MIMPI MANIS

oder

Eine Familie erfüllt sich ihren Traum von Freiheit



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April: Unbeschwerte Tage in der Lagune von St. Francois, die „La Gitana“ und die „Morgi“ sind ebenfalls hier. Nur ein Problem drückt uns gewaltig: seit dem 1. April haben wir keine Krankenversicherung mehr, und es findet keiner für nötig uns überhaupt zu informieren! Da wir in der Gruppenversicherung des TOC sind, dachten wir, dass sich die Versicherung immer um ein Jahr verlängert wenn man nicht widerspricht, aber so war es nicht. Denn der Versicherer hatte den Gruppenvertrag gekündigt und bis der TOC einen neuen Versicherer gefunden hat, dauerte es eben. Jedenfalls sollte jetzt die Versicherung wieder für ein Jahr gelten und dann sehen wir weiter. Aber bis das OK kam, mussten noch Faxe geschrieben und mehrmals emails geschickt werden, viel Stress für uns.

Am 3. April brechen wir von St. Francois auf nach Marie Galante, einer weiteren zu Guadeloupe gehörenden Insel, und folgen somit der „La Gitana“ und der „Morgi“, die bereits einen Tag vor uns dorthin gesegelt sind. Wir sind total begeistert! Diese Insel ist einfach schön! Die Menschen sind freundlichst, die Landschaft lieblich, die Strände weißer als anderswo, Ochsenkarren ziehen vollbeladene Wägen mit Zuckerrohr durch die Gegend und die Zeit scheint hier einfach ein wenig langsamer zu laufen .... Alleine die Besichtigung der Rumdestillerie ist ein Erlebnis, denn es gibt keine Führung! Man parkt und läuft dann durch die Anlage. Foto machen alles kein Problem, und wenn die Melasse durch die offenen Kanäle am Boden läuft, darf man auch gerne darüber hinweg schreiten. Überall zischt und rumpelt es, Rummachen live! Dieser Betrieb ist sicher nicht ISO 9001 zertifiziert, aber dafür wirklich sehenswert! Der Liter Rum (59%) kostet 6€ und ist wirklich lecker. Marie Galante ist eine Insel die auf unsere Merkliste kommt, für den Fall dass wir mal wieder sesshaft werden.

Weiter treibt uns der Wind „zurück“ auf die Iles de Saintes wo wir noch ein paar Tage entspannen und Stephans Ohren auskurieren, die sich mal wieder entzündet haben. Er sollte sich öfters die Ohren ausputzen, dann hört er besser auf Evis Wünsche und muss nicht immer jammernd sein Ohr hinhalten, dass Evi reinschauen kann, ob sich der Zustand verbessert oder verschlechtert hat. Lena hat sich wieder auf der „Mimpi Manis“ eingewohnt und läuft auch bei schaukelndem Boot sicher von Vorne nach Hinten und wieder nach Vorne. Und wenn es zu viel schaukelt, dann setzt sie sich einfach hin, wartet bis es aufhört, steht auf und läuft weiter. Auch das Wasser ist zu ihrem Element geworden, mit ihren Pufferchen tobt sie im Wasser herum und versucht sich mit Schwimmbewegungen, auch da wo sie nicht mehr stehen kann. Wenn sie Salzwasser ins Gesicht bekommt, dann schüttelt sie ihren Kopf, prustet einmal oder zweimal und tobt weiter! Irgendwann wachsen ihr noch Schwimmhäute! Freiwillig geht sie nicht aus dem Wasser raus, selbst wenn sie blaue Lippen bekommt, dann schreiten Mama und Papa ein und zerren den quengelnden Balg aus dem Wasser raus und sobald man sie wieder loslässt stürzt sie wieder aufs Meer zu um weiterzutoben! Angst vor dem Wasser scheint sie nicht zu haben, ganz im Gegensatz zu früher, wo sie einfach nicht dazu zu bewegen war mit Wasser in Kontakt zu treten, sogar waschen mit warmen Wasser war ihr ein Gräuel und in die Badewanne zu Papa musste sie auch mit sanfter Gewalt genötigt werden.

Nächste Station auf unserer Reise durch die Antillen hinunter ist Dominika. Nein, nicht wie viele vielleicht denken, die Dominikanische Republik, sondern die kleine, weiter südlich liegende Insel Dominika! Nur 25 Seemeilen trennen die Iles des Saintes von Dominika, die es jedoch in sich haben, vor allem wenn man die Strecke bei einem kräftigen Südostwind fährt. Zum Glück schläft Lena kurz nach der Abfahrt sofort ein und verpennt fast die gesamte Überfahrt, die extrem ruppig und unangenehm ausfällt. Wir wundern uns immer wieder, wie man bei solchen Bedingungen so ruhig und lang schlafen kann?! Unsereins keilt sich in die Koje, kriegt kaum ein Auge zu und steht mit Kreuzweh wieder auf. Und Lena? Es scheint eine beruhigende Wirkung auf sie auszuüben, wenn das Boot Bocksprünge macht, das Wasser außen gegen das Unterwasserschiff schlägt oder der Motor lautstark brummt. Nach 5 Stunden kommen wir endlich in Portsmouth im Nordwesten von Dominika an und noch bevor der Anker fällt werden wir von den ersten „Boatboys“ freundlich begrüßt. Sie kommen mit ihrem Boot/Surfbrett angepaddelt, verkaufen Obst und Gemüse, nehmen gegen eine geringe Gebühr den Müll mit, bieten ihre Dienste als Guide an oder versuchen sonst irgendwie ein paar Groschen dazuzuverdienen. Wider Erwarten sind sie überhaupt nicht aufdringlich, sondern akzeptieren ein „Nein Danke“ und paddeln zum nächsten Boot, um dort ihr Glück zu versuchen. Wir genießen es, in der Früh um 8 Uhr mit frischen, warmen Baguette versorgt zu werden, oder schnell mal ein paar frische Früchte, v.a. Bananen zu kaufen (Lena futtert mindestens 5 Stück täglich, und wir kommen mit dem einkaufen kaum noch nach!), ohne auf große Einkaufstour an Land zu gehen.

Kaum angekommen, fahren wir auch schon an Land, um die zweitgrößte Stadt Dominikas (mit 5.000 Einwohnern erinnert sie eher an ein Dorf) zu inspizieren und um einzuklarieren. Letzteres ist leichter als gedacht. Mit der Einklarierung klariert man auch zugleich aus, wobei man automatisch ein 2 wöchiges Aufenthaltsrecht erhält. Das ist echt praktisch, da man sich somit die Fahrt zum Ausklarieren spart, wenn man innerhalb der 2 Wochen die Insel verlässt.

In ein paar Tagen ist Ostern! Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Eier einkaufen, kochen und färben! Das gebackene Osterlämmchen fällt leider aus, dafür gibt's eine Oster-Ananastorte a la Mimpi Manis. Auch verzichten wir lieber auf das Eierverstecken. Wer weiß, ob wir alle Eier wieder so schnell gefunden hätten? Es gibt einfach zu viele Verstecke, Stauräume und Schlupflöcher auf dem Boot und der Käpt'n hasst es, wenn Eier beim Segeln in der Bilge von links nach rechts kugeln. Lena findet die bunten Eier trotzdem lustig, schreit dabei fröhlich:“Ball, Ball, Ball“ und lacht sich kaputt, wenn wir uns die Eier gegenseitig an den Köpfen aufschlagen. Am liebsten isst sie die bunte Schale, und wenn wir ihr aber dann die Schale wegnehmen und das geschälte Ei in die Hand drücken, macht sie nach ein paar Bissen aus dem Rest Mantsche. Unser Ostermenue ist nicht ganz so üppig ausgefallen, dafür umso kreativer, auch wenn es wahrscheinlich nicht jedermanns Geschmack ist: Erbsensuppe mit Süßkartoffeln, Kochbananen, Ananas, Curry und Honig! Schmeckt wirklich leckerer, als es sich vielleicht anhört! Dazu frisch gepresster Guavensaft mit Rum.

