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Oktober:
Seit gut einer Woche sind wir nun auf der Isla Margarita
(Venezuela), haben bereits unser Schiff mit neuen Vorräten
vollgeladen, ausgiebige Einkaufstouren gemacht, den Dieseltank bis
zum Rande gefüllt, einige Instandhaltungsmaßnahmen
durchgeführt, für unsere Mimpi Manis Cockpitpolster und
ein schönes, neues Sonnenverdeck bei einem Segelmacher in
Auftrag gegeben und sind nun abfahrbereit. Inzwischen haben wir
uns auch entschieden, wohin die Reise gehen soll: zu den weiter
nördlich bzw. östlich liegenden venezuelanischen Inseln
Blanquilla und Tortuga, von denen uns bereits viele andere Segler
vorgeschwärmt haben. Doch am Tag vor unserer geplanten
Abfahrt gibt plötzlich unser 5PS Außenbordmotor den
Geist auf und lässt sich durch nichts und niemanden dazu
überreden, wieder anzuspringen. Stundenlang bastelt Stephan
an ihm herum, zieht wie ein Verrückter am Seilzug, flucht und
schimpft, aber es hilft alles nichts. Unser treuer Begleiter will
nicht mehr. Immer wieder mal machte unser Außenborder in den
letzten Wochen und Monaten Probleme, ein gebrochener Scherstift,
ein verrosteter Ganghebel, ein abgebrochener Gasgriff, ein
verklemmter Gasseilzug, ein abgefallener Stopknopf und von Zeit zu
Zeit ließ er sich beim Anspringen schon sehr bitten.
Immerhin, er hat ja auch schon 14 Jahre auf dem Buckel (wir haben
ihn gebraucht gekauft) und zeigt nun mehr und mehr seine
Altersschwächen. Doch die haben wir immer wieder in den Griff
bekommen. Nun aber scheint er seinen Geist aufgegeben zu haben.
Aus, Ende, vorbei!!! Jetzt heißt es für uns, so schnell
wie möglich einen Ersatz zu finden, denn ohne Motor wollen
wir nicht in die venezuelanische Inselwelt aufbrechen. Stephan
liebäugelt schon lange mit einem neuen 10 PS Motor, der unser
Dinghi zum Gleiten bringt, doch es gibt hier in Venezuela keine
neuen 10 PS Motoren, sondern lediglich 8 PS oder 15 PS und beide
nicht unbedingt zu Schnäppchenpreisen. Alternative wäre,
einen gebrauchten Außenborder zu kaufen. Wir hören uns
um, und erfahren, dass das Schweizer Ehepaar von der „Zangano“,
das wir bereits von Agadir kennen, und das seit ein paar Tagen
ebenfalls hier in Porlamar vor Anker liegt, ihren 9,9 PS Motor
verkauft. Der ist zwar schon 17 Jahre alt – also 3 Jahre
älter als unser gutes Stück- aber noch bestens in Schuss
und für 300 US$ fast geschenkt. Nach einer Probefahrt ist der
Deal perfekt. Stephan ist glücklich, als er mit unserem
Dinghi nun endlich über das Wasser gleiten kann! Wir
verstauen unseren alten Motor zunächst auf dem Deck,
vielleicht ergibt sich ja in den nächsten Wochen eine
Gelegenheit, ihn loszuwerden. Mal schaun......Unserer Abfahrt in
Richtung Blanquilla aber steht nun nichts mehr im Wege!
Gleich
am nächsten Morgen in aller Frühe brechen wir auf, um
zunächst an die Nordküste von Margarita zu fahren. Unser
Ziel ist Juan Griegos, 27 Seemeilen von Porlamar entfernt. Die
ersten Stunden müssen wir entlang der Ostküste der Insel
motoren. Erst ab dem Nordosteck kommt Wind auf, wir setzen Segel
und fahren die letzten Seemeilen bis Juan Griegos mit halben Wind
gemütlich dahin. Gegen frühen Nachmittag erreichen wir
die Ankerbucht. Nur 5 Boote liegen hier vor Anker, richtig
idyllisch im Vergleich zu Porlamar mit über 90 Booten. Doch
das Wasser hier ist extrem dreckig, keinen halben Meter Sicht.
Niemand von uns 3en hat so recht Lust zu Baden, und so entscheiden
wir uns für einen Landgang, um das nette, kleine Städtchen
zu erkunden: eine hübsche Kirche, viele
Einkaufsmöglichkeiten, Internetcafés, eine schöne
Uferpromenade, und gemeingefährliche Gullis! Jawohl! Oder
muss man damit rechnen, dass, wenn man auf einen Gullideckel
tritt, mitsamt des Deckels einbricht? (hier in Südamerika
wahrscheinlich schon). Das genau ist nämlich Evi passiert,
als sie über einen vermeintlich sicher aussehenden Gulli
spaziert ist. Plumps, weg war sie, zusammen mit dem Deckel ins
Loch gekracht!! Gottlob war das Loch nicht besonders tief, aber
für eine klaffende, blutige und schmerzhafte Schürfwunde
am Schienbein hat es allemal gereicht. Für heute war also
somit der Spaziergang beendet und wir gehen/humpeln zurück zu
unserem Dinghi am Strand. Hier gleich der zweite Schreck. Unser
schönes Dinghi ist innen und außen über und über
mit Sand vollgeschmiert. Eine große Ladung Sand im Boot und
auf der Sitzbank, eine schöne Sauerei! Da hört der Spaß
wirklich auf. Noch dazu, da 2 Tage später das selbe nochmal
passiert ist! Entweder ein dummer Jungenstreich, oder es passt
jemanden unser Dinghi-Abstellplatz nicht. Aber eigentlich kann man
ja auch mit uns reden, oder? Da der Strand fast menschenleer war,
hatten wir nicht den Eindruck, jemanden mit unserem Boot zu
stören. Ziemlich genervt und verärgert fahren wir zurück
zur Mimpi Manis. Schade, dass durch so eine blöde Aktion der
gute Eindruck einer Stadt einen Knacks bekommt! Zum ersten Mal
haben wir das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Wir wollen so
schnell wie möglich weiter.
Für
den nächsten Tag planen wir unsere Weiterfahrt nach
Blanquilla. Da es 60 Seemeilen sind, die bei einer
durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5 Knoten ca. 12 Stunden in
Anspruch nehmen und als Tagesfahrt kaum zu schaffen sind, wollen
wir über Nacht segeln. Doch kurz vor Abfahrt stellen wir
erschrocken fest, dass 2 Nieten am Trecker ausgebrochen sind. Da
wir weder Nieten, noch eine entsprechend große Nietzange
besitzen, verschieben wir den Abfahrtstermin um 24 Stunden, um am
nächsten Morgen in den Eisenwarengeschäften der Stadt
das nötige Material zu besorgen, und den Schaden zu beheben.
Wir wollen auf keinen Fall riskieren, mit einem angeschlagenen
Vorsegel in Richtung einsame Inseln zu segeln. Wer weiß, wie
lange das ganze noch hält. Nur eines ist sicher: Ersatzteile
bekommen wir auf Blanquilla mit Sicherheit nicht!!! Am nächsten
Morgen machen wir uns also auf Besorgungstour durch Juan Griegos,
wir klappern alle „Ferreterias“ ab, doch ohne Erfolg.
Weder 6,3 mm Edelstahlnieten, noch eine dazu passende Nietzange
können wir auftreiben. Wir müssen das Problem also
anderweitig lösen, zumindest bis zu unserer Rückkehr
nach Porlamar in ca. 3 Wochen. Also werden die noch festsitzenden
Nietenreste aufgebohrt und mit 4,8mm Nieten vernietet. Die halten
natürlich nicht so viel aus wie ihre großen Vorgänger,
aber so als Provisorium wird es schon gehen.
Nachdem
wir auch dieses Problem zumindest übergangsweise in den Griff
bekommen haben, steht nun unser Abfahrt am Abend nichts mehr im
Wege. Alles wird verstaut, das Dinghi aufs Vordeck gebunden und
kurz vor Sonnenuntergang lichten wir den Anker und verlassen Juan
Griegos. Seit ein paar Tagen weht ein kräftiger Wind, der
zwar in der Nacht ein wenig schwächer wird, jedoch immer noch
schönstes Segelvergnügen für heute Nacht
verspricht. Und tatsächlich, sobald wir die Landabschattung
von Isla Margarita verlassen, geht die Rauschefahrt los: 5 bft von
der Seite, halber Wind, Kurs 320 °. Die ganze Nacht über
fliegen wir dahin mit einem Schnitt von 7 Knoten Fahrt, statt der
prognostizierten 12 Stunden erreichen wir bereits nach sage und
schreibe 9 Stunden Fahrt die Ankerbucht Playa Yaque auf
Blanquilla. Einziges Problem dabei, es ist erst 3.30 Uhr morgens,
und noch dunkle Nacht. Mit Hilfe von GPS und etwas Mondlicht
tasten wir uns langsam in das Ankerfeld hinein, wo noch 6 weitere
Boote liegen, und werfen unseren Anker. Schon der erste Versuch
passt dieses Mal, und ein wenig müde schlüpfen wir beide
in unsere Koje und hoffen darauf, dass Lenchen ausnahmsweise heute
mal ein wenig länger schläft.
Erst am
nächsten Morgen können wir diesen traumhaften Ankerplatz
bei Tageslicht bewundern: ein langer, einsamer, weißer
Sandstrand lädt zum Spazieren gehen ein, weit und breit kein
Anzeichen von Zivilisation zu sehen, neben ein paar Segelbooten
und einem Fischerboot scheinen wir hier ganz alleine zu sein. Es
existiert zwar ein kleines Fischerdorf, doch das liegt ca. 4 sm
entfernt an der Südseite der Insel. Dafür gibt es hier
jede Menge Pelikane („Belaban“, wie Lenchen zu sagen
pflegt), Tölpel und andere Seevögel, die sich
scharenweise wie im Sturzflug senkrecht und pfeilschnell nach
unten ins Wasser stürzen, um Fisch zu fangen. Ein Bild, das
man stundenlange beobachten könnte, ohne sich zu langweilen.
