gegen Mittag verlassen wir die Man of War Bay und fahren entlang der Küste Richtung Süden bis zur 10 sm entfernt liegenden Englishman Bay, einer wirklich traumhaft schönen Ankerbucht mit wunderschönem palmengesäumten Strand, an dessen Westende ein kleiner Fluss ins Meer mündet. Wir sind das einzige Boot hier und genießen die abendliche Stille und Einsamkeit. 3 Tage verbringen wir hier, schnorcheln ein wenig, bauen zusammen mit unserem Töchterchen Sandburgen und plantschen im Wasser. Obwohl Wochenende ist, ist der Strand fast menschenleer. Wir haben das Gefühl, im Paradies angekommen zu sein!! Umso schwerer fällt uns der Abschied, als wir ein paar Tage später von hier Richtung Storebay aufbrechen. Zum einen herrscht in unserem Kühlschrank gähnende Leere, zum anderen wollen wir die Geduld der Behörden nicht allzu sehr strapazieren und so bald wie möglich in Scarborough wieder einklarieren.

Anka, Anka auf“ schreit Lena, und los geht’s. Nur 15 Seemeilen liegen vor uns, die wir zum Teil segeln, zum Teil motoren. 3 Stunden später erreichen wir Storebay, das Touristenzentrum von Tobago. Weiße, schöne Sandstrände und das berühmte Buccoo Riff sind die Hauptsehenswürdigkeiten in der Gegend. Landschaftlich kann jedoch der Süden der Insel bei weitem nicht mit dem Norden mithalten, dafür bekommt man hier jegliche touristische Infrastruktur, die man sich nur wünschen kann: jede Menge Restaurants, Internetcafés, Mietwagenfirmen und Einkaufsmöglichkeiten. Nach gut 1 ½ Wochen Leben im Paradies freuen wir uns sogar über ein bisschen Zivilisation und Rummel. Wir sind erstaunt, wie wenig Boote hier in der Storebay ankern, eigentlich haben wir um einiges mehr erwartet. Insgesamt zählen wir auf Tobago nur an die 20 Segelschiffe, die sich auf die verschiedenen Buchten entlang der Nordküste verteilen. Nur wenige Segler verirren sich hierher nach Tobago, das ein wenig abseits der üblichen Seglerroute liegt. Kaum zu verstehen, denn für uns ist Tobago bisher die schönste aller Karibikinseln, die wir bis dato gesehen haben.

Kaum angekommen machen wir uns auch schon auf den Weg mit dem Taxi nach Scarborough, der Hauptstadt der Insel, wo wir uns auch gleich einen deftigen Anschiss vom Zollbeamten einholen, der sich darüber aufregt, dass wir nicht in Scarborough ankern, sondern mit dem Taxi von Storebay hierher gefahren sind (was im Übrigen jeder macht und uns sogar der Zollbeamte in Charlotteville empfohlen hat). Seine Begründung, in Tobago dürfe man nur von Hafen zu Hafen fahren, und die einzigen 2 Häfen seien Charlotteville und Scarborough, können wir zwar nicht ganz nachvollziehen, um ihn aber zu besänftigen versprechen wir das nächste Mal Besserung. Wir haken die Geschichte einfach unter „schlecht gelaunter Beamter, der sich profilieren will“ ab, und beginnen unser Besichtigungsprogramm von Scarborough. Neben einem netten Botanischen Garten hat die Hauptstadt eigentlich nur das im 18.Jahrhundert auf einem Hügel erbaute Fort King George zu bieten, von wo aus man eine herrliche Blick auf die Umgebung hat. Das Museum ist leider geschlossen und so fletzen wir uns unter einen schattigen Baum und genießen die Aussicht und die Ruhe hier oben. Immer wieder stellen wir überrascht fest, mit welcher Liebe die Sehenswürdigkeiten der Insel hergerichtet sind und wie gepflegt alles erscheint. Welch ein Kontrast zu Grenada, wo immer alles etwas heruntergekommen aussah.