Und wie feiern die Dominikaner Ostern? Ostereier und Osterhasen gibt's hier natürlich nicht, das ist ein typisch deutscher Brauch! Hier ist erst mal ein paar Tage feiern am Strand angesagt. Vor allem am Ostersonntag und Ostermontag ist auf der gesamten Insel Party mit lautstarker Musik, Tanz und Alkohol. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber diese seltsame Mischung aus modernen Reggae-Rapp-HippHopp ist nicht ganz das unsrige, vielleicht werden wir ja alt??!! Bis 4 Uhr früh die volle Dröhnung bis zu unserem Boot rüber, hmmmm.......an Schlafen war da nicht zu denken! Wenn die Dominikaner feiern, dann gscheit. Wir waren froh, als das besinnliche Osterfest dann endlich vorbei war!

Dominika soll ja angeblich eine der schönsten und grünsten Inseln der Karibik sein: das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Für 2 Tage mieten wir uns ein Auto und fahren die nur ca 50 km lange und 25 km breite Insel ab: hügelige Landschaften gespickt mit saftiger, grüner Vegetation, tropischen Bäumen und Pflanzen, jeder Menge Wasserfälle, in denen man baden kann, kurz: ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Allein die Fahrt auf den schmalen, kurvenreichen Straßen quer durch die traumhafte Insel ist ein Erlebnis:....Krachbumm, schon wieder ein Schlagloch erwischt!!! Und ach ja, nicht vergessen, dass hier Linksverkehr herrscht! Immer wieder picken wir uns ein paar nette kleine Wanderwege heraus, binden Lena auf Papas Rücken und erkunden zu Fuß die ursprüngliche Landschaft. Wir sind begeistert von der Insel und seinen wirklich sehr freundlichen Bewohnern. Auch die Fahrt auf dem Indian River mit dem Ruderboot steht auf unserem Besichtigungsprogramm, ebenso wie die Wanderung hinauf zum Fort Shirley, einer Befestigungsanlage aus dem 18. Jahrhundert, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die Ankerbucht in der Prince Rupert Bay hat. Es ist eine schöne Anlage, und ein wunderbarer Abenteuerspielplatz für Lena.

Wie wäre das Leben auf dem Boot langweilig, wenn nicht ab und zu mal wieder etwas kaputt ginge.....heute war's der Thermostat unseres Kühlschranks, der beschlossen hat, nicht mehr so zu funktionieren, wie wir uns das vorstellen: entweder tiefkühlen, oder eben gar nicht mehr....naja, immerhin! Mit 1 Stunde einfrieren und 3 Stunden Kühlschrank ausschalten bekommen wir vorübergehend das Problem in den Griff, aber es steht fest: ein neuer Thermostat muss her! Ist aber erstmal bis Martinique verschoben!

9 Tage sind wir bereits hier, Zeit um langsam in Richtung Süden weiterzufahren. Unser Entschluss festigt sich noch, als wir plötzlich im Wasser neben dem Boot eine Wasserschlange schwimmen sehen, deren Biss zwar nicht tödlich doch angeblich extrem schmerzhaft und unangenehm sein soll. Auf Nachfrage bei den Einheimischen erfahren wir, dass jede Menge dieser Wasserschlangen hier am Meeresboden leben, die immer wieder mal zum atmen an die Wasseroberfläche hochkommen. Komisch, irgendwie hatte keiner von uns mehr so richtig Lust auf ein kurzes, erfrischendes Bad vom Boot aus. Auf dem wöchentlichen Samstagsmarkt decken wir uns noch kräftig mit Bananen und Grapefruits ein, die hier spottbillig sind. Wir verabschieden uns von Edgar und Claudia von der „Morgi“, die seit einem Tag ebenfalls hier in der Ankerbucht liegen und machen das Schiff klar für die Nachtfahrt nach Martinique. Trotz aller Warnungen über Kriminalität haben wir uns hier sehr sicher und wohl gefühlt. Wir behalten Dominika und seine Einwohner in sehr guter Erinnerung, auch wenn der Ankerplatz hier in der Prince Rupert Bay an manchen Tagen extrem schwellig und unangenehm war.

Am frühen Abend gehen wir Anker auf und die ersten 20 Seemeilen entlang der Leeseite der Insel müssen wir motoren. Wie gut könnten wir nun unseren sehnlichst vermissten Oskar gebrauchen! Dieser liegt jedoch -inzwischen repariert- zu hause in Deutschland und wartet darauf, dass ihn jemand mit in die Karibik bringt. Uns bleibt nix anderes übrig, als die „Mimpi Manis“ unter Motor mit der Hand zu steuern, was vor allem bei längeren Nachtfahrten ermüdend und lästig ist. Erst als wir den Windschatten Dominikas verlassen, bekommen wir den Wind zu spüren, der uns nun mit 5 bft aus Ost um die Ohren bläst. Wir binden ein Reff ins Groß, um die Luvgierigkeit aus dem Schiff zu nehmen und brausen mit 6 Knoten Fahrt wieder mal hoch am Wind in Richtung Martinique. Bereits um 5.30 Uhr erreichen wir den Ankerplatz von St. Pierre und ein todmüder Käpt'n verabschiedet sich in seine Koje, um seinen wohlverdienten Schlaf nach 11 Stunden Rudergehen und Wache halten nachzuholen, während der Rest der Besatzung bereits ½ Stunde später ausgeschlafen an Deck rumtobt.

St. Pierre, ein kleines hübsches Städtchen im Nordwesten von Martinique war früher die Hauptstadt der Insel. Im Jahre 1902 wurde sie jedoch innerhalb von Minuten bei dem Vulkanausbruch des nahegelegen, heute immer noch aktiven Mont Pelée völlig zerstört. Von den 30.000 Einwohnern hat lediglich ein einziger das Feuerinferno überlebt. Sein Leben verdankte er der Tatsache, dass er zum Zeitpunkt des Ausbruchs in einer grabähnlich abgeschlossenen Gefängniszelle eingesperrt war und so von den tödlichen Gasen und der glühenden Lavaasche verschont geblieben ist. Das vulkanologische Museum und einige Ruinen erinnern an die schreckliche Naturkatastrophe. Wir packen Lena in den Buggy und schlendern durch St. Pierre, das heute lediglich 6000 Einwohner hat, also nur noch 1/5 von damals.

Obwohl heute Sonntag ist können wir problemlos einklarieren: im Internetcafe!!!! So einfach war's bisher noch nie. Wenn wir an unsere Schwierigkeiten auf Guadeloupe zurückdenken, ist das hier schon beinahe unglaublich. Wir füllen ein Formular aus, und schon bekommen wir einen Zollstempel von der Bedienung des Cafés. Nachmittags legen wir einen Strandspieltag ein und schon am nächsten Tag fahren wir ein paar Seemeilen weiter die Leeküste entlang bis zur Anse Mitan, wo wir uns im Laufe der kommenden Tage mit den Seezigeunern und den Morgis verabredet haben.

Das was auf Dominika eher bescheiden ausfällt, gibt es hier im Süden von Martinique im Überfluss: schneeweiße, palmenumsäumte Strände und ruhige, geschützte Ankerbuchten. Die Anse Mitan kann man zwar nicht als Geheimtipp bezeichnen, trotzdem machen es die Nähe zu Fort de France und der schöne öffentliche Strand für uns interessant, da wir noch einige Dinge in der Hauptstadt von Martinique zu erledigen haben. Hier ankern ständig mindestens 50 Yachten und dementsprechend viele Dinghis brausen zwischen den Ankerliegern dahin.