Leider
bläst auch noch die folgenden 2 Tage ein kräftiger
Südostwind mit bis zu 35 Knoten, unser Windgenerator und
unsere Batterien freuen sich, doch für unseren Geschmack ist
der Wind etwas zu heftig, denn in dem aufgewühlten Wasser und
dem starken Schwell ist Schnorcheln und Baden nicht gerade ein
Vergnügen. Doch es gibt genügend zu tun: Evi bäckt
jeden 3. Tag Brot, und bringt das Boot innen mal wieder so richtig
auf Vordermann, Stephan installiert einen neuen Ventilator im
Salon (der uns hoffentlich ein wenig Abkühlung bringen wird),
tauscht den defekten Schwimmschalter der Motorraumlenzpumpe aus,
und bastelt eine Vorrichtung für unseren 2. Buganker
(Danforth), der seit Beginn unserer Reise unangetastet im
Segelstauraum vor sich hin staubt, und nun endlich einen neuen
Platz am Schiffsbug bekommen soll. Vielleicht kommt er ja dann
öfter mal zum Einsatz, denn vor allem bei hartem Sand und
Gras ist der Danforth Anker wesentlich besser geeignet als unser
bisher verwendeter CQR Anker. Und Lena? Sie hilft wie immer
überall fleißig mit und freut sich, wenn Papa seinen
Werkzeugkoffer auspackt und sie darin ein wenig stöbern darf.
Abends
kommen Maren und Uwe von der Heavy Metal auf ein paar Gläschen
Wein vorbei, einem deutschen Segelboot aus Hamburg, dem wir zum
ersten Mal in Grenada und danach auf der Isla Margarita begegnet
sind. Wir verbringen einen wirklich schönen Abend zusammen
mit den beiden, es wird viel erzählt und aus ein paar
Gläschen werden schnell ein paar Fläschchen Wein.
Endlich
lässt auch der Wind ein wenig nach und wir können nun
die Schönheit Blanquillas erst so richtig genießen:
türkisblaues, glasklares Wasser, wunderschöne
Schnorchelplätze direkt vom Boot aus, ein Traum für jede
Wasserratte! Wir gehen lange am Strand spazieren, sammeln Muscheln
und Korallen und bauen Sandburgen. Mit dem Dinghi unternehmen wir
einen Ausflug in die nördlich gelegene Americano Bay, einer
herrlichen kleinen Bucht mit traumhaften weißen Strand,
Wasser in verschiedensten Blautönen, schönen
Schnorchelmöglichkeiten, ein paar kleinen schattigen Höhlen,
und einer spektakulären, durch Erosion geschaffenen,
natürlichen Felsbrücke. Wir haben unsere Picknicktasche
dabei, sitzen unterm Sonnenschirm und genießen dieses
wunderbare Fleckchen Erde, das wir im Moment ganz für uns
alleine haben. Einzig und allein die Quallen im Wasser, die zwar
nicht brennen, jedoch irgendwie unangenehm sind, trüben das
Bild unseres kleinen Paradieses ein bisserl.
Eine
Woche verbringen wir auf Blanquilla, bevor wir schweren Herzens
aufbrechen zur nächsten fast unbewohnten Insel 65 Seemeilen
südwestlich von hier: Tortuga, die Schildkröteninsel
(tortuga = span.; Schildkröte). Auch diese Fahrt wollen wir
wieder über Nacht machen. Für die Nacht sind max. 5-10
Knoten Wind prognostiziert, so dass wir damit rechnen, die gesamte
Strecke über zu motoren. Gesagt, getan. Um 18 Uhr gehen wir
unter Motor Anker auf und erst 11 ½ Stunden später
können wir den Diesel wieder abschalten. Doch bei den
niedrigen Spritpreisen hier und der ruhigen See gibt es schlimmere
Strafen. Im Gegenteil, wir nutzen wieder einmal die Gelegenheit,
werfen den Wassermacher an und lassen unseren Wassertank bis
obenhin füllen. Eine ruhige Nacht liegt vor uns, mit 5 Knoten
fahren wir dahin, ab und zu kreuzt ein Schiff unseren Weg, alle 3
Stunden Wachwechsel, viel Zeit zum Lesen, ansonsten keine
besonderen Vorkommnisse. Am nächsten Morgen gegen 5.30 Uhr
kommen wir am Playa Caldera auf Tortuga an. Da der Morgen bereits
graut, haben wir genügend Licht, um sicher in das übervolle
Ankerfeld zu fahren. Es ist Sonntag früh, und die Bucht ist
vollgestopft mit riesigen Motorjachten aus Carracas, deren
wohlhabende Besitzer ihr Wochenende hier verbringen. Nach der
Einsamkeit auf Blanquilla ein schrecklicher Anblick für
unsere Augen!!! Das ist wohl eine der Grundregel, die man beachten
sollte: fahre niemals an einem Wochenende nach Tortuga!!! Doch
gottlob lichtet sich schon bald das Ankerfeld. Eine Yacht nach der
anderen verlässt im Laufe des Vormittags die Bucht, so dass
gegen Mittag nur noch einige Segelboote und ein paar Fischerboote
zurückbleiben. Für den Rest der Woche hat man dann
wieder einen schönen, ruhigen Ankerplatz.
Tortuga
ist -wie Blanquilla auch- eine ziemlich flache Insel, die außer
weißen Stränden, traumhaften Wasser und vielen
Schnorchelmöglichkeiten nicht viel zu bieten hat. Ein paar
Fischerhütten stehen hier (Playa Caldera) am Strand, gleich
dahinter ist eine kleine Flugpiste, die am Wochenende Besucher vom
Festland mit kleinen Jets hierher bringt, außerdem ein paar
Hütten der Küstenwache und ein kleines, nettes, uriges
Hotel mit ca. 6 Zimmern. Unsere Tagesbeschäftigung besteht
wieder mal aus Strandspaziergängen, Faulenzen und Plantschen
im Wasser.
Die
offizielle Tauschwährung scheint hier auf der Insel Fisch zu
sein, zumindest könnte man den Eindruck gewinnen: als uns
zwei Fischer um ein paar Schlauchschellen bitten, und wir sie
ihnen natürlich schenken, bedanken sie sich mit 2 riesigen
Red Snappern, jeder so ca. 50 cm lang und 2 kg schwer! Wir waren
völlig baff und ein wenig verlegen, denn eine Schlauchschelle
kostet ca. 0,10 Euro. Ein paar Tage später beschließen
wir unseren alten Außenborder einem Fischer hier zu
schenken. Auch erneute Versuche, die Kiste wieder zum Laufen zu
bringen schlagen fehl, außerdem haben wir keine große
Lust mehr uns damit herum zu ärgern und besonders viel wäre
bei einem Verkauf sowieso nicht mehr herausgesprungen. Wir winken
also einen Fischer mit seinem Boot heran und fragen ihn, ob er
Interesse an unserem Motor habe. Völlig begeistert stimmt er
natürlich zu, er scheint sich riesig zu freuen und er
verspricht uns für den nächsten Tag Fisch zu bringen.
Gesagt, getan. Am darauf folgenden Nachmittag kommt er mit seinem
Boot vorbei, und schenkt uns 4 Langusten!!!! Wow, so eine leckere
Spezialität haben wir nicht erwartet. Wir stecken die noch
lebenden Langusten zunächst in einen Eimer mit Salzwasser,
und schon am Abend landen die 4 in einem großen Topf mit
sprudelndem Wasser. Ein echter Gaumenschmauß. Hmmmmmm.... Es
war definitiv eine gute Entscheidung unseren alten Motor in den
nächsten Wochen und Monaten nicht wie saures Bier über
das morgendliche Cruisernetz anzubieten, sondern ihn hier zu
verschenken. Einen besseren Tausch hätten wir kaum machen
können.
Nach 2
Tagen Playa Caldera brechen wir auf, um noch eine weitere
Ankerbucht hier auf Tortuga kennenzulernen. Cayo Herradura, ein
kleines vorgelagertes Inselchen, ebenfalls an der Nordküste
von Tortuga gelegen, liegt nur ca. 10 Seemeilen westlich. Da wir
kaum Wind haben, motoren wir das kurze Stück. Auf dem Weg
dorthin fällt plötzlich der Motor aus. Um uns herum
toben Gewitter, wir sind nur wenige hundert Meter von der Küste
entfernt und die Wassertiefe unter uns beträgt nur noch 10
Meter. Unwillkürlich kommt uns unser Erlebnis in Griechenland
in den Sinn, wo wir bei auflandigem Wind und streikendem Motor
immer näher an die Küste getrieben wurden und wirklich
in der letzten Sekunde noch den Motor zum Laufen bringen konnten.
So etwas wollen wir beim besten Willen nicht mehr erleben. Stephan
wechselt in aller Eile den Dieselfilter, in dem sich -wie wir
feststellen mussten- irgendwelcher Schlontz abgelagert hatte. Doch
der Filterwechsel bringt nicht den gewünschten Erfolg. Der
Motor stottert vor sich hin und stirbt schon nach wenigen Sekunden
wieder ab. Erst nach Reinigung der Leitung springt er wieder an
und bringt uns ohne weitere Probleme nach Cayo Herradura. Wieder
einmal eine Ankerbucht zum Träumen: weißer Sandstrand
und türkisblaues Wasser. Einfach herrlich. Wir vertreiben uns
die Zeit mit ausgiebigen Strandspaziergängen und Baden und
genießen die unbeschreiblich schöne Farbpracht des
Wassers. Auch hier gibt es keine Infrastruktur, aber das macht uns
nichts aus. Viel störender empfinden wir den Schwell, der in
die Bucht aufgrund des hier extrem seltenen Nordwestwindes, hinein
steht. Doch mit Hilfe eines Heckankers beenden wir das nervige
Geschaukle. Jetzt müssen wir nur noch den Moskitos und
Gnitzen Herr werden, die vor allem bei Einbruch der Dunkelheit
unser Boot stürmen. Seit Tagen haben wir kaum Wind, was
beinahe einer Einladung für alle Stechmücken, uns zu
besuchen, gleichkommt. Auch die Moskitocoils bringen nur wenig
Erleichterung. Zum Glück haben wir wenigstens Ventilatoren an
Bord, die für ein bisschen Abkühlung sorgen.