Als wir abends zu unserem Ankerplatz zurückkehren, sind inzwischen auch Edgar und Claudia hier angekommen. Ihre Einladung zum Pizza essen auf der Morgi schlagen wir natürlich nicht aus, und so verbringen wir einen wirklich schönen Abend zusammen mit ihnen. Der letzte für eine Zeit lang, denn die beiden fahren morgen zurück nach Trinidad, um von dort aus ins Orinoccodelta aufzubrechen. Voraussichtlich erst in Puerto la Cruz (Festland Venezuela) werden wir die zwei wiedersehen. Lena fällt der Abschied von Edgar besonders schwer, noch Wochen später sagt sie immer wieder „Edgar, Edgar“, und ist erst zufrieden, wenn wir ihr ein Bildchen von ihm zeichnen:-))

In den folgenden beiden Tagen mieten wir uns ein Auto und wollen das Landesinnere besichtigen. Nur dumm, dass wir -wie es scheint- die einzigen beiden Regentage für unseren Landausflug erwischt haben. Bisher hatten wir mit dem Wetter hier auf Tobago enormes Glück. Viel Sonne, kaum Regen, nur alle paar Tage mal ein kurzer Schauer für ½ Stunde. Nicht so heute! Wie aus Kübeln schüttet es fast den ganzen Tag über! Wir nutzen die kurzen Regenpausen, um das Wasserrad in Arnos Vale und Fort Bennett und Fort James (von denen außer Kanonen kaum etwas übrig ist) anzuschauen. Wir müssen leider feststellen, dass Tobago an Regentagen wie diesen nicht viel zu bieten hat. Das einzige Museum der Insel ist geschlossen, und Rumdestillerien oder Schokoladenfabriken zu besichtigen gibt es hier auch nicht. Die wunderschöne Landschaft wirkt an verregneten Tagen trist und grau und die vielen schönen Strände und Wasserfälle sind auch nicht unbedingt einladend, wenn es wie aus Kübeln gießt. Trotzdem kämpfen wir uns tapfer entlang der Leeküste der Insel, fahren quer durch den Tobago Forest Reserve auf die andere Seite der Insel und machen einen Abstecher nach Speyside, um in einem schönen Baumrestaurant ein leckeres, üppiges Mittagessen im Trockenen einzunehmen. Danach geht’s zurück nach Storebay. Am Tag 2 haben wir zumindest mehr Glück und der Regen setzt erst am Nachmittag ein. So haben wir Zeit, ein wenig in der Gegend um den Hillsborough Damm zu spazieren und im Speichersee sogar ein kleines Krokodil zu beobachten. Auf dem Rückweg legen wir einen Stopp in der Mount Irvine Bay ein, essen dort eine Kleinigkeit und lassen Lena am Strand toben. Schade, dass wir so ein Pech mit dem Wetter hatten.

Seit ein paar Tagen tobt Hurrikan Gordon auf dem Atlantik. Wir haben zwar vor ihm nichts zu befürchten, da er weit nördlich an uns vorbeizieht, dafür bekommen wir einen fürchterlichen Schwell hier in der Ankerbucht ab, der die Boote zeitweise unangenehm rollen lässt, und vor allem das Anlanden mit dem Dinghi am Strand zum halben Abenteuer macht. Wenn man nicht aufpasst und schnell genug ist, schwappt schwuppdiwupp eine große Welle ins Dinghi und setzt alles unter Wasser. Leider hat es Resy erwischt als Lena vor Schreck über die eingestiegene Welle ihre Kuh fallen hat lassen und so lag sie (Resy, nicht Lena) also im sandigem Salzwasser, das im Dinghi schwappte. Kaum zurück auf dem Boot musste dann Resy in die Waschmaschine! Auch das Baden am Strand wird vor allem für Lenchen zum Schleudergang, wenn sie von einer schäumenden Welle erwischt und durchgewirbelt wird. Wesentlich kleinkinderfreundlicher ist da der Strand am Pigeon Point, der durch das vorgelagerte Buccoo Riff geschützt ist. Zu Fuß marschieren wir dorthin und zahlen gerne die 3 US$ Eintritt, denn es ist hier wirklich wunderschön. Ein traumhaft weißer, sauberer Sandstrand mit Duschen, ein paar kleine Restaurants und Essensbuden, und ein schöner Spielplatz für Lena. Hier kann man es eine zeit lang aushalten. Wir lernen eine nette Trini-Familie kennen, die hier auf Tobago für ein paar Tage Ferien macht. Auch wenn sie hier selbst nur auf Urlaub sind, lassen sie es sich nicht nehmen, uns einzuladen und den ganzen Nachmittag über mit Essen und Getränken zu bewirten: Pizza, Fish & Chips, Eis, Bier, Wasser und Softdrinks.... Eine Gastfreundschaft ohne Gleichen! Wir sind völlig geplättet, wie freundlich hier die Leute sind! Schon ein paar Tage zuvor haben wir ähnliche Gastfreundschaft kennen gelernt. Bisher haben wir in der Karibik nichts derartiges erlebt, umso erstaunter und überraschter sind wir nun!!! Nach einem wunderschönen Nachmittag mit viel Ratschen und Plaudern verabschieden wir uns von unseren neu gewonnenen Freunden. Ein wirklich schöner und interessanter Tag für uns! Nur schade, dass wir uns wahrscheinlich nie bei ihnen revanchieren können.