Schon nach kurzer Zeit hat Lena eine neue Spielkameradin gefunden: Fanny, eine strohblonde kleine Französin, genau 1 Tag jünger als Lena ist mit ihren Eltern auf einem Katamaran für 1 Jahr in der Karibik unterwegs. Endlich mal ein Kind in Lena's Alter! Die meisten Familien, die wir bisher getroffen haben, sind mit Kindern ab 4 Jahren unterwegs. Für Lena ist es eine sichtliche Freude mit Fanny im Wasser rumzutollen, und im Sand zu buddeln. Sprachprobleme gibt's natürlich noch keine, vergessen sind auch Mama und Papa, erst als die beiden Mädchen fast vor Müdigkeit am Strand einschlafen dürfen wir unser Töchterchen mit zurück aufs Boot nehmen. Hoffentlich können die beiden noch viele gemeinsame Stunden am Strand verbringen. Für die nächsten 2 Monate haben wir zumindest den gleichen Weg vor uns.

Ein paar Tage später kommen die „La Gitana“ und die „Morgi“ in die Ankerbucht, verlassen uns aber schon kurze Zeit später wieder. Michaela und Volker zusammen mit Volkers Eltern auf dem Weg zu weiteren Ankerplätzen entlang der Küste von Martinique, Claudia und Edgar mit direkten Kurs in die Tobago Cays. Vorher aber steht noch ein gemeinsamer Abend auf der „La Gitana“ auf dem Programm. Mangels Babyphone kann leider nur Stephan zum Plauschen rüber. Etwas früher anfangen wäre für uns super, denn Lena um 19Uhr mitzunehmen und sie dann einschlafen zu lassen und später am Abend eine schlafende Tochter ins Dinghi packen und zurück ins heimelige Bett ist einfach. Aber sie um 22Uhr aus dem Schlaf reisen, rüberfahren und dann 3 Stunden später wieder zurück, da ist der Knaatsch mit ihr vorprogrammiert.

Morgen ist ja der erste Mai und wir sitzen im Cockpit, tippen an der Webseite und plötzlich überkommt es uns, HEUTE IST FREINACHT!!!!!!!! Sollen wir es wagen und mal ein paar Dinghis bei den anderen Seglern vertauschen, Anker verknoten, Bordauslässe zustopfen, Rehlingsseile mangels Gartentore aushängen, ... ? Aber so viele Deutsche Segler sind nicht mehr da, da ja die „La Gitana“ und die „Morgi“ schon weitergefahren sind und ob die französischen, englischen und amerikanischen Segler den Spaß verstehen? Aber da kommt die Feigheit bei uns durch uns wir bleiben im Cockpit beim Rotwein sitzen.










































Mai: Seit genau einem Jahr sind wir nun unterwegs! Wie die Zeit vergeht.....Am 1. Mai letzten Jahres sind wir von Koper/Slowenien aus losgesegelt. Über 8.600 Seemeilen haben wir seitdem hinter uns gebracht, knappe 6.000 Seemeilen davon unter Segel. Die meisten gottlob ohne große Stürme, oder irgendwelchen Schwierigkeiten, auch wenn der Wind nicht immer aus der Richtung geblasen hat, wie wir uns das gewünscht hätten. Wir nehmen unser 1 jähriges Jubiläum zum Anlaß, eine Flaggenparade durchzuführen: die inzwischen völlig zerfledderten und ausgebleichten Deutschland- und Bayernflaggen werden gegen neue ausgetauscht. Da hilft alles flicken und nähen nix mehr, unsere alten Flaggen sind definitiv am Ende!

Nach dem Tag der Arbeit, der auch auf Martinique ein Feiertag ist, fahren wir mit einem Mietauto kreuz und quer über die Insel. Warum haben wir uns eigentlich einen absolut verregneten Tag dafür rausgesucht? Den ganzen Tag über schauert es immer wieder und wir kommen nicht dazu die geplante Kurzwanderung zu machen, da die Wanderwege matschig sind und wir keine Lust haben im Regen spazieren zu gehen und eine wolkenverhangene Aussicht zu „geniessen“. Also statt Wanderung oder Strandspielen mit Lena eine Besuch im Rummuseum! Natürlich nutzen wir die Gelegenheit und stocken unsere Rumvorräte ein wenig auf, denn hier gibt's Rum im 4.5 l Tetrapack zu kaufen.

Nach 10 Tagen in der Anse Mitan ziehen wir den Anker aus dem Sand und fahren Richtung Süden nach St. Anne, einem kleinen Dörfchen mit schönen Stränden, wo wir noch ein paar Tage ankern und uns im nahegelegenen Le Marin versorgen wollen. Im dortigen Leader Price (ist vergleichbar mit Lidl oder Aldi) kaufen wir 2 Einkaufswagen voll ein. Da wir weiter nach Süden fahren und bestimmte Lebensmittel auf den dortigen Inseln nicht zu kaufen oder sehr teuer sind (z.B. Käse in allen Variationen, Wurst, Joghurt, Bier, ..) ist für uns hier eine gute Gelegenheit unsere Vorräte aufzustocken und unseren leergefutterten Kühlschrank wieder einmal zu füllen. Wir packen alles in unser Dinghi, das wir direkt vor dem Geschäft „geparkt“ haben und sind erstaunt, wie es die schwere Last anstandslos meistert. Und so geht's vollgeladen bis obenhin zurück zur Mimpi Manis, Lena auf 4 Trays Bierdosen sitzend!!!

Nächste Insel auf unserem Programm ist St. Lucia, schlappe 25 Meilen südlich von Martinique. Statt dem versprochenen NO hatten wir anfangs gar keinen und später dann SO Wind, so dass wir mal wieder gegenan segeln mussten. Also Schräglage, Gestampfe und Luken dicht, damit keine überkommenden Wellen den Weg ins Innere unserer „Mimpi Manis“ finden. Ergo drückende, schwüle Luft unter Deck, die einen kaum atmen lässt. Lena läßt das alles ziemlich unbeeindruckt. Schon nach kurzer Zeit schläft sie bereits wieder ein und verpennt so die halbe Fahrt. Das macht das Segeln für uns bedeutend einfacher. Deshalb planen wir inzwischen längere Strecken als Nachtfahrten, und kürzere so, dass sie in ihren Mittagsschlaf fallen.

Nach 5 Stunden Fahrt erreichen wir Rodney Bay, das im Norden von St. Lucia liegt. Nun kommt das übliche Prozedere: fertig machen zum Landgang, einklarieren und die nähere Umgebung erkunden. Ausserdem gibt's wieder mal jede Menge zu organisieren: wir brauchen dringend Ventilatoren für unsere Kojen, damit man bei geschlossenen Luken oder windstillen Nächten wenigstens ein bisschen Luft abbekommt. Zudem hat zu allem Übel unser altes Laptop vor ein paar Tagen endgültig seinen Geist aufgegeben: Immerhin, das gute Stück hat inzwischen 7 Jahre auf dem Buckel. Ein echtes Museumsstück! Auch Stephans Versuche, die Kiste auseinanderzunehmen und den Fehler zu beheben scheitern. Es hilft alles nix, wir brauchen ein neues „Schlepptop“. St. Lucia bietet sich als Einkaufsparadies und Duty Free Zone hierfür geradezu an. Doch so einfach wie wir es uns vorgestellt hatten war es dann doch nicht. Mit dem Minibus klapperten wir einige Einkaufszentren und Elektroläden ab. Erst nach vielem Suchen finden wir schließlich in der Hauptstadt Castries ein neues Laptop, nicht gerade ein Schnäppchen, aber immerhin unseren Preisvorstellungen entsprechend. Jetzt ist Stephan wieder an der Reihe: die alten Daten müssen irgendwie auf den neuen Computer übertragen werden. Nach einigen Stunden Schwitzen und Fluchen schafft er es schließlich, unsere Schrottkiste noch einmal zum Laufen zu bringen und die gesamten Daten zu retten. Noch mal Glück gehabt. Nur gut, wenn man seinen eigenen System – Admin immer dabei hat. Erst jetzt können wir unser neues Gerät so richtig genießen. Wie schnell alles geht! Ein Traum. Was hatten wir doch für eine lahme Krücke!!! So macht computern gleich viel mehr Spaß.