Jeden
Morgen kurz vor 9 Uhr lauschen wir der Funkrunde auf der
Kurzwellenfrequenz 8140, wo sich deutschsprachige Segler zum
Plausch und Erfahrungsaustausch treffen. Endlich schaffen wir es
auch, über Funk Kontakt mit den Seezigeunern aufzunehmen, die
seit gut 2 Wochen in Puerto la Cruz in der Marina liegen. Seit
Monaten haben wir Volker und Michaela nicht mehr gesehen, vor
allem in letzter Zeit haben wir uns oft nur um ein paar Tage
verfehlt. Wenn wir die beiden noch ein letztes Mal treffen wollen,
so müssen wir nach Puerto la Cruz, denn von hier aus beginnen
sie schon bald ihre Weiterfahrt nach Westen in Richtung Panama und
Pazifik, während wir die nächste Saison nochmals den
Antillenbogen nordwärts bis zu den BVIs fahren wollen.
Spontan entschließen wir uns dazu, für ein paar Tage
einen Abstecher nach Puerto la Cruz zu machen, bevor wir unsere
Rückfahrt nach Margarita starten. Da unsere Frischvorräte
gegen 0 tendieren (nur noch 1 Zwiebel und 1 Limone liegen in
unserem Kühlschrank), und wir auf keinen Fall ein Wochenende
hier auf Tortuga verbringen wollen, steht einer Fahrt ans
venezuelanische Festland nichts im Wege. Wir vereinbaren über
Funk mit Michaela und Volker ein Treffen in der Marina PMO für
Freitag morgen und lassen uns von den Beiden gleich einen
Liegeplatz in der selben Marina reservieren.
65
Seemeilen sind zu überbrücken, und wie so oft in letzter
Zeit wollen wir auch dieses Mal eine Nachtfahrt einlegen. Wider
Erwarten weht uns die halbe Nacht ein 3er NE – ENE Wind um
die Nase, so dass wir anstatt zu motoren die Segel setzen können
und mit einem gemütlichen Am-Wind-Kurs die „Mimpi
Manis“ Richtung Südosten steuern. Erst gegen 2 Uhr
morgens bricht der Wind zusammen und wir starten den Motor. Um
6.30 Uhr früh kommen wir in Puerto la Cruz an. Das erste Mal
seit über einem ¾ Jahr, dass wir wieder in einer
Marina anlegen. Schon kurze Zeit später kommen Michaela und
Volker vorbei und die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten ist
groß. Es gibt jede Menge zu erzählen, und die
anstehende Arbeit auf der „La Gitana“ muss erst mal
warten.
Die
kommenden 4 Tage verbringen wir viel mit den Seezigeunern,
plantschen im Swimmingpool der Bahia Redonda Marina und erkunden
die Kanäle der Lagune „El Morro“ mit dem Dinghi
bis zum Plaza Mayor, einem neuen und wirklich wunderschönen
Einkaufszentrum von Puerto la Cruz. Wenn man durch die
Wasserstraßen fährt, kommt man sich vor wie in
Klein-Venedig: viele verwinkelte Kanäle, niedrige Brückchen
und wunderschöne, bunte Häuser mit eigenem Bootsanleger
vor der Haustüre. Ohne Zweifel, hier wohnt die Oberschicht
Venezuelas. Trotz der traumhaften Lage der Häuser sind sie
vergleichsweise für einen Spottpreis zu erwerben: nur 140.000
US $ für 100 qm. Fast geschenkt, wenn man die
Grundstückspreise in Deutschland dagegen setzt. Doch so schön
es hier auch ist, es ist uns definitiv zu heiß und auch die
schlechte Sicherheitslage schreckt uns gewaltig ab. Noch vor ein
paar Monaten wurde das Besitzerehepaar der Marina Bahia Redonda
kurz vor der Einfahrt in die Marina erschossen, und es wird einem
streng abgeraten, die Marina per Pedes zu verlassen. Eine absolute
NO-GO-Area! Einzige Fortbewegungsmöglichkeit also per Dinghi
bzw. per Taxi oder Bus.
Wir
verbringen einen ganzen Tag zusammen mit Volker und Michaela im
Einkaufsparadies am Plaza Mayor, gehen gemeinsam Essen, und
shoppen, was das Zeug hält. Vor allem Evi wird mit neuen
Klamotten eingedeckt, und mit Hilfe der fachmännischen
Kommentare von Michaela, Volker, Stephan und Lena macht das
Einkaufen gleich noch viel mehr Spaß. Ein wunderschöner
Tag und ein Einkaufserlebnis besonderer Art für alle!
Abends
sitzen wir fast täglich bei ein paar Flaschen Wein zusammen,
ratschen, kramen Erinnerungen hervor, tauschen Erfahrungen aus,
und erzählen von unseren Plänen. Nach anfänglicher
Scheu hat auch Lena die beiden in ihr kleines Herz geschlossen und
ist vor allem völlig fasziniert von Volker. Der Abschied von
den Seezigeunern fällt uns allen 3en schwer. Wann werden wir
die beiden wiedersehen? Wohl nicht mehr so schnell, soviel steht
fest. Und gerade deshalb sind wir froh, sie noch einmal vor ihrer
Weiterfahrt in den Pazifik getroffen zu haben. Den Abstecher
hierher haben wir auf keinen Fall bereut. Es war ein schöner
Abschied, auch wenn er -wie jeder Abschied von lieben Freunden-
ein bisserl weh tut....
It´s
time to say goodbye.... nach 4 wunderschönen Tagen verlassen
wir Puerto la Cruz und winken Michaela und Volker zu. Bevor wir
nach Margarita zurück segeln, wollen wir noch 1 Tag im
Nationalpark Mochima an der Festlandsküste verbringen. Die
gesamte Küste von Puerto la Cruz Richtung Osten bis Cumaná
ist herrlichstes Segelrevier. Viele schöne Ankerplätze,
traumhafte Landschaften und geschützte Buchten. Nur leider
spielt das Thema Kriminalität und Piraterie hier eine große
Rolle. Immer wieder ist es in den vergangenen Wochen, Monaten und
Jahren zu bewaffneten Raubüberfällen gekommen. Kaum ein
Segelboot wagt den Weg hierher alleine, sondern schließt
sich mit mindestens einem anderen Boot im Konvoi zusammen. Vor
allem wird abgeraten, die Nacht alleine auf einem Ankerplatz zu
verbringen. Aufgrund all dieser Erzählungen und
Horrormeldungen sind auch wir extrem auf der Hut und halten Augen
und Ohren offen. Umso skeptischer sind wir, als plötzlich ein
Fischerboot seinen Kurs um 180 ° ändert und uns auf
Rammkurs ansteuert. 20 Meter vor uns nimmt es gottlob das Gas weg,
fährt ein kurzes Stück parallel zu uns und dreht dann
wieder um 180 ° auf seinen alten Kurs ab. Was soll man von so
einer Aktion halten? Wir haben keine Ahnung, sind aber froh, dass
es bei diesem harmlosen Zwischenfall geblieben ist.
Es sind
nur sehr wenige Segelboote unterwegs, weit weniger als erwartet
(dafür jede Menge Delfine, die eine ganze Zeit lang unser
Boot begleiten) ! Zum einen geht die Saison langsam dem Ende zu
und viele Boote sind bereits auf dem Absprung Richtung Westen oder
Norden. Zum anderen verirren sich nur wenige Boote aufgrund der
prekären Sicherheitslage hierher. Als wir in die Bucht von
Mochima hineinfahren sind wir froh, endlich ein Boot in einer
kleinen Bucht vor Anker liegen zu sehen. Noch dazu ein bekanntes
kanadisches Boot, die „Chougas“, die wir bereits von
der Prickly Bay/Grenada her gut kennen. Dankbar werfen wir unseren
Anker neben ihrem Boot, froh endlich jemanden für unser
„Nachtlager“ gefunden zu haben. Diese nette kleine
Bucht entpuppt sich jedoch am nächsten Morgen als
schrecklicher Bienenstock!!! Hunderte von Bienen kommen auf unser
Boot und knabbern an den ungewaschenen Windeln, die an der Reling
zum trocknen hängen!!! Hier können wir keinesfalls
bleiben. Der Käpt´n wird nach draußen geschickt,
Anker auf und nichts wie weg.....erst als die Luft wieder rein,
sprich bienenfrei ist, traut sich der Rest der Besatzung an Deck.
Wir fahren weiter in die Bucht hinein, um vor der kleinen
Ortschaft Mochima unseren Anker zu werfen. Wirklich traumhaft
schöne Landschaft erwartet uns hier in dieser fjordähnlich
eingeschnittenen Bucht, wir sind hellauf begeistert! Zu Fuß
erkunden wir das verschlafene Örtchen Mochima, wo es außer
ein paar Posadas (Unterkünfte) und ein paar geschlossenen
Restaurants eigentlich nicht viel zu entdecken gibt. Hier ist der
tote Hund begraben!!! Nicht mal eine Kneipe für ein Bierchen
finden wir hier, zumindest nicht um diese Uhrzeit. Nachdem wir uns
die Füße vertreten haben, geht’s zurück aufs
Boot. Für den Nachmittag haben wir uns eine weitere hübsche
Ankerbucht mit nettem Sandstrand im Norden der Bucht ausgesucht.
Von hier aus wollen wir heute Abend zurück nach Margarita
aufbrechen. Nach einem entspanntem Badenachmittag machen wir unser
Boot wieder einmal startklar für die bevorstehende
Nachtfahrt.