Gut 2 ½ Wochen sind wir nun auf Tobago, und da wir inzwischen auch die nähere Umgebung von Storebay intensiv zu Fuß erkundet haben, wird es Zeit, die Zelte abzubrechen und weiter zu fahren. Ein letztes Mal mit dem Sammeltaxi nach Scarborough zu Zoll und Immigration, ausklarieren und mit unseren letzten TT´s (Trini-Dollar) noch schnell Frischproviant für die nächste Woche einkaufen. An der Kasse merken wir mit Schreck, dass unser Geld nicht ganz für die Ware in unserem Einkaufskorb ausreicht, und so bitten wir den Verkäufer, doch einfach ein paar Dinge zurückzunehmen. Doch der schüttelt freundlich den Kopf und meint, das wäre schon ok., er schenke uns den Rest. Es war zwar nur ein Kleinbetrag (1,50 Euro), aber immerhin! Wäre uns das in Deutschland auch passiert?? Ein weiteres Beispiel von vielen, wie freundlich die Menschen hier auf Tobago sind!!!! Mit diesem Eindruck von Tobago und seinen Menschen verlassen wir kurz darauf diese herrlich tropische und traumhaft schöne Robinsoninsel. Was hätten wir versäumt, wenn wir nicht hierher gefahren wären??!!! Mit Abstand auf Platz 1 ist Tobago -was Land und Leute betrifft- auf unserer persönlichen Karibik-Ranking-Liste geklettert.

Unser nächstes Ziel sind nun die Islas Testigos, die ca. 140 Seemeilen entfernt liegen und bereits zu Venezuela gehören. Wind von hinten und Schiebestrom bis zu 2 Knoten versprechen ein schönes Segelerlebnis. Schon kurz nachdem wir die Ankerbucht verlassen haben, können wir bereits den Blister setzen. Erst als kurz vor Sonnenuntergang der Wind immer mehr achterlich einfällt, sind wir gezwungen, den Blister zu bergen und auf Standardbesegelung (Groß- und Vorsegel) umzustellen. Im Laufe der Nacht schwächt der Wind immer mehr ab, so dass wir am Morgen schließlich für 2 Stunden den Diesel anwerfen. Gegen Mittag, fast 24 Stunden nach Abfahrt erreichen wir die venezuelanische Inselgruppe Los Testigos. Am Playa Tamarindo auf Testigo Grande werfen wir den Anker und treffen auch gleich unerwartet Altbekannte wieder: die „Zangano“, ein nettes Schweizer Ehepaar mit Katze, die wir zum ersten Mal in Agadir getroffen haben. Nachdem wir ein wenig mit ihnen geratscht haben und sich Lena voll Begeisterung mit der Katze angefreundet hat (arme Katze!), machen wir uns auch gleich mit dem Dinghi auf den Weg zur Nachbarinsel Isla Iguana Grande, wo wir uns bei der Küstenwache anmelden. Da es hier auf den kleinen Inseln weder Zoll noch Immigration gibt, erteilt die Guarda costaria eine bis zu 3 Tage gültige Aufenthaltsgenehmigung. Die Beamten sind unglaublich freundlich, bieten uns sofort ein Glas Wasser an und heißen uns herzlich willkommen, nachdem sie uns in ihr Büchlein eingetragen haben. Wir sind wieder einmal völlig sprachlos, eine derartige Freundlichkeit bei Beamten haben wir bisher kaum erlebt. Da können sich ihre Kollegen in Antigua, St. Maarten und den BVIs (British Virgin Islands) eine dicke Scheibe davon abschneiden.