Nachdem alles organisiert ist, und auch unsere Gasflasche wieder gefüllt ist, verholen wir uns in eine nahegelegene Bucht bei Pigeon Island, das heute eigentlich gar keine Insel mehr ist, sondern mit einem Damm mit dem Festland verbunden ist. Auch wenn hier kaum Infrastruktur vorhanden ist, haben wir dort alles, was wir brauchen; eine ruhige Ankerbucht, einen netten kleinen Sandstrand für Lena, eine urige Kneipe mit Blick aufs Meer und kostenlosem W-Lan, und einen Nationalpark mit einem alten Fort und einem kleinen Museum. Wir verbringen herrliche Tage dort, plantschen im Wasser, spazieren ein wenig im Nationalpark herum und besteigen den 120 m hohen Hügel, von wo aus man einen schönen Blick auf Rodney Bay und seine Umgebung hat.

Danach geht's weiter der Küste entlang Richtung Süden. Nur 10 sm entfernt liegt Marigot Bay, angeblich eine der schönsten Buchten der Karibik. Wir sind ein wenig enttäuscht als wir dort ankommen. Die einstmals wirklich idyllische Bucht, gesäumt von Mangroven ist heute Baustelle. Ein riesen Hotelkomplex mit Whirlpool, Luxusappartments und Geschäften soll dort entstehen. Schade eigentlich. Wir können nur hoffen, dass das ganze mit Maß und Ziel geschieht. Unsere Traumbucht ist es aber mit Sicherheit nicht: abends, wenn der Wind nachlässt kommt kaum noch ein Luftzug in die gut geschützte Bucht und es wird unerträglich heiß im Boot. Um Mitternacht immer noch 29° C im Salon, dazu die Moskitos, die sich in den Mangroven sehr wohlfühlen. Nur gut, dass wir inzwischen die Ventilatoren installiert haben und die Mossis verjagen wir mit Moskitocoils.

2 Tage verbringen wir in Marigot Bay, bevor wir unseren Anker lichten und unsere nächste Tagesetappe zu den Pitons, dem Wahrzeichen St. Lucias starten. Die Pitons sind 2 kleine „Berge“ vulkanischen Ursprungs, die kegelförmig bis zu 770 m steil aus dem Wasser ragen. Landschaftlich gesehen ein traumhafter Ankerplatz vor einer wirklich spektakulären Kulisse. Da hier Ankerverbot herrscht, machen wir an einer Boje fest. Auch benötigt man zum Festmachen in dieser Bucht ein Permit, das wir uns bereits beim Einklarieren in Rodney Bay besorgt haben. Und prompt, wir werden zum ersten Mal überhaupt von der Coast Guard kontrolliert. Cruising Permit, Einklarierungsbescheid, Schiffspapiere, etc.. alles wird genauestens geprüft, und dann noch jede Menge Fragen an den Skipper bezüglich Waffen an Bord, Motor, Segel und Schiffsausrüstung. Nach ¼ Stunde intensiver Befragung verabschieden sich die Beamten freundlich von uns und fahren weiter.

Auch bei uns geht es weiter. Wir verlassen St. Lucia und fahren nach St. Vincent and the Grenadines. Für die 70 sm lange Strecke beschliessen wir, eine Nachtfahrt einzulegen. Die ersten Stunden motoren wir mit gesetzten Segeln gegen einen bis zu 3 Knoten starken Strom gegenan! Mit nur 2-3 Knoten Fahrt über Grund quälen wir uns vorwärts. Erst später läßt der Strom etwas nach, nur noch 1-1,5 Knoten gegen uns. Sobald wir aus der Landabschattung von St. Lucia heraus sind, machen wir den Diesel aus und segeln am Wind Richtung Süden. 13 Stunden später kommen wir etwas geschafft und ermüdet am frühen Morgen in Bequia (sprich: beck way) an, einer Insel südlich von St. Vincent, die bereits zu den Grenadinen gehört. Nur Lenchen ist ausgeschlafen und freut sich auf den bevorstehenden Landgang zum Einklarieren und Einkaufen. Hier, in der Admirality Bay vor Port Elisabeth treffen sich Charterer und Langzeitsegler gleichermaßen. Es ist Ausgangspunkt für den Trip in die Tobago Cays, dem Traumziel aller Segler in der Karibik. Doch bevor es dorthin geht, wollen wir uns die nur 18 qkm grosse Insel ein wenig anschauen und ein bißchen Schlaf nachholen.

Mit einem luftigen Pick-up-Taxi geht's am nächsten Morgen zur Schildkröten Farm auf der Nordostseite der Insel Bequia. Dort werden Green Turtles (Grüne Schildkröte) und Hawkbill Turtles (Karettschildkröte) gleich nach dem Schlüpfen am Strand eingesammelt und zur Aufzucht in die Farm gebracht. Nach ca. 5 Jahren werden sie dann wieder in die Freiheit entlassen. Dadurch erhöhen sich vor allem die Überlebenschancen der völlig wehrlosen, kleinen Babyschildkröten, die von Vögeln und Fischen gefressen werden. Schildkröten können bis zu 200 Jahre alt werden und erreichen erst mit 25 Jahren ihre Geschlechtsreife. Lena ist total begeistert von den Turtles, die in verschiedenen Becken herumschwimmen. Die kleinsten sind gerade 2 Monate alt. Sie erschrickt schon ein wenig als die größeren Schildkröten plötzlich den Kopf aus den Wasser strecken und sie erwartungsvoll anschauen.

Abends verbringen wir einen super schönen Abend im Frangipani, einer gemütlichen (Hotel-)Beach-Bar, geniessen unseren Sundowner mit Blick aufs Meer, lernen andere Weltumsegler kennen und lassen Lenchen am Strand entlang flitzen, Steine und Muscheln sammeln und die Gegend erkunden. Erst als sie völlig erschöpft neben uns auf der Bank einschläft, packen wir sie ins Dinghi, und fahren zurück auf die „Mimpi Manis“.

Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang gehen wir Anker auf. Die unbewohnten Inseln der Tobago Cays mit turkisgrünem Wasser und weißen Sandstränden locken uns. Vorher machen wir noch einen kurzen Umweg zur nahegelegenen Insel Petit Nevis, die ebenfalls unbewohnt ist. Es ist eine Walfängerinsel, wo Reste einer Walfangstation noch immer besichtigt werden können. Schottische Walfänger haben sich Mitte des 19. Jahrhunderts hier in der Gegend niedergelassen, sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischt und ihre Walfangtradition an ihre Nachkommen und die Inselbewohner weitergegeben. Heute liegt die Walfangquote bei 2 Walen/Jahr, man fängt einen Babywal und hat somit zugleich sein Muttertier. Das ist zwar grausam, aber die einfachste und effektivste Methode. Die Wale werden hier immer noch auf traditionelle Weise gefangen, mit Ruderboot und einer per Hand geworfenen Harpune, wie im Buch „Moby Dick“ von Herman Melvill beschrieben.