Dieses
Mal haben wir ein wenig Pech mit dem Wind. Statt dem
prognostizierten SE Wind, haben wir 15 Knoten ENE, also Wind
direkt auf die Nase, und anfangs Strom gegenan! Mit gesetztem
Großsegel 12 Stunden gegenan motoren bei einer 3 er See
macht nicht wirklich Spaß, aber es ist vielleicht ein
Vorgeschmack auf das, was uns in einem Monat auf unserer Fahrt von
Venezuela Richtung Martinique erwarten wird.... darauf können
wir uns heute schon „freuen“. In aller Frühe
laufen wir in Porlamar ein, etwas müde und geschafft, aber
nach 3 wöchiger Venezuela - Rundreise wieder heil und
glücklich zurück.
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November:
Zurück in Porlamar (Isla Margarita) machen wir wieder mal
das, was dort alle machen: Einkaufen! Unsere Weinvorräte
werden aufgestockt, unser Kühlschrank wieder einmal bis zum
Rande mit Frischproviant gefüllt und der Dieseltank bis
obenhin mit billigem Treibstoff voll gemacht. So billig wie hier
bekommen wir es nie wieder! So schrecklich Porlamar auch ist, als
Einkaufsparadies ist es unschlagbar. Oh, wie werden wir diese
Vielfalt und das niedrige Preisniveau in den kommenden Monaten auf
den Antilleninseln vermissen......!!! Inzwischen sind auch unser
in Auftrag gegebenes Sonnendach (Toldo) und die Cockpitpolster
fertig! Wir sind begeistert! Super Arbeit für einen
Spottpreis! Es lohnt wahrhaft, hier handwerkliche Tätigkeiten
in Auftrag zu geben. Noch am selben Tag testen wir unsere neuen
Errungenschaften ausgiebig! Da unser neues Toldo nun vom Mast fast
bis zum Geräteträger reicht und auch während der
Mittagsstunden jede Menge Schatten spendet, verlegen wir unsere
Siesta auf das Salondach! Hier ist es zum einen wesentlich
luftiger als im Cockpit, man hat einen besseren Blick auf die
Umgebung und die Sprayhood dient uns als Rückenstütze.
Wir fletzen uns auf unsere neuen Polster, lesen ein Buch und
lassen uns unseren Cocktail schmecken! Einfach herrlich! Wie haben
wir das nur die letzten 1 ½ Jahre ohne Sonnendach und
Polster ausgehalten?? Bisher haben wir uns mit unserem Bimini im
Cockpit ein wenig Schatten gemacht, aber ab Mittag hatten wir
trotz Bimini das halbe Cockpit voller Sonne, so dass wir unsere
Siesta meist im Bootsinneren unterm Ventilator verbracht haben.
Nun sind wir überglücklich und stolz auf unsere
Neuerungen! Und alles im wunderschönen Pinguinschnabelgelb!!!
Auch Lena findet's klasse!
Ein
paar Tage nach unserer Ankunft in Porlamar trudelt auch die
„Morgi“ mit Edgar und Claudia ein. Da unser
vereinbartes Treffen mit den beiden in Puerto la Cruz nicht
geklappt hat, freuen wir uns riesig, sie hier auf Margarita
wiederzusehen. Stolz präsentiert uns Edgar seinen ersten
selbst gefangenen Fisch, den er auf der Fahrt von den Islas
Testigos hierher gefangen hat: einen 75 cm großen Mai Mai!
Genug Fisch für uns alle 5, und so laden wir die beiden auf
die „Mimpi Manis“ zum Abendessen ein. Edgar und
Claudia stiften den Fisch, wir machen Salat und Reis dazu, und
gemeinsam erleben wir einen herrlichen Abend bei leckerem Essen
und gutem Weißwein. Auch die Folgetage verbringen wir viel
mit den beiden, sprechen unsere zukünftige Wegplanung ab und
treffen uns auf ein paar Bierchen in der Happy Hour der Sunsetbar.
Immer mehr kristallisiert es sich heraus, dass wir -zumindest bis
zu den BVI's hoch- einen sehr ähnlichen Zeitplan haben. Erst
danach werden sich unsere Wege definitiv trennen, da die beiden
weiter in Richtung Bahamas aufbrechen, wir jedoch zurück nach
Martinique fahren werden. Wir werden also hoffentlich noch viele
schöne Stunden mit den beiden verbringen dürfen.
Doch
zunächst heißt es für kurze Zeit Abschied nehmen.
Nach 1 Woche Porlamar machen wir uns auf den Weg an die Nordküste
von Margarita, wo wir Besuch erwarten. Maria, eine Freundin von
uns, kommt von einer 1 wöchigen Venezuela Rundreise zurück,
verbringt ein paar Tage in einem Hotel an der Nordküste und
besucht uns anschließend für 9 Tage auf unserem Boot.
Wir freuen uns riesig über ihren Besuch, nach langer Zeit
trauter 3samkeit mal wieder ein bisserl Leben an Bord. Um
möglichst viel Zeit mit ihr zu verbringen, verlegen wir
unsere „Mimpi Manis“ in die Bahia Pedro Gonzales,
einer wirklich wunderschönen, idyllischen kleinen Bucht (nur
leider etwas schwellig), die nur 5 Gehminuten von ihrem Hotel
entfernt liegt. Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten groß,
und es gibt jede Menge zu erzählen! Wir bedanken uns nochmals
herzlichst für ihre Kurierdienste (u.a. eine neue
Wifi-Antenne und unser Autopilot Oskar, der seit Monaten in
Deutschland auf uns wartet) und genießen die viele schönen
und unterhaltsamen Stunden zusammen mit ihr am Hotelpool, bzw. am
Strand. Die Zeit vergeht wie im Fluge, und schon bald steht der
Umzug aufs Boot an. Sobald alles verstaut ist, gehen wir noch am
selben Abend Anker auf. Unser Ziel ist noch einmal Blanquilla,
diese wunderschöne, ursprüngliche Insel nördlich
von Margarita.
Die
11-stündige Nachtfahrt verläuft ruhig, mit
durchschnittlich 5-6 Knoten Geschwindigkeit segeln wir dahin, die
See ist friedlich, und um unsere Nasen blasen 10-15 Knoten Wind
aus Ost. Nachdem Maria in die wichtigsten Dinge eingeweiht ist,
übernimmt sich auch sofort die erste Nachtwache. Gegen 5 Uhr
morgens kommen wir auf Blanquilla an. Den Tag beginnen wir gleich
mit einem leckeren Weißwurstfrühstück. Wir packen
die von Maria mitgebrachten Weißwürste aus, backen
frische Brezn dazu und genießen schon kurz darauf die Grüße
aus der Heimat bei türkis blauem Wasser und Blick auf Strand
und 2 Palmen. HMMMMM.....LECKER!
Die
Tage auf Blanquilla sind wirklich wunderschön. Viel Zeit zum
schwimmen, schnorcheln, lesen, spazieren gehen, ratschen und
relaxen. Die Abende lassen wir bei ein paar Fläschchen
Rotwein gemütlich ausklingen. Als wir von einem Fischerboot
12 kleine Makrelen geschenkt bekommen, beschließen wir,
diese am Abend am Strand zu grillen. Wir sammeln fleißig
Brennholz, bauen uns eine Feuerstelle, schüren das Lagerfeuer
an, und legen die Fische auf den Grill. Dazu Kartoffelsalat,
Gurkensalat und Weißwein. Alles in allem eine wirklich
gelungene und wunderschöne Strandparty unter strahlenden
Sternenhimmel. Herz, was willst du mehr?
Inzwischen
hat Maria das Anglerfieber gepackt. Geduldig sitzt sie mit der
Angel in der Hand auf dem Salondach und pilgt .....und ihre
Ausdauer wird nach gut 1 Stunde prompt belohnt. Eine ca. 15 cm
große Meerbarbe beißt schließlich an. Freude auf
allen Seiten. Stolz und selbst etwas überrascht präsentiert
sie uns ihren Fang. Zusammen mit den Resten des Barbecues vom
Vortag landet das Fischlein am Abend in der Paella! Das Abendessen
für den heutigen Tag ist somit ebenfalls gerettet!
Viel
zu schnell vergehen die Tage hier in dieser herrlich stillen
Bucht. Da wir noch andere Ankerplätze und Inseln besuchen
wollen, müssen wir schön langsam an Aufbruch denken.
Eigentlich wollten wir -mit Zwischenstop in Robledal an der
Westküste Margaritas- auf die Insel Cubagua segeln, die im
Süden von Margarita liegt. Da uns jedoch andere Segler aus
Sicherheitsgründen von Robledal abgeraten hatten,
entschließen wir uns dazu, nonstop von Blanquilla bis
Cubagua zu segeln. Eine gute Entscheidung, wie sich erst im
Nachhinein herausstellt. Denn bei unserer Rückkehr nach
Porlamar erfahren wir, dass es in Robledal vor ein paar Tagen
einen bewaffneten Raubüberfall auf ein isländisches
Segelboot gegeben hat. 3 bewaffnete Männer stürmen in
der Nacht das Boot, fesseln die Besatzung und räumen 3
Stunden lang das Segelboot leer! Alles was nicht niet- und
nagelfest ist, wird mitgenommen!!! (Mehr zu diesem Überfall
unter
http://www.bluewater.de/revierberichte/s-amerika/robledal.htm).
Wir können von Glück reden, dass wir nicht in Robledal
waren. Wer weiß, vielleicht hätte es uns getroffen?
Nach 5
Tagen Blanquilla brechen wir also auf, 75 Seemeilen liegen vor
uns, die wir zum Teil segeln, zum Teil motoren. 15 Stunden Fahrt,
größtenteils über Nacht bei einer
durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5 Knoten und Wind aus Ost.
Eigentlich eine relativ ruhige Fahrt, wenn da nicht um 3 Uhr
morgens ein Tanker nur 50 m voraus direkt vor unserem Bug unseren
Weg kreuzt. Das war knapp!!!! Wie aus dem Nichts scheint dieser
Ozeanriese aufgetaucht zu sein und verschafft Evi, die gerade
Wache hat einen ordentlichen Adrenalinstoß. Aber genauso
schnell verschwindet er auch wieder in der Dunkelheit. Ein über
deutliches Beispiel dafür, wie wichtig es ist, in kurzen
Abständen einen Rundumblick zu machen. Ganz schnell ist da
ein Unglück passiert, und was hilft es, wenn man als
Segelboot im Recht ist und eigentlich Vorfahrt hat. Der Stärkere
gewinnt..... Der Schrecken sitzt Evi noch tief in den Knochen, und
von da ab macht sie brav alle 5-10 Minuten ihren Ausblick!!!