Die 3 Tage vergehen wie im Flug. Wir erkunden die schönen, sehr ursprünglichen Inseln, die vom Tourismus bisher völlig verschont sind (nur Segler kommen hierher). Außer ein paar netten Sandstränden und ein paar Häusern gibt es kaum etwas hier. Die Menschen leben hier vom Fischfang und „?“. Zum ersten Mal haben wir auch Kontakt mit Haien!!! Doch Gott sei Dank liegen diese bereits tot in einem der einheimischen Fischerboote. Über 2,50 Meter lang, „tiburones negros“ nennen sie die Fischer, was soviel wie „schwarzer Hai“, bzw. „Schwarzspitzenhai“ bedeutet. Evi ist froh, dass sich die Viecher nicht mehr rühren, sie schauen doch ein wenig Furcht erregend aus. Angeblich gibt es jede Menge von dieser Sorte hier in der Gegend. Der Fischer sprach´s, und der Badespaß war somit für heute beendet.....

21.September: wir sind immer noch auf Testigos, und unsere kleine Maus hat Geburtstag! Sie wird 2 Jahre alt, wie die Zeit doch vergeht.... Klar, dass wir ihren Geburtstag gebührend feiern: wir schmücken das Boot mit Luftballonen, backen einen Geburtstagskäsekuchen, zünden 2 Kerzen an, singen ihr ein Geburtstagsständchen und überreichen ihr die Geschenke: ein neues Paar Schwimmflügel, ein Buch über einen Piratenjungen und ein 1,63 m langes aufblasbares Plastikkrokodil! Sie ist völlig hin und weg, vor allem das Krokodil hat es ihr angetan. Den ganzen Vormittag hopst sie auf dem armen Viech herum und jauchzt vor Vergnügen. Später geht der Spaß am Strand und im Wasser weiter. Kein Daran-Denken, dem Gummiteil irgendwann einmal wieder die Luft heraus zu lassen. Dann würde es Proteste ohne Ende hageln. Also liegt im Moment noch ein weiteres Teil bei uns auf dem Boot herum, viel Platz haben wir ja eh nicht, und dann noch ein 1.63 Meter großes grünes Monster. Jedem, der es hören will erzählt sie noch Tage später voller Stolz und mit leuchtenden Augen, was sie zum Geburtstag bekommen hat: „Lea Buztag, Lea Schenke, Lea Kokoil, goooße Kokoil!!!“. Und Abends muss das Tier sogar noch mit ins Bett!!! Hoffentlich flaut die Begeisterung in den nächsten Wochen wenigstens ein bisschen ab....

Der Geburtstag geht vorbei, und auch unsere Aufenthaltsgenehmigung läuft aus. Am nächsten Morgen müssen wir die Islas Testigos verlassen und weiter Richtung Isla Margarita segeln. Gerade wegen ihrer Einfachheit und Natürlichkeit hat es uns hier auf den kleinen Inseln gefallen. Die Segelbedingungen für heute versprechen ruhiges Wetter, kaum Seegang und 10 Knoten Wind aus ESE. Wir müssen schon sehr zeitig aufbrechen, um die kalkulierten 10 Stunden bis Porlamar (Isla Margarita) noch vor Anbruch der Dunkelheit zu schaffen. Nach den ersten 4-5 Stunden schönstem Raumschotsegeln lässt leider der Wind immer mehr nach und schläft schließlich fast völlig ein. Wir haben keine andere Wahl als wieder einmal mit Hilfe des Motors den Rest der Strecke zu bewältigen, wenn wir nicht bei Dunkelheit ankommen wollen. Doch wir tragen es mit Fassung, zum einen, weil unsere „Mimpi Manis“ aufgrund der ruhigen See auch unter Motor ruhig läuft, zum anderen weil wir die Gelegenheit nutzen, unseren Wassermacher anzuwerfen und unsere Tanks wieder einmal bis zum Rande zu füllen. Gegen 2 Uhr nachmittags biegt sich plötzlich unsere Angel und die Leine spult ab. Sofort nehmen wir das Gas weg und legen den Leergang ein. Uns wird doch nicht endlich einmal das Anglerglück hold sein? Erst vor ein paar Tagen haben wir versehentlich unseren Köder verloren, als er sich in einer Boje verheddert hat, ein weiterer ist beim Einholen unserer Angel aus unerfindlichen Gründen abgerissen und ins Meer geplumpst. Dann noch unser Fregattvogelfang auf dem Weg zu den Tobago Cays....Doch dieses Mal scheinen wir tatsächlich Glück zu haben und eine kleiner 30 cm langer Thunfisch hängt am Haken. Nicht gerade üppig, aber für ein kleines Abendessen reicht es allemal. Und lieber einen kleinen Thunfisch, als einen 2,50 m großen Schwarzspitzenhai, meint Evi.