Nach einem kurzen Inselrundgang setzen wir die Segel in Richtung Süden. 25 sm und schönste Segelbedingungen liegen vor uns. Mit 6 Knoten und halben Wind brausen wir dahin. Wir richten Lena dieses Mal ihr Bettchen im schattigen Cockpit her, sie schnappt sich ihre Resy (Stoffkuh) und ihren „Didi“ und keine 5 Minuten später liegt unser schnarchendes Töchterchen neben uns. Bei frischer Luft und einem schattigen Plätzchen schläft es sich gleich noch mal so gut!!! Als wir 4 ½ Stunden später bei den Tobago Cays ankommen, sind wir total begeistert: das Wasser schimmert in allen Farben von turkisgrün bis dunkelblau. Tolle, weisse, palmenumsäumte Strände. Ein Riff zum Schnorcheln. Alles unbeschreiblich schön! Ein traumhafter Ankerplatz ohne Schwell, dafür mit genügend erfrischendem Wind, der unseren Windgenerator zum Laufen bringt und unsere Batterien kräftig volllädt. Hier haben wir Strom im Überfluß! Da es auf den Inseln ausser Sand, Palmen und Sträucher nichts gibt, sorgen die Boat Boys von den Nachbarinseln, die mit ihren Motorboten die Segelyachten abklappern und ihre Ware freundlich anpreisen, für die Verpflegung mit frischem Baguette und Fisch. Herz, was willst du mehr? Hier kann man es eine zeitlang aushalten! Beim Einlaufen in die Ankerbucht entdecken wir auch sofort die „La Gitana“ und die „Morgi“, die wir noch vor ein paar Tagen kurz in der Admiralty Bay vor Port Elisabeth getroffen hatten. Wir freuen uns, sie wieder zu sehen und werfen unseren Anker neben ihnen.

Es folgen wunderschöne, sonnige Tage, wir plantschen viel im Wasser, bauen Sandburgen mit Lena, spielen Volleyball am Strand, schnorcheln ein bisserl, schauen Volkers ersten Versuchen beim Kiten zu (wer wissen will, was Kiten ist, der schaut am besten auf die Homepage der www.seezigeuner.de , tägliches Logbuch vom 18.5/20.5/21.5..) und feiern zusammen mit den „Morgis“ Michaelas Geburtstag mit einer tollen Strand-Party mit Lagerfeuer, gegrilltem Thunfisch, selbst zubereiteten Salaten, leckerem Schokoladenkuchen, Rotwein und einem gigantisch schönem Sternenhimmel über uns. Unser erstes Barbecue am Strand! Zeit wird's nach über einem Jahr Seglerleben! Lena fands genauso schön wie wir, feiert kräftig mit und schläft schließlich friedlich neben uns auf der Decke ein, trotz lärmender Musik im Hintergrund und laut grölenden „Partygästen“.

Knapp 1 Woche verbringen wir auf den Cays, dann erst fahren wir weiter zur Nachbarinsel Mayreau, die nur 3 sm entfernt liegt. Das ist das schöne hier in der Gegend: eine Insel schließt sich an die andere an, alle nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Es lohnt gar nicht, die Segelpersenning abzunehmen und die Segel zu setzen. Lieber Motor an und los. Hat den Vorteil, dass wir bei der Gelegenheit auch gleich unseren Wassermacher anwerfen können und kräftig Wasser und Strom machen. Mayreau ist zwar -im Gegensatz zu den Tobago Cays- eine bewohnte Insel, jedoch mit ca. 500 Bewohnern sehr klein und überschaubar. Es gibt dort genau eine Ortschaft mit ein paar kleinen Läden und Restaurants und eine Straße, die die beiden Ankerbuchten, Saline Bay im Süden und Saltwhistle Bay im Norden der Insel miteinander verbindet. Es ist wunderschön hier, wir genießen die faulen Tage am Strand, spielen Beach Volleyball, und wandern die kleine Insel ab. Doch hier leben? Nein! Dazu ist es uns zu abgelegen und zu trocken. Trotzdem fällt uns der Abschied von der Insel ein wenig schwer als wir ein paar Tage später Anker auf gehen. Wir müssen weiter, es gibt noch so viel zu entdecken, außerdem wollen wir Anfang Juni in Grenada sein.

Palm Island (eine kleine Hotelinsel mit traumhaft weißem Sandstrand und Palmen, aber unruhigem Ankerplatz), Union Island (die Zivilisation hat uns für 2 Tage wieder: hier können wir Obst und Gemüse einkaufen, internetten und ausklarieren), Petit St. Vincent (eine weitere Hotelinsel mit schönem Strand und kristallklarem Wasser), Petit Martinique (gehört bereits zu Grenada. Hier gibts den billigsten Diesel in den Grenadinen, natürlich machen wir unseren Tank voll, 260l Diesel und 60l Benzin für unseren Außenborder), Sandy Island (eine kleine, unbewohnte Insel, die von den Hurrikanen der letzten Jahre ziemlich zerstört wurde. Trotzdem, der weiße Sandstrand und das turkisgrüne Wasser lohnen einen Abstecher dorthin) ........wir "hüpfen" von Insel zu Insel, -eine schöner als die andere-, und genießen unser unbeschwertes Leben. Hier ist für jeden Geschmack etwas geboten, vor allem Lena kommt auf ihre Kosten, überall Sandstrände zum rumtoben. Ein Paradies für Kinder!!!!

Ach ja, Lena. Im Moment testet sie ihre Grenzen aus! Heißt "Nein" auch wirklich "Nein"???? Am liebsten setzt sie sich auf den Tisch und wenn Papa und Mama zum wiederholten Male "nein" sagen, macht es gleich noch mehr Spaß, hinaufzukraxeln. Außerdem hat sie ihre Liebe fürs Malen entdeckt: Kein Polsterbezug, kein Tisch, keine Cockpitbank und kein Buch ist vor ihr mehr sicher. Der Malblock, den sie zum Vollschmieren hat ist natürlich total uninteressant. Wasserpritschen ist eine weitere Lieblingsbeschäftigung von ihr: entweder wird der Trinkbecher genüsslich umgekippt (sie macht das so schnell, dass wir echt keine Chance haben) oder sie wirft alles erdenkliche in den Becher hinein (v.a. Brot, Schnuller, Käse, Wurst...) und testet, ob es schwimmt, bzw. wie es, wenn es wieder herausgefischt ist, wohl schmeckt. Es ist schon manchmal zum Verzweifeln. Wir trösten uns damit, dass wohl alle Kinder diese Phase durchmachen, und dass sie wohl hoffentlich irgendwann mal vorbei geht! Auf alle Fälle darf auf unserem Tisch beim Essen nie der Lappen fehlen....um die nächste Überschwemmung aufzuwischen. Seit ein paar Tagen findet sie auch "Diddi (Schnuller) über Bord werfen" lustig. Bis wir es gespannt hatten, war der Diddi natürlich schon weg, von der Strömung abgetrieben und nicht mehr zu sehen. Stephan ist ins Dinghi, und hat ihn - welch ein Wunder - sogar ein paar Hundert Meter weiter gefunden. Lena freute sich tierisch über das Spielchen, nahm dankbar ihren Diddi an sich und schwupps, keine 10 Sekunden später landete er schon wieder im Wasser! Na super! Das Spielchen fanden wir aber nicht so lustig, Papa hechtete dem Gummiteil hinterher (dieses Mal schwimmend) und danach kam der Schnuller erst mal für die nächsten Stunden unter Verschluss. Natürlich unter lautstarken Protest von Lena.