Am
frühen Vormittag erreichen wir die Insel Cubagua. Zu Zeiten
Columbus erlangte die Insel traurige Berühmtheit durch die
Ausbeutung von Perlen. Die Indios wurden versklavt und von den
Weißen gezwungen, nach Perlen zu tauchen. Viele hundert
Eingeborene verloren dabei ihr Leben. Zu Hochzeiten der
Perlenindustrie lieferte Cubagua über 820 Pfund Perlen
jährlich an die Spanier, was einem Reichtum gleich dem des
erbeuteten Inkagoldes entspricht. Heute ist kaum noch etwas vom
damaligen Perlenrausch zu sehen, nur die Überreste einer der
ersten europäischen Ansiedlungen in Amerika (Nueva Cadiz) aus
dieser Zeit können besichtigt werden. Die Insel ist karg, von
Kakteen bewachsen, und nur von ein paar Fischern bewohnt. Eines
der Hauptattraktionen ist wohl die in den 70er Jahren gesunkene
Fähre, die als Schiffswrack unübersehbar in der Bucht
liegt und zum Tauchen und Schnorcheln einlädt. Doch die Lust
am Schnorcheln vergeht uns schnell, als wir beim Baden
Feuerquallen entdecken. Auch der Strand ist nicht unbedingt
einladend und nach Blanquilla eine herbe Enttäuschung. Wir
begnügen uns damit, ein bisschen auf der Insel
herumzuwandern, uns ein wenig mit den einheimischen
Fischerfamilien zu unterhalten und aus unseren überzähligen
T-Shirt- und Kugelschreiberbeständen Carepakete zu
verschenken. Im Gegenzug dafür erfahren wir einiges über
das Leben und die Probleme hier auf der fast isolierten und
verlassenen Insel.
Schon am
nächsten Morgen verlassen wir Cubagua und machen uns auf den
Weg nach Coche, einer weiteren venezuelanischen Insel, die ein
Stück östlich davon liegt. Im krassen Gegensatz zu
Cubagua ist Coche ein wahrer Touristenmagnet. Vor allem am
Wochenende tummeln sich am schönen, langen Sandstrand des
einzigen Hotels der Insel Einheimische, Urlauber und
Tagesausflügler gleichzeitig. Kitesurfer, Jetskifahrer,
Windsurfing und sonstige Wassersportarten, alles ist hier geboten!
Leider ist auch hier die Wasserqualität nicht berauschend und
Feuerquallen schwimmen im Wasser. Die Lust am Baden vergeht uns
hier ebenso schnell wie auf Cubagua! Auch hier fällt die
Entscheidung, am nächsten Morgen weiterzufahren nicht schwer,
zumal unsere Zeit zusammen mit Maria nun langsam dem Ende zu geht,
und wir noch heute im Laufe des Tages Porlamar erreichen müssen.
Bei Sonnenaufgang brechen wir auf. 4 Stunden lang ödes
Gegenanmotoren, um die verbleibenden 16 Seemeilen zurück zur
Isla Margarita hinzulegen. Doch wir nehmen´s mit Fassung,
und Maria scheint auch diese letzten Stunden auf der Mimpi Manis
zu genießen. Zusammen mit Lena, -die beiden sind übrigens
inzwischen schon fast ein Herz und eine Seele- sitzt sie
stundenlang oben im Cockpit neben der Winsch und hält
Ausguck. Und überhaupt, ein dickes Lob an Maria: sie war von
Anfang an die perfekte Mitseglerin! Auf ihre fleißige
Mithilfe beim Schiff klarmachen, bei der Nachtwache, und beim
Cocktail- bzw. Rotwein Vernichten war Verlass. Niemals seekrank
und schon nach dem ersten Tag die nötige Ruhe und
Entspannung, um das Leben an Bord zu genießen!
Als wir
Porlamar erreicht und uns die neuesten Wetterinfos runtergeholt
hatten, steht unser Plan fest: noch heute Nacht, nachdem wir Maria
verabschiedet haben, werden wir in Richtung Martinique bzw.
zunächst einmal Los Testigos aufbrechen. Da wir bereits in 10
Tagen den nächsten Besuch auf Martinique erwarten, und die
Strecke bis dorthin noch lang und beschwerlich sein wird, müssen
wir jedes mögliche Wetterfenster nutzen, um rechtzeitig in
den Antillenbogen zu gelangen. Nur für heute Nacht verspricht
der Wetterfrosch 15 Knoten Ostwind mit leichter Südkomponente,
bevor der Wind ab dem nächsten Morgen auf Ost – Nordost
mit 20 -25 Knoten dreht. Auch wenn wir eigentlich mehr Lust
hätten, die Nacht auszuspannen und zu schlafen, müssen
wir wohl in den sauren Apfel beißen und das kurze
Wetterfenster nutzen, um schon einmal eine kurze Teilstrecke
hinter uns zu bringen. Wer weiß, wie lange sich der
angekündigte NE Wind etabliert? Zunächst einmal heißt
es aber Vorräte aufstocken, denn unser Kühlschrank ist
nach 10 Tagen Inselwelt wieder einmal gähnend leer. Es ist
zwar Sonntag, aber das ist hier in Venezuela kein Problem: Zu
viert fahren wir mit dem Taxi in das Sambil-Shoppingcenter, das
auch sonntags ganztägig geöffnet hat und laden unseren
Einkaufswagen voll mit frischem Obst, Gemüse und Brot.
Der Rest
des Nachmittags vergeht wie im Fluge: alle Einkäufe
verstauen, Rucksack packen (Maria), ein kurzes Mittagsschläfchen
für unser Töchterchen, einen netten Plausch mit Edgar
und Claudia von der Morgi, und schon ist Zeit für den
Aufbruch. Wir wollen noch einen letzten gemeinsamen Abend an Land
verbringen, und unsere schöne Zeit zusammen mit Maria bei
einem leckeren Abendessen ausklingen lassen. Im Restaurant „el
Molino“, einer alten restaurierten Mühle in der Nähe
des Flughafens, die einer seit mehr als 20 Jahren auf Margarita
lebenden Deutschen gehört, essen wir unsere überaus
leckere Henkersmahlzeit: gemischte Fleischpfanne mit Champignons,
Semmelknödel und Salat!!!! HMMMMM! Ein Gaumenschmauß
für unsere inzwischen karibischen Mägen! Wie lange haben
wir schon keine Semmelknödel mehr gegessen???!!!! Es ist ein
netter Abend, und wir sind traurig, dass die Zeit so schnell
vergangen ist. Es war eine wirklich schöne Zeit mit Maria, wo
wir viel Gelegenheit hatten, ausgiebig zu ratschen. Wieder einmal
heißt es Abschied nehmen. Wir hoffen, dass auch Maria die
letzten 2 Wochen mit uns ebenso genossen hat, wie wir mit ihr. Wir
wünschen ihr noch viel Spaß und Freude für ihre
restlichen Tage auf Los Roques, winken ihr zum Abschied noch
einmal zu und fahren dann schweren Herzens mit dem Taxi zurück
zum Boot.
Nachdem
wir Lenchen in ihr Bett gebracht haben, machen wir uns in aller
Eile daran, das Boot startklar für die Weiterfahrt zu machen.
Gegen 9 Uhr abends sind wir dann soweit, Anker auf und los geht’s
in Richtung Los Testigos. Obwohl die Tide für uns günstig
ist, motoren wir die ganze Nacht mit dem Groß als Stützsegel
gegen 1,5 m Welle und durchschnittlich 0,5 - 1 Knoten Gegenstrom.
Das Boot arbeitet sich mühsam jede Welle nach oben und fällt
mit einem lauten Krach hinunter ins Wellental. Jeder Versuch, in
unserer Koje im Vorschiff zu schlafen, scheitert, unsere Beine
spielen bei jeder Schiffsbewegung freier Fall. Nur Lena schläft
gottlob wieder einmal tief und fest. Bei Leibe kein schöner
Törn, aber das war uns von vornherein klar. Endlich, nach 12
Stunden Fahrt haben wir es geschafft; wir sind noch rechtzeitig
bevor der starke NE Wind einsetzt auf der Inselgruppe und werfen
völlig übermüdet von der anstrengenden Nachtfahrt
unseren Anker.
Um die
lange Strecke von den Testigos bis Martinique vor allem für
Lena ein wenig erträglicher zu machen, beschließen wir,
sie in 2 Etappen zu fahren. Das erste Teilstück von Testigos
bis Bequia (St.Vincent & the Grenadines) wollen wir schon am
nächsten Tag in Angriff nehmen, nachdem der NE Wind über
Nacht langsam nachgelassen hat. Einigermaßen erholt starten
wir gegen späten Nachmittag und nehmen Kurs auf Bequia. Der
Wetterbericht verspricht für die kommenden 48 Stunden 15
Knoten Ost mit leichter Südkomponente, doch wie sich
herausstellt ist von der Südkomponente leider nichts zu
spüren. Unter Maschine kämpfen wir uns Stück für
Stück gegen Welle, Wind und Strom nach Nordosten. Die Mimpi
Manis stampft von einem Wellental ins nächste, das ganze Boot
kracht, schlingert und rummst. Gegen Morgen kommt Grenada in
Sicht, die Stromabdrift geht nun langsam auf 15 ° und und 1
Knoten Verlust zurück. Immerhin, in der Nacht hatten wir noch
bis zu 40 ° und 2 Knoten. Erst am Nachmittag, 2 Meilen vor der
Nordwestspitze Grenadas machen wir die Maschine aus und setzen
Segel. Doch der hier herrschende Weststrom verhindert ein direktes
Anlegen von Bequia, so dass wir schließlich gegen 1 Uhr
morgens 25 sm quer ab von unserem Ziel stehen und erneut mit
Maschine gegenan fahren müssen, also wieder krach, schlinger,
rums! 8.30 Uhr morgens: endlich ist es geschafft! Wir werfen
unseren Anker in der schönen Admirality Bay auf Bequia und
atmen erst einmal tief durch. 39 Stunden anstrengende Fahrt
gegenan, größtenteils unter Motor liegen seit Testigos
hinter uns. Lt. Karte sind es ca. 150 sm direkter Weg, unsere
Logge zeigt jedoch 174 sm über Grund, und knapp 200 sm durch
Wasser. So ist das eben, wenn man versucht gegen Wind und Strom
anzugehen!