Kurz vor Anbruch der Dunkelheit erreichen wir gerade noch rechtzeitig die Ankerbucht in Porlamar. Ca. 90 Boote ankern hier, die Kulisse im Hintergrund ist nicht gerade nach unserem Geschmack: 20-stöckige Hochhäuser säumen die Bucht, nach all den idyllischen Ankerplätzen auf los Testigos und Tobago ist das ein echter Kulturschock für uns. Aber da wir nur ca 1 Woche bleiben wollen, um unsere Vorräte aufzustocken und die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten zu nutzen, nehmen wir´s mit Gelassenheit. Eine Traumbucht mit erstklassiger Versorgungslage werden wir wohl kaum finden. Einen Tod müssen wir sterben. Aber zunächst einmal heißt es Anker werfen. Doch wider Erwarten haben wir damit die größten Probleme. Egal wo wir es versuchen, unser Anker hält einfach nicht. Es ist wie verhext. Lena stören unsere verzweifelten Versuche, den Anker einzugraben herzlich wenig. Voller Begeisterung schreit sie jedes Mal wieder „Anka, Anka auf“!!! Normalerweise ist es ja ganz drollig, wenn sie solchen Enthusiasmus an den Tag legt, aber im Moment können wir gar nicht darüber lachen und sind kurz davor, ihr genervt den Mund zu verbieten. Erst nach dem 8. oder 9. Versuch schaffen wir es endlich, unser Anker hält, doch es ist bereits dunkel, als wir den Motor ausmachen. Eine ganze geschlagene Stunde hat unser Ankermanöver gedauert. Doch anstelle zum gemütlichen Teil des Abends überzugehen, stellen wir mit Entsetzen fest, dass sich wieder einmal jede Menge Salzwasser im Motorraum befindet. Ca. 200 Liter haben sich aufgrund eines verrutschten Anpressring der Wellendichtung ins Boot geschlichen, ohne dass die Lenzpumpe angesprungen ist. Wenn wir nicht langsam absauffen wollen, müssen wir sofort handeln. Der Skipper holt seinen Werkzeugkoffer hervor und richtet das Malheur. Danach ist wieder einmal schöpfen und trocken legen angesagt. Erst um 10 Uhr abends ist alles geschafft und wir fallen todmüde in die Kojen. Ein langer, anstrengender Segeltag!

Schon am nächsten Morgen starten wir unsere Shoppingtour durch Porlamar. Mit dem kostenlosen Bus oder auch per Taxi, das hier recht günstig ist, in die verschiedenen Einkaufszentren der Stadt. Täglich klappern wir einen anderen Teil dieser riesigen Einkaufsmetropole ab, verproviantieren uns für die kommenden Monate und freuen uns über die riesige Auswahl und Vielfalt des Angebots. Beim Anblick all der leckeren Wurst- und Käsesorten läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Seit Monaten knabbern wir an einem 5 kg Laib Neuseeländischen Cheddar herum, der eigentlich ja ganz lecker ist, nur wenn man ihn tagtäglich isst, hängt er einem schon ganz schön zum Hals raus. Eine g´scheite Wurst haben wir seit Martinique nicht mehr zu Gesicht bekommen. Doch nicht nur in den Supermärkten fühlen wir uns wie im Paradies, auch Klamotten sind hier spottbillig, und so decken wir uns bis über beide Ohren mit Kindersachen ein. Bei den Preisen kann man einfach nicht widerstehen!!

Großeinkäufe von Lebensmitteln im Sigo oder Rattan - Supermarkt sind super organisiert. Fast täglich fährt ein kostenloser Bus um 9.30 Uhr von der Marina zu den Einkaufszentren. Jeder bekommt eine Karte mit einer Nummer. Dann macht man seine Einkäufe, die anschließend schön in Kartons verpackt und mit der persönlichen Nummer versehen gesammelt in einem Kühl-LKW zur Marina zurück transportiert werden und zur gleichen Zeit wie der Bus dort ankommen. Alles wird ausgeladen und schön sortiert nach Nummern gestapelt, so dass man seine verpackten Einkäufe problemlos wiederfindet. Der Dinghiwächter hilft einem dann noch gegen ein kleines Trinkgeld die Kartons per Sackwagen zum Dinghi zu bringen. Besser und einfacher geht’s wirklich nicht mehr!!!!