Wir fahren schließlich nach Carriacou, einer Insel nördlich von Grenada. Da wir seit Petit Martinique in den Hoheitsgewässern von Grenada sind, müssen wir unbedingt einklarieren. In Hillsborough, dem einzigen Port of Entry auf Carriacou gehen wir an Land und suchen Zoll und Immigration auf. Wie auch schon die letzten Male geht alles wieder schnell und problemlos. Der Beamte grinst, als Lena ihn verstohlen anlächelt, ihm zuwinkt und schüchtern "bye, bye" sagt. Überhaupt, die Leute hier sind furchtbar nett, und die Atmosphäre auf der Insel ist relaxed und entspannt. Nach einem kleinen Erkundungsspaziergang durch die Hauptstadt der Insel fahren wir weiter in die weiter südlich gelegene Tyrell Bay. Von hier aus unternehmen wir dann in ein paar Tagen, sobald die Wetterbedingungen günstig stehen, die verbleibenden 40 sm bis Grenada.





































Juni: Die Hurrikansaison hat offiziell begonnen!! Das bedeutet für uns, wir müssen auf der Hut sein, täglich den Wetterbericht abhören, unsere Augen und Ohren offen halten und im Ernstfall uns so schnell wie möglich in eines der Hurrikanschlupflöcher (Port Egmont auf Grenada oder Laguna Grande in Venezuela) zurückziehen. Grenada galt noch bis vor 2 Jahren als sicher, der letzte Hurrikan war vor fast 50 Jahren über die Insel gezogen. 2004 aber blies Hurrikan „Ivan“ mit 190 km/h über die Insel, deckte Dächer ab, zerstörte Häuser, entwurzelte Bäume und hinterließ ein Bild der Verwüstung. Nur 1 Jahr später streifte Hurrikan „Emily“ die Grenadinen und richtete vor allem auf Carriacou große Schäden an. Und 2006? Der erste "Tropical Storm" ist bereits da: „Alberto“ zieht gottlob weit nördlich von uns vorbei und schlägt in Florida zu. Trotzdem, wir müssen aufpassen, denn die Passatstörungen, aus denen sich eine „Tropical Wave“ (Schlechtwetterfront), ein „Tropical Storm“ oder im schlimmsten Fall ein Hurrikan entwickeln können, nehmen zu. Der Unterschied zwischen einem "Tropical Storm" und einem Hurrikan ist die maximale Windgeschwindigkeit. Beim "Tropical Storm" geht sie nur bis 12 Bft (63kn bzw. 120km/h), beim Hurrikan darüber! Aber ab 50kn (ca. 80km/h) wird es ungemütlich, vor allem weil sich dann viel Seegang aufbaut und die Schiffe kräftig durchgeschüttelt werden. Der Wind alleine ist nicht so problematisch, sondern die Wellen die dabei entstehen. Da können dann ohne weiteres bis zu 6 m hohe Wellen in eine fast windstille Bucht reinlaufen! Wir hoffen, dass wir so etwas nie erleben müssen!!!

Mit der Hurrikanzeit beginnt hier in der Karibik auch die zweite Jahreszeit, die Regenzeit. Das bekommen wir auch prompt zu spüren: Die Anzahl der Regentage nimmt deutlich zu, immer häufiger und länger schüttet es wie aus Kübeln und das Wetter spielt Weltuntergang! Wie froh ist man, wenn man nicht gerade tropfnass im Dinghi sitzt auf dem Weg ans Land, sondern solch einen Schauer im Trockenen abwettern darf. Im Moment ist richtiges Timing eben alles!! Auch unsere Waschtage müssen nun sorgfältiger ausgewählt werden, sonst ist die Wäsche am Abend noch nässer als am Morgen, bzw. man darf das Spielchen „Wäsche aufhängen und kurz darauf panikartig wieder abnehmen“ mehrmals am Tag spielen.

Es ist Anfang Juni und wir sind inzwischen auf Grenada, der Gewürzinsel angekommen. Die Fahrt von Carriacou hierher war schönstes Segeln, so schön, dass wir den ursprünglich geplanten Zwischenstopp auf der Ile de Ronde kurzer Hand cancellten und gleich nach St. George's, der Hauptstadt Grenadas weiter segelten. In der Lagune von St. George's werfen wir unseren Anker und bleiben ein paar Tage, um uns zu verpflegen: Island Waterworld, Supermarkt und Yachtclub, alles in nächster Nähe und mit eigenem Dinghisteg. Außerdem kostenloses Internet an Bord :-)) Das Stadtzentrum ist ebenfalls nicht weit entfernt und entweder zu Fuß, per Dinghi oder auch mit dem Minibus einfach zu erreichen. Samstags ist hier ein großer Obst- und Gemüsemarkt, wo man auch jede Menge Gewürze kaufen kann. Nicht umsonst wird Grenada auch „spice island“ genannt. Nach Indonesien ist Grenada der zweitgrößte Muskatlieferant der Welt, 30 % der Weltproduktion werden hier angebaut, aber auch Nelken, Zimt und Kakao wachsen auf der grünen Insel. Da es immer schwieriger und teurer wird „europäische Gemüsesorten“, wie Blumenkohl, oder Brokkoli zu bekommen, sind wir inzwischen auf einheimisches Obst und Gemüse umgestiegen: Okraschoten, Calalou, Eggplant (Auberginen), Ignames, Pataten, Platanen, Christophinen (v.a. auf den französischen Antillen), Mangos, Papayas, Cherries (eine Art Kirschen, die aber ganz anders als unsere Kirschen schmecken), Guyavas, Passionsfrucht, Bananen, und viele Früchte, deren Namen wir nicht einmal kennen ..... immer wieder gibt es Neues und Unbekanntes zu probieren und entdecken! Dementsprechend erfinderisch ist unser Speiseplan: Nudelauflauf mit Lauch und Kochbananen, Creolischer Gemüseeintopf a la Mimpi Manis, pürierte Igname mit Red Snapper, Hähnchenbrust in Mango-Rotwein-Cocosmilch, gratinierte Christophinen (schmeckt so ähnlich wie Kohlrabi), Bananenkuchen, Patatenkuchen mit Rum (nicht jugendfrei, da Evi anstelle eines Stämpchen Rums ein Glas Rum genommen hat!!), ...Auch wenn nicht immer alle Versuche gelingen, Stephan und Lena essen alles, was ihnen vorgesetzt wird, auch immer brav auf.

Ein Spaziergang durch die Altstadt von St. George's zeigt uns, dass noch nicht alle Spuren, die „Ivan“ hinterlassen hat, beseitigt sind: einige Kirchen und Häuser sind zum Teil stark beschädigt und noch immer ohne Dächer. Im Nationalmuseum der Stadt erfahren wir einiges über die Geographie, die Flora und Fauna und die Geschichte des Inselstaates, das 1983 beim Einmarsch der Amerikaner das Aufsehen der Weltöffentlichkeit erregte. Ein wirklich informatives, kleines, etwas verstaubtes Museum, das aber den Besuch lohnt. Als wir gerade herum stöbern, spricht uns ein uns völlig unbekanntes englisches Pärchen an : “you are from the penguin boat, right?“ Etwas verdutzt nicken wir und erfahren dann, dass die beiden uns mit ihrem Boot seit unserer Ankunft in Antigua „verfolgen“. Immer häufiger passiert es uns, dass uns andere Segler als „Penguin Boat“ bezeichnen und sofort wiedererkennen. Unsere beiden Pinguine „Steuerbert“ und „Backbert“ werden häufig fotografiert und wir bekommen nicht selten zu hören: „ ah, the penguin boat, I like your penguins!“ Es scheint, wir sind hier in der Karibik schon fast bekannter als der sprichwörtliche bunte Hund.