Wir
gönnen uns 2 Tage Pause, die wir auch bitter nötig
haben. Um unsere Beine zu vertreten, machen wir ausgiebige
Spaziergänge in der netten Ortschaft Port Elizabeth, die wir
von unserer Reise in den Südlichen Antillenbogen im Mai
diesen Jahres bereits kennen. Wir bringen unsere Gasflasche zum
Füllen und lassen den kaputten Reißverschluss der
Vorsegelpersenning austauschen. Auch treffen wir hier einige
altbekannte Boote wieder (darunter das Schweizer Boot „Green
Coral“ mit Peter und Rosmarie), die alle auf dem Weg hinauf
in die nördlichen Antillen sind.
Am
Nachmittag des 2. Tages nach Ankunft treibt es uns schon wieder
um: die verbleibenden knapp 100 Seemeilen bis Martinique müssen
noch zurückgelegt werden. Über den Bequia Channel fahren
wir auf die Luvseite der Insel St. Vincent. Doch anstelle des
versprochenen Ostwindes haben wir wieder einmal die unangenehmere
Variante Ost-Nordost, sprich wir segeln hoch am Wind die Küste
entlang und lassen St. Vincent links liegen. Da der Wind immer
mehr nachlässt, beschließen wir, in der Passage
zwischen St. Vincent und St. Lucia auf die Leeseite von St. Lucia
zu wechseln und die Westküste der Insel entlang zu motoren.
Gesagt, getan. Inzwischen hat der Wind fast völlig aufgehört
zu blasen, die See ist friedlich und glatt und wir kommen unter
Motor mit 6 Knoten Fahrt gut vorwärts. So haben wir -trotz
Motorenlärm- eine ruhige Nachtfahrt vor uns. Erst als wir am
frühen Morgen des nächsten Tages den Windschatten von
St. Lucia verlassen und die verbleibenden 25 Seemeilen bis zur
Südspitze Martinique´s vor uns liegen, kommt nochmals
Wind auf. Wir setzen Segel, nehmen direkten Kurs auf St. Anne
(Martinique) und fahren das letzte Stück gemütlich unter
Halbwind dahin. Um 9 Uhr morgens sind wir schließlich an
unserem endgültigen Zielort angelangt!!!! Summa summarum 72
Stunden Fahrt seit Porlamar, aufgeteilt in 3 Etappen. Wir sind
überglücklich und zufrieden, alles überstanden zu
haben und feiern unsere Ankunft sogleich mit den restlichen
eingeschweißten Weißwürsten und frisch gebackenen
Brezn.
Schon
kurz nach unserer Ankunft in St. Anne kommt das französische
Zollboot vorbei und legt längseits bei uns an. Immerhin, sie
haben gewartet, bis wir unser Weißwurstfrühstück
beendet hatten. Franzosen eben, da ist das Essen noch wichtig und
heilig!!! Nach ein paar Fragen über Mannschaft, Ankunftszeit,
Herkunftsland und Waffen kommen sie an Bord. Ganz wohl ist uns bei
der Sache nicht, da wir in Venezuela nicht ausklariert haben, in
der Meinung, das können wir uns sparen, da europäische
Boote in den französischen Überseedepartements eh nicht
kontrolliert werden. Und prompt erwischt es uns. Na bravo! Die 3
Männer durchsuchen unser Boot, begutachten unsere Stauräume,
Schränke und Tanks insbesondere den Fäkalientank, ganz
offensichtlich auf der Suche nach Drogen. Trotz vieler Fragen sind
sie nett und scheinen die Bootsdurchsuchung eher lasch anzugehen,
gleichsam einer eher lästigen Routinearbeit. Wir hätten
den gesamten Maschinenraum mit Drogen, Waffen und Schmugglerware
vollgestopf haben können und sie hätten es nicht einmal
bemerkt. Nach gut ½ Stunde sind sie schließlich
fertig, und verlassen unser Boot ohne einer einzigen Frage
bezüglich venezuelanischem Ausklarierungsbescheid. Puh,
allgemeines Aufatmen an Bord der „Mimpi Manis“.....
Die Tage
bis zum Eintreffen unseres nächsten Besuchs vergehen wie im
Fluge. Es gibt noch jede Menge zu organisieren: Einklarieren,
Einkaufen, Boot innen und außen auf Vordermann bringen und
endlich einmal intensiv ausschlafen!!! Sobald das alles erledigt
ist, verlassen wir die Gegend um St.Anne/Le Marin und machen uns
auf den Weg zur Petite Anse d´Arlets, ca. 15 Seemeilen
nördlich davon, wo wir die nächsten Tage verbringen und
unsere Familie Anfang Dezember in Empfang nehmen werden.
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Dezember:
Pünktlich stehen wir in Fort de France am Flughafen und
heißen unseren Besuch aus Deutschland auf Martinique
herzlichst willkommen: Evi´s Vater und Bruder Bernd mit Frau
Anne und den beiden Kindern Bastian (2 ½ Jahre) und Marie
(11 Monate). Lena ist schon ganz heiß darauf, ihre Cousins
und ihren Opa nach mehr als 8 Monaten wieder zu sehen. Es
versprechen 3 turbulente Wochen zu werden. Und gerade darauf
freuen wir uns schon. Während Opa sich bei uns auf der „Mimpi
Manis“ einquartiert, hat sich der Rest der Familie in der
hübschen Ortschaft Anse d´Arlet, einem kleinen, noch
recht ursprünglichem Fischerdorf in der Petite Anse d´Arlet
eine Ferienwohnung genommen. Zu 8 mit 3 kleinen Kindern wäre
es auf Dauer doch ein wenig eng bei uns an Bord.
10 Tage
verbringen wir zusammen auf Martinique, genießen die
gemeinsamen unterhaltsamen Grillabende in Bernds Unterkunft,
tollen mit den Kindern am Strand herum, und unternehmen immer
wieder einmal Ausflüge ins Landesinnere mit dem Mietauto.
Einer davon führt uns an die Ostküste zum Rum-Museum von
St. James. Da die Erntezeit von Zuckerrohr nur von Februar bis
Juni dauert, gibt es in den restlichen Monaten des Jahres auch
leider keine Führungen durch die Destillerie. Dafür
werden wir mit einer Fahrt in einer kleinen, restaurierten
Eisenbahn durch die Plantagen belohnt, vor allem für die
Kinder ein Erlebnis. Nach einem Rundgang durch das kleine, aber
recht informative Museum und einer anschließende
Rumverköstigung geht es weiter zur Halbinsel Caravelle, die
mit authentischen Fischerdörfern, einem netten Sandstrand und
dem Chateau Dubuc, einer Ruine aus dem 17. Jahrhundert lockt.
Weitere
Tagesausflüge führen uns in den Süden der Insel zu
dem wunderschönen, ursprünglichen, jedoch sehr wilden
Sandstrand von les Salines. Auch den Norden von Martinique
erkunden wir gemeinsam und machen einen Stopp in der ehemaligen
Hauptstadt St. Pierre, die im Jahre 1902 vollständig bei
einem Vulkanausbruch verschüttet wurde. Ein Museum und einige
noch heute zu besichtigende Ruinen erinnern an die Zeit. Nach
einem Mittagessen am Strand geht es weiter bis Le Precheur, wo wir
an einem schwarzen, vulkanischen Sandstrand noch ein wenig baden.
Doch leider macht uns das unbeständige Wetter immer wieder
einen Strich durch die Rechnung und ausgiebige Regenschauer über
den Tag verteilt vermiesen uns ein wenig das Badevergnügen.
Die Regenzeit hier ist definitiv noch nicht vorbei. Soviel Nass
vom Himmel wie in den vergangenen Tagen hatten wir seit Ankunft in
der Karibik vor fast einem Jahr kaum.
Wir
genießen die Zeit mit unserer Familie sehr, vor allem Lena
freut sich täglich darauf, mit Basti und Marie herum zu
tollen. Die 3 verstehen sich von Anfang an prächtig, bringen
Leben in die Bude und halten so manch einen von uns zum Teil ganz
schön auf Trab. Wie wird das langweilig werden, wenn wir
wieder alleine unterwegs sind!!! Doch noch ist es nicht soweit.
Zunächst einmal kündigt sich der Nikolaus am Abend des
6.Dezember mit lautem Gepolter an und hinterlässt für
jeden von den 3en ein kleines Säckchen mit Süßigkeiten
und einem kleinen Geschenk. Lena bekommt ihren heiß
ersehnten Ball geschenkt. Noch Tage später schwärmt sie
mit ganz großen Augen überglücklich und völlig
beeindruckt: „Mizilaus, Ball, Schenke, Sokolaaaade.....!!!“
Die 10
Tage auf Martinique vergehen wie im Fluge. Gemeinsam wollen wir
nun die Petite Anse d´Arlet verlassen und nach Dominika
segeln. Die erste Meisterleistung wird sein, das gesamte Gepäck
incl. Buggy, Maxicosi und 2 großen Rucksäcken rutsch-
und segelsicher zu verstauen. Doch wir sind immer wieder erstaunt,
wie viel Stauraum unser kleines Boot bietet. Relativ problemlos
finden wir für jedes Teil einen sicheren Platz. Die 2.