Ebenso unkompliziert und noch dazu spottbillig ist es hier, an Kraftstoff zu kommen! Jeden Morgen etwa um die gleiche Zeit dreht das „Dieselboot“, ein altes Fischerboot, seine Runden durch das Ankerfeld und kommt auf Zuruf herbei. Man gibt seine Bestellung auf, und schon am nächsten Morgen erfolgt die Lieferung „frei Haus, bzw. natürlich „frei Boot“, und das zu einem unverschämt günstigen Preis. Für 250 Liter Diesel und 60 Liter Benzin haben wir schlappe 22 Euro bezahlt!!! Das entspricht einem Literpreis von umgerechnet 7 Eurocent!!! Noch vor ein paar Monaten kostete der Kraftstoff hier nur unglaubliche 1,7 Eurocent je Liter, bis Präsident Chavez die Preise für ausländische Yachten auf 0,40 € erhöht hat. Doch das ist der offizielle Preis der Tankstellen, den wohl kaum ein Boot hier auf Margarita bezahlt. Alle bedienen sich des Tankschiffes, das täglich hier aufkreuzt und billigen Diesel anbietet. Die Frage nach Legalität stellt man sich besser nicht!!!! Neben Diesel und Benzin bieten sie auch Dosenbier in Trays an, ebenfalls zu Schnäppchenpreisen. Wir schlagen natürlich sofort zu, und bestellen 15 Trays Brahma für den nächsten Tag. Sie versprechen gegen 15 Uhr vorbeizukommen. Als wir am frühen Nachmittag von unserer Shoppingtour zurückkommen, stellen wir überrascht fest, dass das Bier bereits schön gestapelt auf der Cockpitbank auf uns warten. Das Tankschiff war einige Stunden früher vorbeigekommen und hat uns unsere bestellten 15 Trays auf´s Boot geladen. Bezahlt wird einfach am nächsten Tag! Das nennen wir Service!!! Wir sind total begeistert und staunen, wie einfach und unkompliziert hier alles funktioniert!

Wenn man sich hier einen billigen Rausch antrinken will, dann ist man auf Margarita genau richtig. Das Bier kostet in der Happy Hour der Rumbar nur 0,25 € , Cola-Rum 0,30 € und ein Caipi immerhin schon 1 €. Das sind Preise! Kein Wunder, dass hier jede Menge ausgemergelte und vom Alkohol gezeichnete Robinson Crusoes herumhängen, ehemalige Segler, die vor vielen Jahren hier gestrandet sind, sich seitdem keine Seemeile mehr wegbewegt haben, sich ab und zu für ein paar Bolivares eine Chica an Bord holen und ansonsten täglich in der Happy Hour zu treffen sind.... Na hoffentlich enden wir nicht mal so :-)

Unsere ursprünglich sehr starken Bedenken bezüglich Kriminalität haben sich inzwischen auch gelegt. Die Diebstahlgefahr ist zwar vorhanden, doch wenn man die nötigen Vorsichtsmaßnahmen trifft und ein bisschen gesunden Menschenverstand an den Tag legt, sollte einem hier nichts passieren. Das bedeutet natürlich auch, täglich abends das Dinghi bis zur Reling hochzuziehen und festzuketten (sonst ist es am nächsten Morgen verschwunden), die Luken beim Verlassen des Bootes zu schließen und bestimmte einsame Straßen bei Tag und Nacht zu meiden. Nachts über lassen wir weiterhin unsere Luken und den Niedergang geöffnet, doch zur Sicherheit schalten wir die Alarmanlage im Cockpit ein. Wir fühlen uns eigentlich ziemlich sicher hier in der Ankerbucht von Porlamar. Im Moment machen auch nur positive Erfahrungen, vor allem mit den Menschen hier. Überaus freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Oder ist es etwa normal und selbstverständlich, dass eine Verkäuferin in einem CD-Laden im Sambil-Mall uns auf die Frage, ob sie wisse, wo wir denn die gesuchte CD bekommen könnten, quer durch das ganze Einkaufszentrum begleitet (das wirklich riesig ist), um uns zum Konkurrenzgeschäft zu bringen???? Ich glaube nicht, dass uns so etwas in Deutschland passiert wäre!!! Da kann man schon froh sein, wenn man überhaupt eine Antwort bekommt!!

Da wir hier nun das meiste organisiert haben, werden wir wohl im Laufe der nächsten Woche von Porlamar aufbrechen. Entweder geht die Reise zu den äußeren Inseln Blanquilla und Tortuga, die angeblich wunderschön sein sollen, oder aber ans Festland nach Puerto la Cruz, um von dort aus einen Landausflug in die Venezuelanischen Anden nach Merida zu machen. Wir sind selber gespannt, wie wir uns entscheiden......