Nach ein paar Tagen verlassen wir St. George. Auch wenn die Versorgungslage hier in der Lagune optimal ist, so ist der Ankerplatz zum Baden nicht geeignet. Außerdem ist es uns zu heiß und zu stickig. Unser Ziel ist die Prickly Bay im Süden der Insel. Es ist zwar nicht unsere Traumbucht, da es z.T. auch ziemlich schwellig sein kann, dafür finden wir hier in der näheren Umgebung alles was wir suchen: einen luftigen Ankerplatz, sauberes Wasser zum Baden, ein paar Restaurants, ein kleiner Minimarkt, Internet an Bord (wenn auch leider nicht kostenlos), Bootsausrüster, Segelmacher, gute Busverbindungen nach St. George und in die nahegelegenen Einkaufsmalls, und vor allem: eine nette Sportbar mit Fernseher, die alle Spiele der Fußball WM überträgt!! Gerade noch pünktlich zur Beginn der Weltmeisterschaft!! Unser eigentliche Plan, die Spiele der WM in Tobago anzusehen, schaffen wir leider zeitlich nicht. Wir werden hier auf Grenada ein paar Wochen Zwangspause einlegen müssen, da wir auf je ein Paket aus den USA (Seekarten) und Deutschland (Funkanlage) warten. Aber wir machen das beste daraus. Da wir nun Zeit haben, wollen wir soviel Spiele wie möglich ansehen. Hier auf der „Mimpi Manis“ ist nämlich schon seit Wochen das WM-Fieber ausgebrochen. Eifrige Tipprunden um Geld und einem Wiener Schnitzel Essen in der Karibik erhöhen die Spannung vor den Spielen. Das Fieber ist von Evi auf Stephan übergegangen und hat inzwischen auch unser jüngstes Crewmitglied infiziert: Lena schreit „Tor“ und „Ball“, kickt unermüdlich ihren kleinen Ball durch die Bananas Sportsbar und klatscht begeistert Beifall.

Zwischen den Spielen gehen wir meist in die nur wenige Gehminuten entfernte True Blue Bay, wo wir in einem Hotel 2 wunderschöne Swimmingpools mit Wasserrutsche und einem kleinen Kinderspielplatz entdeckt haben, die wir jederzeit kostenlos benutzen dürfen. Lena kann sich dann dort bis zum Umfallen austoben, zusammen mit Mama oder Papa rutschen, vom Beckenrand ins Wasser hüpfen und prustend wieder auftauchen. Meistens treffen wir hier andere Kinder, so dass immer etwas geboten ist und nie Langeweile aufkommt. Nach 2 Stunden Toben ist Lena so erschöpft, dass sie auf dem Rückweg im Buggy einschläft und wir das nächste Match ungestört anschauen können.

Wir sind inzwischen Stammgast in der Bananas - Bar! 1 – 3 Spiele täglich, wenn's irgendwie geht. Nur schade, dass sich hier auf der Insel die Begeisterung für die WM in Grenzen hält. Wie gerne wären wir jetzt zu Hause, um die einmalige Stimmung in Deutschland, die Riesenparties und den ganzen Wahnsinn mitzuerleben. Wie sehr beneiden wir euch daheim im Moment!! Hier verfolgen nur wenig Einheimische die Spiele in den Sportbars. Wenn jedoch Trinidad und Tobago auf dem Platz steht, füllt sich die Bar und los geht die Fußballparty: gespannt werden die Spiele verfolgt, es wird um jeden Ball gezittert und jeder Punkt gefeiert. Nach dem Spiel dröhnt das Lied „I ama soca warrior“ (soca warrior ist der Name der Trini-Mannschaft) mindestens 10 mal in voller Lautstärke aus den Boxen, die Trini-Fahnen werden geschwenkt, die Leute singen und tanzen und die Bar verwandelt sich in eine rot-schwarze Partymeile. Man kann nur erahnen, wie im Moment die Stimmung in Trinidad oder Tobago ist. Zum 2. Mal in der Geschichte der Fußballweltmeisterschaft ist eine karibische Mannschaft qualifiziert. Das letzte Mal war es 1938 Kuba. Sie sind auch eine der kleinsten Nationen, die je an so einem Turnier teilgenommen hat. Kein Wunder, dass in Trinidad die Leute schier ausflippen. Schade, dass wir das nicht vor Ort miterleben können.

Natürlich verfolgen wir auch alle deutschen Spiele, und drücken unserem Team ganz fest die Daumen. Das Spiel Deutschland gegen Polen durften wir zusammen mit ca. 15 anderen deutschsprachigen Seglern zu Hause bei der Trans-Ocean-Stützpunktleiterin Uschi anschauen, die seit mehr als 20 Jahren hier auf Grenada lebt. Spontan hat sie uns alle zum Fußballgucken mit anschließender Grillparty eingeladen. Bei dieser Gelegenheit trafen wir neben den „Morgis“ und den „Seezigeunern“ auch Gerd und Wilma von der „Aquila“ wieder, die wir vor 9 Monaten in Agadir kennengelernt hatten. Auch Roland und Petra von der „Avalon“, die uns seit den liparischen Inseln immer wieder begegnen, waren mit dabei. Nach der Zitterpartie feierten wir gemeinsam den letzte-Minute-Sieg der Deutschen über Polen. Es war ein netter Abend. Danke dafür, Uschi!

Wow, welch tolle Spiele werden uns von der Klinsielf präsentiert!!! Nach souverän überstandener Vorrunde das starke Achtelfinalspiel gegen Schweden. Und was für ein Fußballkrimi gegen Argentinien im Viertelfinale. Wir fiebern mit, feuern die deutsche Mannschaft an und zittern bei jedem geschossenen Elfmeter! YEAAAAHHHH!!!! Geschafft!!!! Wir sind im Halbfinale. Die Stimmung im Bananas wird von Spiel zu Spiel besser! Das Publikum ist hier international gemischt: Engländer, Franzosen, Italiener, Amerikaner, Deutsche und Einheimische! Und (fast) alle sind überzeugt, dass ihr Team das beste ist und die Weltmeisterschaft gewinnt, mit Ausnahme der Amerikaner und der Trini-Fans, deren Teams nicht mehr dabei sind. Mit unserer großen Schwarz-Rot-Goldenen Fahne bejubeln wir den Sieg über die Gauchos, laufen durch die Straßen und drehen eine Ehrenrunde mit dem Dinghi durch das Ankerfeld. Auch wenn es nur wenige Segler hier in Prickly Bay interessiert, egal, wir machen unsere eigene WM-Stimmung hier in der Bucht und freuen uns schon auf ein spannendes Halbfinalmatch gegen Italien.