Meisterleistung lautet: 8 Personen über Nacht unterzubringen,
ohne dass man sich gegenseitig auf die Füße tritt. Auch
das schaffen wir wider Erwarten relativ gut. Gegen 17 Uhr kann es
dann losgehen. Wir gehen Anker auf, und die „ Mimpi Manis“
steuert voll beladen Kurs Nordost nach Dominika! Anne und Marie
verziehen sich schon bald in ihre Koje, um möglicher
Seekrankheit von vornherein vorzubeugen. Auch Lena schläft
völlig erschöpft von den vergangenen Tagen kurz darauf
in ihrer Koje ein.
90
Seemeilen liegen vor uns. Die ersten Stunden entlang der Leeseite
bis an die Nordwestspitze Martinique´s verlaufen ruhig unter
Segel. Erst als wir die Passage erreichen nehmen Wind und
Wellenhöhe deutlich zu. Am Wind brettern wir mit
durchschnittlich 7 Knoten Fahrt dahin, ein ziemlich ruppiges und
wenig angenehmes Segelerlebnis, insbesondere wenn man es nicht
gewohnt ist. Vor allem Basti bekommt das zu spüren, da er
seekrank wird und sein halb verdautes Mittagessen wieder heraus
spuckt. Insgesamt eine sehr unruhige Nacht für alle
Beteiligten, abgesehen von unseren beiden jüngsten
Crewmitgliedern, Marie und Lena, die seelenruhig fast die ganze
Nacht durch schlafen. Kurz vor Mitternacht kreuzt wieder einmal
ein Frachter unseren Weg. Er kommt volle Fahrt direkt auf uns zu.
Als er nur noch ca. 50 – 100 m vor uns liegt entschließen
wir uns, nicht auf unser Vorfahrtrecht zu bestehen. Schnell wenden
wir und fahren gerade noch rechtzeitig parallel an ihm vorbei.
Wenn wir nicht reagiert hätten, hätte es verdammt knapp
werden können. Vielleicht wäre er ja noch kurz vor uns
vorbeigekommen, aber auf dieses Experiment wollten wir es dann
doch lieber nicht ankommen lassen.....
Gegen 1
Uhr morgens erreichen wir endlich die Südspitze Dominika´s.
Das Schlimmste wäre damit überstanden. Im Lee der Insel
nehmen Wind und Welle sofort ab, wir werfen den Diesel an und
motoren an der Küste entlang. Abgesehen von dem lauten
Motorengeräusch steht uns nun eine sehr ruhige Fahrt bis zum
Morgengrauen bevor, die See wird von Stunde zu Stunde friedlicher
und der Wind schläft schließlich völlig ein. Um 6
Uhr morgens erreichen wir die Prince Ruppert Bay bei Portsmouth,
wo wir im Süden der Bucht unseren Anker werfen. Wir sind
froh, alles so gut überstanden zu haben und beginnen den Tag
mit leckeren Pain au Chocolat und Kaffee. Kurze Zeit später
verlassen uns Bernd, Anne, Bastian und Marie wieder samt ihres
Gepäcks, um sich in einer hübschen Unterkunft am Strand
einzuquartieren. Vor allem das Anlanden am steinigen und ziemlich
schwelligen Strand wird zum wahren Abenteuer! Da Stephan nicht
anlegen kann, watet Bernd wie ein afrikanischer Träger mit
dem Gepäck auf dem Kopf durch das hüfthohe Wasser, immer
wieder kommt eine Welle von hinten und verschluckt den armen
„Träger“ fast völlig, der nur mit Mühe
und Not das Gleichgewicht behält und die Rucksäcke noch
ein paar Zentimeter weiter nach oben stemmt. Ein Wunder, dass
zumindest das Gepäck beim Ausladen trocken das Land erreicht.
Nur Schade, dass wir von der Entladeaktion kein Foto gemacht
haben. Worte können das ganze leider nicht beschreiben....
Nach
dieser Aktion steht für uns fest, wir verlegen unser Boot am
nächsten Morgen in den Nordteil der Bucht zu „Big Papas
Restaurant“, wo wesentlich weniger Schwell herrscht und
Dingistege zum bequemen Ein- und Aussteigen zur Verfügung
stehen. Damit sind wir zwar ein gutes Stück von dem Rest der
Familie getrennt, können aber jederzeit mit Hilfe des
Handfunkgerätes in Kontakt bleiben und geeignete Treffpunkte
vereinbaren.
Auch die
Tage hier auf Dominika sind ähnlich regenreich wie auf
Martinique. Doch das soll uns nicht von unserem geplanten
Besichtigungsprogramm abhalten. Schon bei unserem ersten Besuch
hier im April waren wir von den Naturschönheiten, der
Ursprünglichkeit und der üppigen Vegetation der Insel
beeindruckt. Gemeinsam erkunden wir das nahegelegene Fort Shirley,
das im 18. Jahrhundert von den Engländern erbaut wurde,
turnen auf den Kanonen herum und genießen den schönen
Blick hinunter auf die Prince Ruppert Bay. Ein paar Tage später
machen wir mit dem Mietauto einen Ausflug in den Süden der
Insel in den Nationalpark Morne Trois Pitons zu den Trafalgar
Falls und wandern anschließend hoch zur Titou Gorge, wo wir
durch eine kleine Schlucht hindurch schwimmend einen kleinen
Wasserfall erreichen. Nach dem erfrischenden Bad geht’s
weiter hinauf zum Freshwater Lake, dem Frischwasserreservoire und
größten See Dominika´s. Ein kalter Wind bläst
uns hier um die Nase und Nebelwolken ziehen direkt an uns vorbei.
Trotzdem, der Blick auf den See ist beeindruckend und die
Landschaft imposant! Auf dem Rückweg machen wir Halt am
Syndicate Trail, einem kleinen ½ stündigen
Naturlehrpfad durch den Regenwald. Bei viel Glück und einem
geschulten Auge kann man hier den Nationalvogel Sisserou und eine
weitere Papageienart finden. Allein die herrliche Fahrt hoch zum
Beginn des Trails durch Mandarinen- Orangen-, Bananen- und
Kaffeeplantagen lohnt den Abstecher hierher.
Eine
weitere Sehenswürdigkeit hier in Dominika ist der Indian
River bei Portsmouth. Nachdem Versuch 1, den Fluss zu befahren
aufgrund starker Regenfälle sprichwörtlich ins Wasser
gefallen ist, versuchen wir es ein paar Tage später nochmals.
Dieses Mal haben wir mehr Glück und das Wetter zeigt sich von
seiner besten Seite. Unser Rasta Guide Budah paddelt mit uns von
der Mündung flussaufwärts bis zur Dschungel Bar, die im
Moment aber eher einer Baustelle gleicht. Das Ufer ist gesäumt
von tropischen Pflanzen und Bäumen, je weiter man hinein
fährt, desto enger windet und schlängelt sich der Fluss
durch die Mangroven. Budah erzählt uns alles Wissenswerte
über die Flora und Fauna, zeigt uns verschiedene Vogel- und
Pflanzenarten, die hier heimisch sind und berichtet uns voller
Stolz von den Drehaufnahmen des Kinokassenhits „Fluch der
Karibik 2“, der zu Teilen auf Dominika bzw. am Indien River
gedreht wurde. Es ist eine wirklich schöne und idyllische
Fahrt auf dem schmalen Fluss.
Die
restlichen Tage verbringen wir zum Teil gemeinsam am Strand,
probieren abends die verschiedenen Strandlokale aus und genießen
die schönen Stunden im Kreise unserer Familie. Doch die 3
Wochen vergehen viel zu schnell. Kurz vor Weihnachten verlassen
uns die 5, und fahren mit der Fähre von Roseau aus zurück
nach Martinique. Es heißt Abschied nehmen, traurig winken
wir ihnen nach. Vor allem Lena kann es gar nicht fassen, dass sie
in Zukunft wieder alleine ohne Basti und Marie spielen muss. Am
liebsten wäre sie gleich mit ihnen mitgefahren. Wir trösten
sie damit, dass wir ja in ein paar Monaten bereits für
längere Zeit nach Hause fliegen.
Einen
Tag, nachdem uns unser Besuch verlassen hat, brechen auch wir auf
in Richtung Norden. So schön die Insel ist, wir wollen
Weihnachten auf keinen Fall auf Dominika verbringen. Hier herrscht
über die Feiertage bis ins neue Jahr hinein Partystimmung.
Jeden Tag Strandparty mit dröhnender Musik bis zum
Sonnenaufgang. Unserem Verständnis von besinnlichen
Weihnachten entspricht das auf alle Fälle nicht. Außerdem
werden Erinnerungen an unser letztes Osterfest wach, das wir heuer
auf Dominika verbracht haben. 2 Tage lang Party und vollste
Dröhnung, mit Schrecken denken wir daran zurück. Wir
hoffen auf den französischen Inseln ein wenig mehr Ruhe und
Besinnlichkeit zu finden. Ziel sind deshalb die Iles des Saintes
(klingt doch schon ein bisschen weihnachtlich, oder?), eine kleine
Inselgruppe 18 Seemeilen nördlich von Dominika, die zum
Departement Guadeloupe gehören. Die Strecke bewältigen
wir ohne größere Schwierigkeiten, gemütlich mit
halben Wind segeln wir dahin.
Inzwischen
ist der 23.12., unsere Weihnachtsstimmung hält sich noch
immer in Grenzen. Das Wetter ist einfach zu warm, kein Schnee,
kein Christbaum, kein Adventskranz, und unser Plätzchen- und
Stollenbestand, den wir aus Deutschland bekommen haben, ist
inzwischen auf 0 geschrumpft. Wie soll da echte Stimmung
aufkommen? Nur Lenchen freut sich schon tierisch auf das
Christkind. Um auch ganz sicher zu gehen, dass es uns auf unserem
neuen Ankerplatz findet, greift sie zur Funke und funkt auf Kanal
74 das Christkind an. Papa steht heimlich mit dem Handfunkgerät
draußen auf dem Vordeck und antwortet ihr mit verstellter
Stimme als „Nikolaus“, der in Stellvertretung für
das Christkind Kanal 74 abhört. Lena erzählt ihm
daraufhin, dass sie "Schenke" will, und dass sie nun
nicht mehr auf Dominika ist, sondern hier auf den Iles des
Saintes. Mama hat ein bisserl soufliert, aber so im Großen
und Ganzen hat sie es echt toll gemacht! Als dann Stephan ein paar
Minuten später wieder ins Boot kommt, erzählt sie es ihm
ganz stolz, dass sie mit dem Nikolaus gefunkt hat. Wir haben uns
fast kaputt gelacht!!!