Trotz unserer Fußballmanie (v.a. Evi) haben wir es tatsächlich einmal geschafft zusammen mit ein paar anderen Seglerfamilien (SY Orion, SY Clarabella) einen Ausflug ins Hinterland von Grenada zu machen. 5 Erwachsene und 6 Kinder, eine lustige, bunte und vor allem internationale Truppe aus Deutschland, Holland und England! Mit dem Taxi lassen wir uns zu den Concord Wasserfällen fahren, von wo aus wir dann eine Wanderung zum oberen Fall unternehmen. Der kleine Trampelpfad schlängelt sich durch üppig grüne, tropische Landschaft, kreuzt mehrmals einen kleinen Fluss, steigt langsam immer mehr an und endet schließlich in einer nicht gerade leichten Kletterpartie entlang des Flussbettes über Felsen und umgefallene Baumstämme. Gerade das letzte Stück des Weges wurde durch die Hurrikane der vergangenen Jahre ziemlich verwüstet. Wir sind heilfroh, als wir auf halber Strecke einem Einheimischen begegnen, der sich uns als Guide anbietet und uns den Weg hinauf zum Wasserfall weist. Ohne ihn hätten wir es mit den Kindern sicher nicht geschafft und wären vorzeitig umgedreht. Lena und Rebecca (2 ½ Jahre) hatten dabei den schönsten Platz. Sie wurden auf Mama's bzw Papa's Rücken hinauf getragen. Oben angelangt wurden wir alle mit einem erfrischenden Bad im kühlen Nass belohnt. Doch allzu lange wollten wir uns hier nicht aufhalten, mit einem Auge beobachteten wir die schwarzen Regenwolken, die langsam über uns zogen. Nicht auszudenken, wenn uns auf dem Weg hinunter ein tropischer Regenguss erwischt. Der eh schon glitschige Pfad würde sich innerhalb von Minuten in eine gefährliche Rutschbahn verwandeln. Doch wir hatten Glück, trockenen Fußes kamen wir wieder zurück zum Ausgangspunkt. Keine 2 Minuten später fängt es auch schon an zu schütten was das Zeug hält. Das war wieder mal just in time!!! Wir warten den großen Regen unter dem Dach eines Verkaufsstandes ab und wandern dann gemütlich das letzte Stück Teerstraße hinunter bis zur Hauptstraße, von wo aus wir mit dem Bus zurück nach St. George fahren. Es war ein wirklich schöner Ausflug und eine tolle und abenteuerliche 3 stündige Wanderung in herrlichster tropischer Umgebung, wo wir außerdem von unserem einheimischen Führer viele Dinge über die Muskatnuss und die Vegetation Grenada's erfahren haben. Gemeinsam lassen wir den Tag im Yachtclub von St. George ausklingen, wo Evi sich vor den Fernseher verkrümelt, während die Kids fröhlich und ausgelassen herum toben dürfen.

Als wir dann abends zurück zu unserem Dinghisteg in der Prickly Bay kommen, sehen wir das Malheur: unser Dinghi ist im Steg eingeklemmt! Als wir in der Früh unser Schlauchboot hier festgemacht hatten, war Niedrigwasser. Während das Wasser anstieg, hat sich das Boot unter den Steg geschoben und wurde von herunter stehenden Brettern so eingekeilt, das es sich weder nach vorne noch nach hinten bewegen lies. Ohne den Steg gewalttätig zu zerstören, lies sich also das Dinghi nicht mehr befreien. Die gewaltfreie Alternative war auf Niedrigwasser zu warten. Also warteten wir, und warteten und warteten ....ein Essen lang, dann noch ein paar Drinks, aber die Situation schien sich nur kaum zu verbessern. Unser „Nachbar“ von der „Dreamcatcher“, der gerade zufällig ebenfalls im Restaurant beim Bierchen trinken saß, erbarmte sich unser und brachte die inzwischen todmüde Lena und Evi zurück auf die „Mimpi Manis“. Stephan harrte noch ein paar Stunden aus, trank ein paar Bierchen mehr und kurz vor Mitternacht bekommt er schließlich unser Dinghi frei: ein wenig Luft raus lassen, Wasser rein lassen, schräg stellen und dann mit viel ziehen und zerren das Boot aus der Zwickmühle befreien. Das sollte uns eine Lehre sein: niemals mehr ohne Dinghianker festmachen....

Schade, kurz nachdem wir sie kennengelernt haben fahren die „Orions“ auch schon wieder weiter. Pieter und Arjanne mit ihren Kindern Hedwig (4) und Leendert (7) brechen ein paar Tage später auf nach Venezuela. Auch Monica und Gerard mit ihren 3 Kindern von der „SY Clarabella“, die wir in den letzten Wochen immer häufiger getroffen haben und die Lena inzwischen sehr in ihr Herz geschlossen hat, werden uns in ein paar Tagen verlassen. Sie machen sich auf den Weg nach Trinidad. Ob sich unsere Wege nochmals kreuzen? Wir hoffen es! Wer weiß? Wir stellen immer wieder fest: die Welt ist klein!!!!

Auch wir machen uns Gedanken wo wir „übersommern“ sollen. Trinidad, Tobago, Venezuela oder doch etwa Grenada? Den optimalen Ort scheint es nicht zu geben. Seit 2004 gilt Grenada nicht mehr als Hurrikansicher. Trinidad und Tobago liegen zwar offiziell außerhalb des Hurrikanbelts, haben aber -falls doch ein Tropischer Sturm über die Inseln zieht- keine sicheren Ankerplätze. Und Venezuela? Hier droht weniger die Hurrikangefahr, als vielmehr die Gefahr überfallen und ausgeraubt zu werden. Kriminalität gegenüber Yachten hat in den vergangenen Jahren dort angeblich deutlich zugenommen, vor allem bewaffnete Raubüberfälle. Andererseits, auch die Grenadinen gelten nicht unbedingt als sicher, was der Einbruch auf der „La Gitana“ bei Petit St. Vincent mehr als deutlich beweist. Doch das ist nur ein Beispiel von vielen. Trotz aller Warnungen und Horrorgeschichten machen wir wieder mal ausschließlich positive Erfahrungen mit der Bevölkerung hier: am Busbahnhof von Grenadas Hauptstadt St. George's verlieren wir unsere Digitalkamera....Und? Sie wird uns nachgetragen!!!! Im einem Bus von St.Georges nach Prickly Bay vergessen wir Lena's eben gekaufte Plastik-Wasserschlange.... Und? Am nächsten Tag bringt der Busfahrer die Schlange vorbei und gibt sie bei der Wachmanschaft der Marina ab!! Als wir ein paar Tage später dort vorbei gehen läuft uns prompt eine Security-Dame entgegen und fragt uns, ob uns die Plastikschlange gehört!! Es ist wirklich unglaublich. Damit hätten wir beim besten Willen nicht gerechnet! Wir werden hier nicht ausgeraubt, im Gegenteil, uns wird sogar noch alles nachgetragen.

Ansonsten gibt es von hier nicht viel zu berichten: unser Anker gräbt sich immer tiefer und fester in die Prickly Bay ein, in den spielfreien Stunden arbeiten wir tröpfchenweise an unserer to-do-Liste, bringen die Segel zum Segelmacher zum Reparieren, um für die nächste Saison gerüstet zu sein, basteln mit Hilfe einer aufgespannten Plane eine Regenwasserauffanganlage (Projekt ist noch verbesserungswürdig!), was bei diesen Regenmengen wirklich lohnt, und fangen langsam an, uns hier immer heimischer zu fühlen. Spätestens wenn wir der Meinung sind, dass es hier in der Prickly Bay nicht schwellt, sind wir zu lange hier und sollten langsam daran denken weiter zuziehen. Doch das kann noch einige Zeit dauern. Sicher nicht, bevor wir nicht unsere neue Funkanlage in Händen halten und aufgebaut haben. Das Paket aus den USA mit den Seekarten für den pazifischen Raum ist inzwischen angekommen. Innerhalb weniger Tage, völlig problemlos und easy einfach bei FedEx abgeholt (vielen Dank hier an dieser Stelle an Uschi vom TO-Stützpunkt Grenada für die prompte Hilfe und die Beantwortung aller unserer Mails!). Die Zollformalitäten wurden bereits vorab von FedEx abgewickelt. Bleibt zu hoffen, dass uns das Paket aus Deutschland über DHL ebenso schnell und einfach erreicht.....