Weihnachten:
Von Stunde zu Stunde füllt sich der Ankerplatz hier vor der
netten Ortschaft Bourg des Saintes. Wir werden von Booten
eingekeilt, die alle anscheinend noch schnell vor Weihnachten
Guadeloupe verlassen haben, um die Festtage hier auf den kleinen
Inseln zu verbringen. Und alle batzen sich neben uns! Ein Wunder,
dass es nicht kracht!!! Schon in der Frühe werden die ersten
Geschenke ausgepackt und der Geburtstagskuchen angeschnitten:
Papa, unser Christkindl wird heute 37 Jahre alt! Von den „Morgis“
bekommt er sogar ein Ständchen über Funk gesungen! Ein
paar Stunden später laufen bereits die letzten
Weihnachtsvorbereitungen auf Hochtouren, der Truthahn schmort mit
einer leckeren Apfel-Rosinen-Speckfüllung im Ofen, die Igname
kocht im Schnellkochtopf, der Blattspinat wartet darauf,
zubereitet zu werden, und sogar Lenchen lässt sich noch davon
überzeugen, einen Mittagsschlaf zu machen. Nun hat das
Christkind alias Mama Zeit, die Geschenke auf dem Tisch zu
stellen, die Weihnachts-Pinguinleuchtkette aus dem Schrank zu
kruschteln und die Nelkenduftkerze mit Pinguinen zu schmücken
und ebenfalls auf dem Tisch zu drapieren. So, nun sieht es
wenigstens ein bisserl feierlich hier auf dem Boot aus. Zu 3.
feiern wir ein wunderschönes, ruhiges Weihnachtsfest und
besuchen anschließend um 21 Uhr die Christmesse. Lena ist
völlig hin und weg von all den Geschenken und Erlebnissen
dieses wunderschönen Tages, und fasziniert beobachtet sie nun
den Gottesdienst in der Kirche. Erschöpft schläft sie in
unseren Armen ein, bis wir sie am Ende der Messe -2 Stunden
später- zum Dinghi tragen und zurück aufs Boot bringen.
Kurz
nach Weihnachten verlassen wir die Iles des Saintes mit Ziel St.
Martin. Wir wollen die ca. 175 sm lange Strecke in 2 Etappen
segeln. Zunächst bis nach Deshaies an die Nordwestspitze von
Guadeloupe, und einen Tag später weiter von dort aus in einem
Schlag bis St. Martin. Am frühen Morgen des 26.12. fahren wir
los. Ein kräftiger 5 er Wind aus Ost-Nordost bläst uns
um die Nase, was im Grunde bei einem Halbwindkurs, wie wir ihn vor
uns haben eigentlich recht angenehm ist. Da aber die Wellen von
der Seite auf unser Boot treffen, werden wir kräftig
durchgeschaukelt. Dennoch, mit durchschnittlich 7 Knoten
Geschwindigkeit sausen wir dahin, so dass wir schneller als
erwartet nach bereits 1 ½ Stunden die Südspitze von
Guadeloupe erreichen. Im Landschatten der Insel nimmt die Welle
sofort ab, und damit hat gleichzeitig das nervige Geschaukel
endlich ein Ende. Auch der Wind geht stark zurück und bläst
nun ziemlich unbeständig irgendwo aus NE – SE. Unser
Ehrgeiz, bei solch launischen Wind weiter zu segeln hält sich
stark in Grenzen, so dass wir das Vorsegel bergen und mit dem Groß
als Stützsegel die Küste von Guadeloupe hoch motoren. Da
unsere Wassertanks im Moment auch relativ leer sind, fällt
uns die Entscheidung, den Motor anzuwerfen und den Wassermacher in
Betrieb zu nehmen doppelt leicht. Gegen 3 Uhr nachmittags
erreichen wir unser anvisiertes Tagesziel: Deshaies, eine kleine,
verschlafene Ortschaft im Norden von Guadeloupe, an einer recht
hübschen Bucht gelegen. Noch am selben Tag machen wir uns
fertig für den Landgang, vertreten uns ein wenig die Füße
und lassen Lenchen an einem Spielplatz mit anderen Kindern bis zum
Umfallen herum toben.
Am
nächsten Tag steht uns die zweite, wesentlich längere
Etappe bevor. 140 Seemeilen beträgt die Distanz zwischen
Deshaies und St. Martin, was in ca. 24 Stunden zu bewältigen
sein sollte. Gegen Mittag gehen wir Anker auf, und verlassen die
Bucht von Deshaies. Erst nach ca. 1 Stunde kommt Wind auf, wir
setzen Segel und nehmen Kurs auf St. Martin. Die See ist ziemlich
rau und ruppig, unsere „Mimpi Manis“ wird wieder
einmal kräftig durchgeschaukelt, und ein Squall nach dem
anderen erwischt uns mit Windstärken bis zu 6 Bft. Dank der
Duplo-Bausteine, die Lena zu Weihnachten bekommen hat, können
wir unser Töchterchen stundenlang beschäftigen und ganz
gut bei Laune halten, trotz der widrigen Bedingungen auf See. Doch
von Stunde zu Stunde wird das Boot ruhiger, die Regenschauer
nehmen ab und mit mehr als 6 Knoten im Schnitt geht es die Nacht
über recht zügig dahin. Wir lassen Montserrat, St. Kitts
and Nevis und St. Barth links liegen und bereits im Morgengrauen
liegt St. Martin vor uns. Ein paar Stunden später -nach 22 ½
Stunden Fahrt- werfen wir unseren Anker in Marigot, der Hauptstadt
des französischen Teils der Insel.
Die
gespaltene Insel ist im Norden in einen französischen (St.
Martin) und im Süden in einen niederländischen Sektor
(St. Maarten) gegliedert. Während der französische
Norden verwaltungstechnisch Guadeloupe zugeordnet ist und -wie
Martinique, französisch Guayana und La Reunion- ein
Departement von Frankreich und somit Teil der EU ist, gehört
der niederländische Süden -neben St. Eustatius, Saba und
den ABC Inseln- zum Staate der niederländischen Antillen,
dessen Hauptstadt Willemstad auf Curacao liegt. Außenpolitisch
werden die niederländischen Antillen von der Regierung in Den
Haag vertreten, innenpolitisch sind sie jedoch autonom und können
über ihre inneren Angelegenheiten selbst entscheiden. Neben
ein paar schönen Ankerbuchten und Stränden hat St.
Martin landschaftlich gesehen relativ wenig zu bieten. Als Duty
Free Zone und Einkaufsparadies ist es jedoch beliebter Anlaufpunkt
vieler Kreuzfahrschiffe, deren Passagiere die Insel jeweils für
ein paar Stunden regelrecht überschwemmen.
Kaum
angekommen, gehen wir in Marigot bereits auf Erkundungstour:
Einkaufen, einklarieren, durch die belebten Straßen bummeln,
in der schönen Marina Port Royal Eisessen und zum Fort Louis
hinauf marschieren, dessen spärlichen Überreste zwar
eher enttäuschend sind, dafür ist der Blick auf die
Bucht und die dahinter liegende Simpson Bay Lagune einmalig schön
und entschädigt für den Aufstieg. Am nächsten Tag
planen wir einen Ausflug mit den öffentlichen Bus nach
Philippsburg, mit 18.000 Einwohnern die Hauptstadt des
niederländischen Teiles der Insel. Größte
Attraktion sind die beiden parallel zum Strand verlaufenden
Einkaufsstraßen Frontstreet und Backstreet, wo sich
Restaurants, Strandkneipen, Souvenirshops, Boutiquen, Elektronik-
und Juweliergeschäfte und Kasinos aneinander reihen.
Übrigens, Philippsburg hat mit 11 Kasinos die höchste
Kasinodichte pro Einwohner auf der gesamten Welt. Ganz
Philippsburg scheint gerüstet für den Ansturm der
Kreuzfahrttouristen, was sich auch an den deutlich überzogenen
Preisen der Lokale der Einkaufsmeile widerspiegelt. Als wir die
Stadt besuchten, hatten 5 Kreuzfahrer am Dock festgemacht!!!
Das Jahr
nähert sich seinem Ende. Letztes Silvester haben wir noch auf
Lanzarote gefeiert. Inzwischen sind wir fast seit einem Jahr in
der Karibik unterwegs, haben in diesem Jahr über 5500
Seemeilen (10000km) hinter uns gebracht, jede Menge wunderschöne
Inseln und Ankerbuchten erkundet, und viele neue und interessante
Bekanntschaften geschlossen. Das Silvesterfest 2006 fällt
heuer im kleinen Kreise und sehr bescheiden aus. Lena wird
pünktlich zum 30.12. krank und liegt zum Jahreswechsel mit
39,5 °C Fieber im Bett. Kein Wunder, dass uns da nicht
unbedingt zum Feiern zumute ist. Wir kochen uns lediglich ein
leckeres Essen, bestehend aus Schweinerollbraten, Kartoffelknödel,
Blaukraut und Apfelkompott. Um 24 Uhr stoßen wir mit 5
Stunden Verspätung zur MEZ zu zweit auf das Neue Jahr an und
schauen uns vom Boot aus das schöne Feuerwerk an. Was wird
2007 bringen? Wir sind selber gespannt! Nur soviel: wir planen von
hier aus für 3 – 4 Wochen in die British Virgin Islands
zu fahren und danach Stück für Stück südwärts
zurück bis Martinique. Außerdem erwarten wir im
Frühjahr Nachwuchs, auf den wir uns alle 3 schon mächtig
freuen......
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